Faymann ließ Bundespräsident warten

Pflichtprogramm: Fischer und Faymann bei der Kranzniederlegung.
Die Stimmung zwischen Hofburg und Kanzleramt ist kühl, und das liegt nicht am Wetter.

Bisweilen täuschen Fotos, sehr sogar. Und am Dienstag, bei der Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wurde eine solche Aufnahme von Heinz Fischer und Werner Faymann gemacht.

Im „Stammlager“ trafen das Staatsoberhaupt und der Regierungschef aufeinander, man wollte einen Kranz niederlegen. Auf den Fotos wirken beide gewohnt professionell, im Gleichklang verneigen sie sich vor den Opfern.

Die Geschichte hinter den Bildern ist eine andere. Denn Faymann, der Hofburg und Organisatoren ja schon zuvor in Schwierigkeiten brachte, indem er sich „spontan“ zur Teilnahme entschloss (für Faymann war bis zuletzt kein Sitzplatz neben Fischer vorgesehen), ließ den Bundespräsidenten ausgerechnet beim einzigen gemeinsamen Termin warten.

Die Szene spielt in einer Umgebung, die an sich schon zum Frösteln ist – einem vereisten Innenhof zwischen den KZ-Baracken. Wind und Schnee in der Luft, Fischer steht vor der Todesmauer, an der einst ausgemergelte Häftlinge erschossen wurden – es gibt angenehmere Orte zu warten.

Der Kranz ist vorbereitet, die obligaten Erinnerungsfotos mit Gedenkdienern (österreichische Zivildiener) längst gemacht. Doch von Faymann und seiner Entourage ist nichts zu sehen. Also wartet Fischer. Eine Minute, zwei Minuten – kein Kanzler, keiner seiner Mitarbeiter erreichbar.

Fischer wartet weiter. Irgendwann sagt er: „Wir sollten doch ein Fernsehinterview machen, nutzen wir die Zeit.“ Er macht das Interview, als es fertig ist: kein Kanzler.
Nach einer kleinen Ewigkeit wird Fischer ungeduldig. „Sollen wir das alleine machen?“, fragt er in die Runde. „Bitte etwas Geduld“, antwortet ein Mitarbeiter, „der Kanzler kommt in 30 Sekunden.“ Fischer wartet. Keine halbe Minute, länger.

Irgendwann biegt tatsächlich der Kanzler ums Eck. Frostige Begrüßung, der Kranz wird abgelegt. Und die Ursache des Ungemachs? „Wir waren vorher in Wien beim Ministerrat und sind direkt vom Flughafen nach Auschwitz gefahren“, sagt Faymanns Sprecher. „Es ging nicht schneller.“

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