Grüne: Aus für Vorschulklassen

Integration, Vorschulklasse
Integration: Die Grünen plädieren für einen flexiblen Schuleinstieg statt verpflichtender Vorschulklassen.

Vorschulklasse - ja oder nein? Während Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz Kinder mit Deutschproblemen zu einem Vorschuljahr verpflichten will, plädieren die Grünen nun für ein anderes Modell - und zwar für einen flexiblen Schuleinstieg.

Grüne: Aus für Vorschulklassen
Die Begründung dafür: Wenn Kinder mit sechs Jahren in die Schule kommen, würden sie in ihrem Entwicklungsstand bis zu zwei Lernjahre auseinander liegen. Ist ein Kind aus Sicht der Schulleitung körperlich oder intellektuell noch nicht reif für die erste Klasse, kann es demnach in der Vorschule eingeschult werden - in der Praxis sind deshalb Kinder mit nicht-deutscher Umgangssprache in Vorschulklassen extrem überrepräsentiert. Geht es nun nach den Grünen, soll es separate Vorschulklassen in Zukunft überhaupt nicht mehr geben. Stattdessen soll der Schuleinstieg flexibler gestaltet werden, fordert Grünen-Bildungssprecher Harald Walser gegenüber derAPA.

Walser spricht explizit von einem Gegenmodell zum Plan von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (V), Kinder mit Deutschproblemen zu einem Vorschuljahr zu verpflichten. "Kurz will separieren, wir wollen integrieren."

Schulen sollen entscheiden

Konkret fordert der Grüne Bildungssprecher, dass Schulen sich autonom für eine flexible Schuleingangsphase entscheiden können, bei der Kinder der Vorschulklasse und der Grundstufe I der Volksschule (1. und 2. Klasse) gemeinsam unterrichtet werden. Dieses Modell gibt es zwar bereits seit 1999, allerdings ist es derzeit genehmigungspflichtig. Walser will, dass die Schulstandorte selbst über die flexible Schuleingangsphase entscheiden können, "weil sie die Bedingungen am Standort am besten kennen". Außerdem brauche es ausreichend Personal, nämlich abhängig vom Anteil an Kindern mit Sprachproblemen 1,5 bis zwei Lehrerstellen pro Klasse.

In der flexiblen Schuleingangsphase können Kinder die Grundstufe I je nach Vorwissen und in Absprache mit den Eltern in einem bis drei Jahren absolvieren, der Lehrplan wird flexibel an die Fortschritte der Schüler angepasst. Sie können auch unterm Schuljahr in die nächsthöhere oder -niedrigere Schulstufe wechseln, nach zwei Jahren wird entschieden, ob ein Kind bereit für einen Wechsel im Klassenverband in die Grundstufe II ist oder weitere Förderung braucht.

Derzeit werde zusätzliches Personal in der flexiblen Schuleingangsphase meist erst ab einer gewissen Schülerzahl genehmigt, kritisiert Walser die derzeitige Handhabung. Kinder, die als nicht-schulreif eingestuft werden, würden einfach in der ersten Klasse mitunterrichtet. Wenn die Kinder der ersten Schulstufe am Ende des Schuljahres aufsteigen, blieben die Vorschüler "in der ersten Klasse sitzen". Ziel der flexiblen Schuleingangsphase sollte es allerdings sein, dass die Kinder Defizite aufholen und die Grundstufe I regulär in zwei Jahren durchlaufen. Zusätzliches Personal zur Förderung der Vorschulkinder gebe es in diesem Fall nur in manchen Bundesländern, so Walser.

Mehr Förderung

Für die Kinder brächte die Umstellung des Schuleinstiegs aus Walsers Sicht mehrere Vorteile: So käme es durch die Vermischung der Jahrgänge nicht mehr zu Klassen, in denen das Gros der Kinder Probleme mit der Unterrichtssprache habe. Bei Kleinschulen am Land wiederum, wo der gemeinsame Unterricht von Kindern der Vorschul-, 1. und 2. Schulstufe wegen der geringen Schülerzahlen sehr verbreitet sei, würde durch zusätzliches Personal im Gegensatz zu jetzt individuelle Förderung ermöglicht. Und auch besonders begabten Kinder würde geholfen, da sie ohne Lehrinhalte zu verpassen von der 1. in die 2. Klasse Volksschule wechseln könnten.

Die Kosten für das Modell schätzt Walser "relativ gering", wobei man allerdings wegen der föderalen Struktur nicht einmal sagen könne, wie viel derzeit für Lehrer an den Landes- und damit auch an den Volksschulen ausgegeben werde.

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