Aus für Eurofighter ist fix

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil
Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) will aus dem umstrittenen Abfangjäger-System aussteigen und stattdessen einen neuen Flieger anschaffen.

Was KURIER-Leser bereits seit Mittwoch wussten, ist nun offiziell: "Der Eurofighter ist also Geschichte", sagte Verteidigungsminister Hans Peter Doskozi heute. Er gehört zwar zu den modernsten Kampfflugzeugen der Welt, ist aber zu teuer, nicht immer einsetzbar und genießt wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen einen schlechten Ruf. Künftig soll es nur mehr eine statt zwei Jet-Flotten geben.

Bereits vor Monaten hatte Doskozil eine Sonderkommission eingesetzt, um Alternativen für die Luftraumüberwachung zu suchen. Heute wurde der Bericht vorgelegt. Darin wird ein Umstieg auf ein "Ein-Flotten-System" empfohlen. Derzeit wird der Luftraum von zwei Flugzeugtypen - den Überschallfliegern Eurofighter und Unterschall-Jets Saab 105 überwacht. Die seit 1970 eingesetzten Saab 105-Flieger sind aus Altersgründen spätestens 2020 Geschichte, müssten also bald ersetzt werden.

Aus für Eurofighter ist fix
Korrektur: maximale Flughöhe Eurofighter Karte - Stationierung von Flugzeugen, Radarstationen; Daten zu Eurofighter und Saab 105; geplanter Umstieg ab 2020 GRAFIK 0697-17, 88 x 142 mm

Die derzeit 15 Eurofighter Typhoon der Tranche 1 sollen ab 2020 schrittweise ersetzt werden und das Heer soll gleichzeitig auf neue Flieger umsteigen. Welches Modell das sein wird, steht noch nicht fest. Innerhalb von drei Jahren könnte der Umstieg dann abgeschlossen sein. Brigadier Karl Gruber, der die Leitung der Kommission übernommen hat, sagte, dass das derzeigte System zu teuer ist.

15 Einsitzer und drei Doppelsitzer

Die Kommission empfiehlt demnach, dass die aktive Luftraumüberwachung zu hundert Prozent durch überschall-schnelle Abfangjäger abgedeckt werden soll. Zudem soll eine "uneingeschränkte Einsatzfähigkeit bei Tag und Nacht" (also auch schlechter Sicht) hergestellt werden. Es brauche ein "zeitgemäßes Selbstschutzsystem und Allwetterlenkwaffen". Umgesetzt werden sollten diese Anforderungen nach Ansicht der Kommission durch "eine einzige bewaffnete Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und 3 Doppelsitzern an zwei Standorten", also wie gehabt Zeltweg und Hörsching.

Aus für Eurofighter ist fix
ABD0109_20170707 - ZELTWEG - ÖSTERREICH: Zwei Eurofighter des österreichischen Bundesheeres aufgenommen am Donnerstag, 06. April 2017 im obersteirischen Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg. Der Fliegerhorst Hinterstoisser ist der größte Militärflugplatz des österreichischen Bundesheeres und der Stützpunkt der Eurofighter. Die Eurofighter stehen vor ihrem Ende: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) will aus dem umstrittenen Abfangjäger-System aussteigen und stattdessen einen neuen Flieger anschaffen. (ARCHIVBILD VOM 6.4.2017) - FOTO: APA/HARALD SCHNEIDER

Konkret nennt der Bericht zwei Möglichkeiten: Einerseits eine entsprechende Nachrüstung der vorhandenen 15 einsitzigen Eurofighter Typhoon der Tranche 1 und die Beschaffung von drei zusätzlichen gebrauchten Eurofighter-Doppelsitzern. Oder andererseits die "Beschaffung einer leistungsfähigen alternativen Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und 3 Doppelsitzern auf Basis eines Regierungsgeschäfts (Government to Government) unter möglichst rascher Ausphasung der Eurofighter Typhoon Tranche 1-Flotte". Zudem brauche es modernere Simulationssysteme - das würde die teuren Flugstunden reduzieren.

Insgesamt empfiehlt die Kommission, den Eurofighter, wie er derzeit genutzt wird, stillzulegen und auf die bisher geplante Beschaffung von "Advanced Jet Trainern" (ein bewaffnetes Hochleistungs-Trainingsflugzeug im hohen Unterschallbereich, Anm.) als Nachfolge für die veralteten Saab 105 zu verzichten.

Umstieg innerhalb von drei Jahren

Der Umstieg auf einen alternativen Flieger zum Eurofighter (statt Aufrüstung und Ankauf zusätzlicher Eurofighter) wäre Berechnungen der Kommission zufolge im Idealfall deutlich günstiger. Die im Bericht angegebenen Kosten sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Die Kommission konnte keine verbindlichen Angaben zu den Gesamtkosten ermitteln, weil dies erst im Zuge eines konkreten Beschaffungsverfahrens möglich sei, heißt es im Bericht. Es gibt deshalb nur ein "Kostenannäherungsmodell" zur Berechnung der Lebenszykluskosten (Investitionen, Betrieb, Ausbildung) von sechs Varianten, wenn man das jeweilige System 30 Jahre lang nutzt. Und die Bandbreite zwischen Minimal- und Maximalkosten ist denn auch beträchtlich.

Aus für Eurofighter ist fix
ABD0105_20170707 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA0118 VOM 7.7.2017 - (v.l.) Brigadier Karl Gruber und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Freitag, 7. Juli 2017, anlässlich einer Pressekonferenz zum Thema "Aktive Luftraumüberwachung" in Wien. Die Eurofighter stehen vor ihrem Ende: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) will aus dem umstrittenen Abfangjäger-System aussteigen und stattdessen einen neuen Flieger anschaffen. - FOTO: APA/HANS KLAUS TECHT

Bei der Variante, die Minister Doskozil präferiert, also jene ohne Eurofighter und stattdessen einem neuen Abfangjäger-System, geht die Kommission von Einsparungen zwischen 88 Millionen und 2,3 Milliarden Euro aus. Bezogen ist dies auf den bisherigen Plan, die alten Saab 105 durch zehn neue "Advanced Jet Trainer" zu ersetzen und die Eurofighter so weiterzuführen wie bisher. Die zweite von der Kommission genannte Alternative - Eurofighter-Aufrüstung plus drei zusätzliche Doppelsitzer - könnte laut Bericht gegenüber der Referenzvariante um bis zu 399 Millionen Euro günstiger, aber auch bis zu 284 Millionen Euro teurer sein. Ein etwaiges Erlöspotenzial aus den Eurofightern ist bei den Kostenschätzungen noch nicht einkalkuliert.

Der Umstieg auf ein neues "Ein-Flotten-System" könnte der Kommission zufolge ab 2020 umgesetzt und innerhalb von drei Jahren abgeschlossen sein.

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