Fall Telekom wird zur Abrechnung mit einer Ära

Fall Telekom wird zur Abrechnung mit einer Ära
Korruption: Der Aufsichtsratschef holt Prüfer aus dem Ausland. Der Telekom-Boss attackiert den Kronzeugen. Die SPÖ spricht von Mafia-Struktur.

Seit Tagen zittern (ehemalige) Telekom-Bosse und (Ex-)Politiker aus der Ära schwarz-blau/orange vor seinen Enthüllungen. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Gernot Schieszler, Ex-Manager und Kronzeuge der Staatsanwaltschaft in der Telekom-Affäre, unter Beschuss gerät.

Telekom-Boss Hannes Ametsreiter, der bis dato dafür plädiert hatte, die Vorfälle unter seinen Vorgängern restlos aufzuklären, attackiert nun Schieszler persönlich. "In dem Mann steckt kriminelle Energie", sagte Ametsreiter der Kronen Zeitung.

Schadenersatz

Hinter der Manipulation des Telekom-Aktienkurses, die zu Millionen-Boni für Manager führte, steckte laut Ametsreiter ebenso ein "System Schieszler" wie hinter den dubiosen Geldflüssen an den Lobbyisten Peter Hochegger. Dieser soll neun Millionen Euro ohne dokumentierte Gegenleistungen erhalten haben; ebenso viel machten die Manager-Boni aus. Diese 18 Millionen Euro wolle man sich nun mit Schadenersatzklagen "von den Tätern holen", sagt Ametsreiter.

Schieszlers Anwalt Stefan Prochaska spricht von "persönlichen Diffamierungen" gegen seinen Mandanten. "Die Telekom spricht offenbar mit zwei Zungen", sagt Prochaska: Während man offiziell auf Aufklärung dränge, setze man den Kronzeugen durch die Klagsandrohung Ametsreiters massiv unter Druck.

Der Anwalt sieht im aktuellen Fall auch einen Test für die Kronzeugen-Regelung, die seit heuer gilt. Schieszler könnte der Erste sein, der durch seine Mithilfe an der Aufarbeitung einer Strafsache ohne Strafe bzw. mit einer relativ geringen Geldbuße davon kommt.

Externe Prüfer

Markus Beyrer, Boss der Staatsholding ÖIAG und Aufsichtsratschef der Telekom, kündigte am Freitag einen außerordentlichen Aufsichtsrat an. Außerdem soll es eine "externe Task-Force" mit internationaler Beteiligung zur Aufklärung der Affäre geben.

Gorbach dementiert

Durch Schieszlers Zeugenaussage ist auch Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach in Bedrängnis geraten. Die Telekom soll Gorbachs Sekretärin nach dessen Polit-Aus 264.000 Euro gezahlt haben - als "Dankeschön" für eine Telekom-freundliche Gesetzesänderung. Einen Tag, nachdem ihn das BZÖ ausgeschlossen hatte, meldete sich Gorbach am Freitag via Anwalt erstmals zu Wort: Er weise die Vorwürfe zurück.

Auf Polit-Ebene wird der Fall Telekom zur Abrechnung mit der Ära Schüssel. SPÖ-Geschäftsführer Günther Kräuter spricht von "mafiaähnlichen Strukturen in Staatsbetrieben" unter Schwarz-Blau-Orange. ÖVP-Altkanzler Wolfgang Schüssel wollte sich auf Anfrage des KURIER nicht äußern.

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