Mahnwache der Grünen vor Abdullah-Zentrum

Es gibt keinen Zweifel: Spanien will das Zentrum unbedingt.
Rund 80 Menschen demonstrierten vor dem Abdullah-Zentrum am Wiener Schottenring.

Die Grünen haben heute zum dritten Mal eine Mahnwache für die Freilassung des saudi-arabischen Bloggers Raif Badawi veranstaltet: Rund 80 Personen demonstrierten vor dem Abdullah-Zentrum (KAICIID) am Wiener Schottenring. Grünen-Menschenrechtssprecherin Alev Korun zeigte sich im Gespräch mit der APA erfreut über das zunehmende Interesse an den wöchentlichen Mahnwachen der Grünen für die Freilassung des Internet-Aktivisten. "Das Schicksal Raif Badawis bewegt immer mehr Menschen." Die Demonstranten hätten Tafeln wie "Freiheit für Raif Badawi" oder "Je suis Raif" (in Anspielung an den Slogan "Je suis Charlie", Anm.) in die Höhe gehalten. Es habe auch schon Anfragen bezüglich einer möglichen Kundgebung am Abend gegeben.

Korun drückte den Angehörigen des am Freitag verstorbenen saudi-arabischen Königs Abdullah ihr Mitgefühl aus. Gleichzeitig wies sie aber darauf hin, dass der Tod des Königs nichts an der Verurteilung Badawis oder an der "verheerenden" Lage der Menschenrechte, der Meinungsfreiheit oder der Religionsfreiheit im wahhabitischen Königreich ändere. Sie drückte gleichzeitig ihre Hoffnung aus, dass die Unterstützer Badawis am kommenden Freitag "nicht mehr demonstrieren müssen, weil kein Grund mehr besteht", also der Blogger freigelassen ist.

Korun fordert Auflösung des Zentrums

Die Grünen-Sprecherin übte erneut heftige Kritik am Abdullah-Zentrum. Mit einem religiösen Dialogzentrum unter der Federführung eines Staates wie Saudi-Arabien habe man "den Bock zum Gärtner gemacht". Die Finanzierung durch Riad sei auch der Grund, warum sich das Zentrum nicht von massiven Verletzungen der Religionsfreiheit in Saudi-Arabien distanziert habe. Sie forderte eine Auflösung des Zentrums und "einen Dialog auf Augenhöhe".

Am Donnerstag hatten an einer von Amnesty International (AI) organisierten Demonstration vor der saudi-arabischen Botschaft in Wien-Döbling rund 50 Menschen für eine Freilassung Badawis protestiert. AI überreichte außerdem 5.400 Protestunterschriften.

1.000 Schläge wegen "Beleidigung des Islams"

Badawi war im Vorjahr wegen "Beleidigung des Islams" zu 1.000 Schlägen sowie zehn Jahren Haft verurteilt worden. Vor zwei Wochen war er mit 50 Hieben das erste Mal ausgepeitscht worden. Laut dem Urteil sollte die Strafe in weiterer Folge im Wochenrhythmus exekutiert werden. Doch am vergangenen und heutigen Freitag war sie - angeblich aus gesundheitlichen Gründen - ausgesetzt worden. Der heute 31-jährige Internet-Aktivist war 2012 verhaftet worden, weil er im Internet verschiedene Religionen als gleichwertig dargestellt haben soll.

Das Abdullah-Zentrum, das von Saudi-Arabien, Österreich und Spanien gemeinsam gegründet worden war und sich für den interreligiösen Dialog einsetzen soll, steht derzeit wegen seiner Verbindung zum wahhabitischen Königreich unter Beschuss.

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