Katzian: 12-Stunden-Regelarbeit nicht mit uns

Wolfgang Katzian
Der GPA-djp-Vorsitzender ist aber zuversichtlich, dass sich die Sozialpartner in Verhandlungen zu Arbeitszeitflexibilisierung und Mindestlohn einigen.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, Wolfgang Katzian (SPÖ), hat zu den laufenden Verhandlungen der Sozialpartner über Mindestlohn und Arbeitszeitflexibilisierung ausgeschlossen, dass es eine Regelarbeitszeit von 12 Stunden geben werde. Das stehe offenbar im "Traumkatalog" einiger, höre man sich Aussagen der vergangenen Wochen an. Aber: "Mit uns nicht", so Katzian am Dienstag in Wien.

Grundsätzlich zeigte sich der Vorsitzende der GPA-djp aber zuversichtlich, dass - wie von der Regierung gefordert - bis Juni eine Einigung der Sozialpartner in den "durchaus schwierigen Verhandlungen" gefunden werde. "Schöne Gesetze und Vereinbarungen sind machbar, sie müssen aber auch kontrolliert werden", so Katzian zur Nebendebatte um das Vorgehen der Arbeitsinspektorate. "Wir brauchen ein starkes Arbeitsinspektorat", kritisierte Katzian "Versuche, es zu einem zahnlosen Tiger zu machen, der nur berät", etwa in Richtung Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, der zuletzt laufend überbordende Kontrollen und Strafen kritisierte.

All-In-Vertrag: "Kein gutes Modell"

Konkreter wollte Katzian zu den Sozialpartnergesprächen mit dem Hinweis auf laufende Verhandlungen nicht werden, auch nicht auf die Frage, wo es Bewegung seitens der Gewerkschaften beim Arbeitszeit-und Mindestlohnthema geben könnte. Lieber bekräftigte Katzian Sorgen über Arbeitszeiten im Handel und konkret zur Kette Müller. Die Drogeriemarktkette habe eine Mitarbeiterin gekündigt, die einen Betriebsrat gründen wollte. Bei der Kette müsse also etwas nicht stimmen, so Katzian.

Auch das Thema All-in-Verträge sei bei den Gesprächen nicht außer Acht zu lassen, erklärte der Spitzengewerkschafter. Die GPA-djp bekräftigte am Dienstag vor Journalisten ihre Forderung, wonach solche Verträge nur für Führungskräfte ab einer bestimmten Entgelthöhe angewendet werden sollte. Vorbild könnte die Konkurrenzklausel sein, so Katzian. "Denn grundsätzlich handelt es sich um kein gutes Modell für Arbeitnehmer. Das rechnet sich für die Betroffenen nicht", sagte der Gewerkschafter, der zu einem Jahr "All-In-Rechner" Bilanz zog.

Das Angestelltengesetz regle klar, dass es diese nur gebe, wenn das Gehalt ein 20-faches der Höchstbeitragsgrundlage beträgt. Zudem müssten Arbeitnehmer frei wählen können, ob sie auf Einzelstundenbasis oder All-in entlohnt werden wollten - also sollten sie gegebenenfalls auch laufend aus All-in-Verträgen aussteigen können.

Mehr als eine halbe Million All-In-Vereinbarung

Den im Vorjahr lancierten "All-in-Rechner" der GPA haben inzwischen jedenfalls knapp 51.000 Menschen benutzt. Er dient als Überschlagsrechnung, ob man nicht womöglich durch einen solchen Vertrag eigentlich zu gering entlohnt wird. Genaue Nachrechnungen, wenn einem im Zuge der Online-Berechnung etwas "spanisch" vorkommt, bietet die Gewerkschaft in den Regionalbüros. Eben wurden auch die Branchen, für die man nachrechnen kann, deutlich erweitert. Denn "all zu oft ist die Transparenz endenwollend", sagte die Chefin der GPA-djp-Rechtsabteilung Andrea Komar.

Laut einer Sonderauswertung der Statistik Austria im Jahr 2013 haben mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer eine All-In-Vereinbarung. Der All-In-Rechner der Gewerkschaft ist unter www.allinrechner.at erreichbar.

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