"Ein warmer Wind aus Wien"

Kanzler Kurz greift der traditionell schwachbrüstigen Kärntner ÖVP unter die Arme
Sebastian Kurz soll der ÖVP-Kärnten bei der Landtagswahl Rekordgewinne bescheren.

Mittwoch Abend in der Messearena in Klagenfurt.

Man fühlt sich zurückversetzt in den Nationalratswahlkampf des Vorjahres. Es dominiert die Farbe Türkis, die Junge ÖVP richtet eine Wahlparty aus, Peter Eppinger sorgt mit Radiomoderatorenwitz für Stimmung, und alle Scheinwerfer richten sich auf einen: Sebastian Kurz.

Die ÖVP ist wieder im Bewegungs-Modus.

Diesmal geht es nicht um die Eroberung des Kanzleramts, das hat sie schon.

Diesmal steht eine noch schwierigere Aufgabe an: die traditionell schwachbrüstige Kärntner ÖVP aufzupäppeln.

Denn am 4. März ist Landtagswahl.

Kurz als Retter

Dass die Kärntner ÖVP damals, im März 2013, vierzehn Prozent erreichte, grenzte fast an ein Wunder. Da war gerade die Parteifinanzierungs-Affäre Birnbacher geplatzt, in die der schwarze Landesparteiobmann Josef Martinz bis zum Hals verstrickt war. Nur dem beharrlichen Einsatz des knorrigen Gabriel Obernosterer hatte es die ÖVP-Kärnten zu verdanken, dass sie bei der Wahl 2013 nicht in der Versenkung verschwand. Obernosterer durchpflügte in harter Knochenarbeit jede Ortschaft, um die eigenen Funktionäre aufzurichten und der Bevölkerung anhand seiner eigenen Person vorzuführen, dass es in der ÖVP noch Anständigkeit gab.

Bei Wahl 2018, fünf Jahre später, hofft die ÖVP Kärnten, von Sebastian Kurz gerettet zu werden.

ÖVP-Übernahme als "Himmelfahrtskommando"

Der Kanzler bemüht sich an diesem Aschermittwoch Abend auch, die Kärntner ÖVP an ein Lazarus-Wunder glauben zu lassen. "Als ich im Mai 2017 Verantwortung in der Volkspartei übernehmen durfte, lagen wir in den Umfragen bei zwanzig Prozent, und nicht wenige haben das als Himmelfahrtskommando bezeichnet", sagt Kurz.

Über die Nationalratswahl sagt Kurz: "Die Menschen haben uns gewählt, weil sie genug vom Streiten, gegenseitigen Anfeindungen und täglichen politischen Wadlbeißen hatten. Am 15. Oktober haben wir gemeinsam in Kärnten mit einem Plus von 11,6 Prozent den höchsten Stimmenzuwachs der Volkspartei in allen neun Bundesländern erreicht."

Unterschwellige Botschaft: Auch bei der Landtagswahl sollte es einen Rekordzuwachs für die Kärntner ÖVP geben.

Dieses Ziel ist vielleicht sogar erreichbar, denn wie bei der Nationalratswahl 2017 ist die Ausgangsbasis auch bei der Landtagswahl 2018 sehr niedrig. Kurz ruft die Funktionäre jedenfalls zu vollem Einsatz auf: "Liebe Freunde, die nächsten Wochen brauche ich jeden einzelnen von Euch mit vollem Einsatz und aller Kraft. Nur so kann es uns gelingen, dass die Volkspartei am 4. März die Stärke bekommt, die Kärnten so dringend braucht."

VP will Schuldenbremse

Mit dem Kanzler ist jede Menge ÖVP-Prominenz in Klagenfurt angereist. Die beiden Kärntner Minister Josef Moser und Elisabeth Köstinger sowie die erfolgreiche Wahlkämpferin aus Niederösterreich, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner. Landesparteichef Christian Benger zieht im Pulk an der Seite von Kurz in den Saal ein.

Die Kärntner ÖVP wirbt in ihrem Wahlkampf für eine Schuldenbremse und einen Abbau von Bürokratie. Außerdem will die ÖVP die Abwanderung junger Kärntner stoppen, Kärnten ist das einzige Bundesland, dessen Bevölkerung schrumpft.

Ungewöhnlich viel Freundliches ist an diesem Abend über Wien zu hören. "Aus Wien kommt Unterstützung, aus Wien weht ein warmer Wind", schwärmen Funktionäre.

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