Duell mit grünen und blauen Flecken
Während die roten Gremien einen neuen Bundeskanzler suchen, steht der Bundespräsidentschafts-Wahlkampf momentan im Schatten der SPÖ-Krise. Dabei wird in elf Tagen ein neues Staatsoberhaupt gewählt, und erstmals wird ein Blauer oder Grüner in die Hofburg einziehen.
"Bei SPÖ und ÖVP dominiert schon seit Jahren nur mehr die Angst, etwas zu verlieren, statt der Mut, etwas verändern zu wollen", befand Kickl. Weshalb er sich auch nicht vor Neuwahlen fürchte, sollte die Rochade an der Regierungsspitze scheitern. "Wir werden kommende Woche natürlich einen Neuwahlantrag einbringen, da werden wir ja sehen, wer mitstimmt."
Neuwahl-Szenario
Kickl fand es "seltsam", dass ausgerechnet ein Grüner ein "Angstszenario" verbreite, etwas, was man sonst immer den Freiheitlichen vorwerfen würde. "Sie haben da was falsch verstanden, Hofer hat als Nationalratspräsident längst bewiesen, dass er überparteilich und ausgleichend wirken kann."
Kickl stellte vielmehr Van der Bellens Unabhängigkeit in Abrede. "Nur weil man für ein Amt kandidiert, kann man die eigene Parteivergangenheit nicht so einfach abstreifen. Wenn die Wahlkampf-Finanzierung und das Wahlkampfteam von den Grünen kommt, ist es unglaubwürdig, sich als unabhängig zu präsentieren."
Wirtschaftsmotor
Auf welche Themen wollen die Wahlkampfmanager in den letzten Tagen noch setzen, was hat bisher gut funktioniert? "Van der Bellen ist die Arbeitslosigkeit ganz wichtig", erklärte Lockl. Ein Bundespräsident habe da eine besondere Rolle – als "Türöffner" für die Exportwirtschaft. "Fischer hat hier eine Tradition in die Wege geleitet, Van der Bellen würde das sicher intensivieren." Und es gehe um die Sprache. "Ein Bundespräsident ist kein Parteisekretär. Hofer nennt seine Mitbewerber aber ’Rattenfänger’, ’Staatsfeind’ und ’faschistischer Diktator’, nur weil sie anderer Meinung sind. Ob so jemand Österreichs Stimme im Ausland sein soll, ist mehr als fraglich."
"Ich glaube nicht, dass der österreichische Wirtschaftsmotor auf Herrn Van der Bellen gewartet hat", feixte Kickl. "Und Demokratie lebt davon, dass es konträre Meinungen gibt. Unser Problem ist eher das heimliche Mauscheln und Packeln, das Nicht-diskutieren und Nicht- bewegen."
"Wir haben eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung", wies Lockl dann noch auf das kräftig wachsende Personenkomitee von Van der Bellen hin.
"Ich wünsche mir mehr Sensibilität für die Anliegen der Bevölkerung", konterte Kickl. "Ihr Komitee verkörpert aber das andere Ende der Gesellschaft, die Hautevolee, die Schickeria. Die würde jeden unterstützen, solange es nur gegen die FPÖ geht, um dieses System, wie es ist, erhalten zu können."
Lockl war erbost: "Sie können doch nicht 850.000 Wähler und die Menschen im Personenkomitee pauschal als Schickeria abqualifizieren. Das sind vielmehr Menschen, die sich große Sorgen um die Zukunft des Landes machen."
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