Causa Seenkauf: "Handelte im Auftrag Haiders"

Causa Seenkauf: "Handelte im Auftrag Haiders"
Elisabeth Kaufmann-Bruckberger im Interview: Wie die Schmiergeldbotin 665.000 Euro beim BZÖ ablieferte.

KURIER: Frau Kaufmann-Bruckberger, wie lief die Schmiergeld-Transaktion für das BZÖ ab?

Elisabeth Kaufmann-Bruckberger: Von der Verkäuferseite wurde 2007 eine Parteispende angeboten. Dann gab es noch einen Termin zwischen den Vertretern des ÖGB, der Aucon, der Bawag und Jörg Haider. Jörg hat danach zu mir gesagt, schau, dass das Geld auch zu uns kommt. Ich handelte in Jörgs Auftrag.

Wer hat das Geld genau angeboten? Die Bawag, der ÖGB oder die Immobilien-Agentur Aucon?

Sagen wir so, das Konsortium, das den Verkauf abwickelte.

Wer konkret?

Ich habe auf Wunsch des Staatsanwalts vereinbart, keine Namen zu nennen.

Sie stellten dann eine Scheinrechnung aus ...

Von der Wiener Immobilienfirma Aucon wurde mir vorgegeben, wie der genaue Rechnungstext zu lauten hat.

35.000 Euro behielten Sie für sich, das restliche Geld brachten Sie nach Kärnten ...

Genau. In fünf Tranchen übergab ich 665.000 Euro. Zwei Mal an Jörg Haider direkt. Ein mal trafen wir uns in einem Wörthersee-Hotel, das zweite Mal in Wien. Wir tranken Kaffee, hatten Small Talk und am Ende des Gesprächs übergab ich Haider ein Geldkuvert.

Sie hatten nie Zweifel, dass dieser Geldtransport illegal ist?

Dadurch, dass offen darüber gesprochen wurde, habe ich mir nichts Böses gedacht. Zum damaligen Zeitpunkt waren Parteispenden nicht verboten, und es gab auch noch keine Meldepflicht beim Rechnungshof. Ich wusste nicht, dass neben dem Kaufpreis von 43 Millionen Euro noch extra Provisionen in der Höhe von 1,5 Millionen geflossen sind. Erst als ich davon in den Zeitungen las, wurde mir bewusst, dass hier nicht alles korrekt abgelaufen ist. Bis dahin bin ich immer davon ausgegangen, dass das Geld eine Zuwendung des Verkäufers an die Partei ist.

Bei vielen großen Millionendeals hat Jörg Haider Geld eingesteckt. Sind Sie ent-täuscht, dass er korrupt war?

Für sich selbst hat er sicher kein Geld genommen. Für die Partei – ja. Wenn es für den Fußballklub war, dann in Form einer Spende. Für mich wird Jörg Haider nie korrupt sein.

Hoffen Sie nun auf einen Dietrich-Birnbacher-Effekt, der durch das Geständnis beim Prozess mit einer geringeren Strafe davonkam?

Es wäre wünschenswert. Nach der Hausdurchsuchung kam der Punkt, wo ich mir dachte: "Jetzt musst du die Karten auf den Tisch legen und sagen, wie es wirklich war." Das war nicht einfach, denn ich habe lange ausweichende Antworten gegeben, um einen gewissen Personenkreis zu schützen. In fünf Stunden habe ich alles erzählt, jetzt bin ich sehr erleichtert.

Werden Sie Ihr Honorar von 35.000 Euro zurückgeben?

Ich habe die Summe bei meinem Anwalt hinterlegt.

Warum treten Sie nicht zurück? Sie haben ein Geständnis abgelegt. Hier kann man eigentlich nicht mehr von der Unschuldsvermutung sprechen ...

Die Causa liegt acht Jahre zurück. Ich sehe keine Veranlassung für einen Rücktritt. Die Gerichte sollen nun klären, welcher Tatbestand überhaupt besteht.

Sie sehen also keine moralische Pflicht für den Rücktritt?

Ich sehe es nicht so, und ich sehe auch keine strafbare Handlung. Es gehört auch viel Courage dazu, die Wahrheit zu sagen.

Keine strafbare Handlung? Sie haben doch eine Scheinrechnung ausgestellt?

Ich habe eine Rechnung ausgestellt.

Sie waren bis vor Kurzem beim Team Stronach. Der Slogan heißt Wahrheit, Transparenz, Fairness. Können Sie das von sich behaupten?

Allein, dass ich die Aussage gemacht habe, ist ein Zechen von Transparenz. Und dass ich die Wahrheit sage, habe ich durch dieses Geständnis auch bewiesen.

Etwas spät ...

Ja. Spät, aber doch.

Hintergrund zur Causa Seenkauf: Schonfrist für die Schmiergeldbotin

ÖGB und Bawag verkauften drei Seen-Immobilien für 43 Millionen Euro an das Land Kärnten. Das Immobilienbüro Aucon hatte dabei 1,5 Millionen Euro Erfolgshonorar kassiert. Elisabeth Kaufmann-Bruckberger (44) machte die versteckte Parteien- finanzierung durch eine vor ihr ausgestellte Rechnung möglich.

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