Die SPÖ einigt sich auf Christian Kern

Die Entscheidung ist gefallen: Der ÖBB-Chef soll neuer SPÖ-Chef und Bundeskanzler werden.

Das Wichtigste:

  • Die SPÖ hat sich auf ÖBB-Chef Christian Kern als neuen Kanzler und SPÖ-Chef geeinigt.
  • Gerhard Zeiler, der kolportierte zweite Kandidat, hat sein Interesse zurückgezogen
  • ÖVP-Chef Mitterlehner will den neuen SPÖ-Chef nach seiner offiziellen Kür treffen
  • Diese Kür soll am Dienstag bei einer SPÖ-Vorstandssitzung passieren

Die Würfel für Kern sind gefallen. Heute Vormittag waren Christian Kern und Gerhard Zeiler beim Interims-SPÖ-Chef und Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Auch Wien wird den ÖBB-Boss nun unterstützen. Kern genieße auch in der Wiener SPÖ "große Sympathie", heißt es.

Häupl wird sich auf die Position zurückziehen, dass er nie auf einen der Kandidaten festgelegt war, auch auf Zeiler nicht. Er habe sich zurückgehalten, um als geschäftsführender Bundesparteichef neutral zu bleiben.

Morgen, wenn die Landesparteiobleute zusammen kommen, wird die Entscheidung endgültig bekannt gegeben, am Dienstag im Bundesparteivorstand fixiert.

Der Medienmanager Gerhard Zeiler hat sein Interesse für den SP-Vorsitz zurückgezogen. Das bestätigte Zeilers Sprecher am Donnerstag der APA. Demnach habe Zeiler dem interimistischen SP-Vorsitzenden Michael Häupl bei dem Treffen am Vormittag gesagt, dass er für eine Kampfkandidatur gegen ÖBB-Chef Christian Kern nicht zur Verfügung stehe.

Damit ist Kern offenbar der einzige verbleibende Kandidat für den SP-Vorsitz. Die Mehrheit der Landesorganisationen hat sich bereits für ihn ausgesprochen. Bereits am Freitag soll er im Kreis von SP-Granden präsentiert werden. Offiziell nominiert werden soll er nach jetzigem Stand bei einer Vorstandssitzung am Dienstag.

Mitterlehner wird den neuen SPÖ-Chef treffen

ÖVP-Obmann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner wird den neuen SPÖ-Chef - also dem Vernehmen nach Kern - nach seiner offiziellen Kür zum Gespräch treffen. Das erklärte Mitterlehners Sprecher am Donnerstag auf Anfrage der APA. Eine weiteres Treffen des Bundesparteivorstands ist vorerst nicht geplant, verwies er auf die inhaltliche Festlegung am Dienstag in Salzburg.

Der ÖVP-Vorstand ist diese Woche bereits zusammengetreten und hat drei Fragen an den neuen Bundeskanzler gerichtet - es geht dabei um die Flüchtlingspolitik, die Mindestsicherung und den Wirtschaftsstandort. Eine weitere Vorstandssitzung soll es nun aktuell nicht geben, der Parteichef werde aber die neue SPÖ-Spitze zum Gespräch treffen.

Sollte bei diesen drei Punkten kein Übereinkommen hergestellt werden, dann werde im ÖVP-Vorstand erneut besprochen, hieß es zuletzt. Mitterlehner weilt am Freitag übrigens beim Handelsrat in Brüssel.

Christian Kern im Porträt

Der Bahnmanager soll also der Mann sein, der die Sozialdemokratie aus der Krise zieht. Kern, als Sohn einer Sekretärin und eines Elektroinstallateurs in Wien-Simmering aufgewachsen, gilt als ehrgeizig und zielstrebig. Nationalratspräsidentin Doris Bures meinte in einem Interview 2014 zwar, dass Politik "nicht seine Stärke" sei. Viele in der SPÖ sehen das aber anders. Denn Kern bringt durchaus Rüstzeug mit. Er ist in der (Partei-)Politik groß geworden, hat über viele Jahre erfolgreich im staatsnahen Wirtschaftsbereich gewirkt, ist telegen und eloquent.

Nach einem kurzen Ausflug in den Journalismus dockte der damalige Publizistik-Student Kern, der später auch eine postgraduale Ausbildung am Management-Zentrum St. Gallen absolvierte, schon früh in der SPÖ an. Bereits mit 25 wurde er Assistent von Staatssekretär Peter Kostelka (SPÖ), drei Jahre später wechselte er mit seinem Chef ins Parlament und wurde Büroleiter und Pressesprecher des damals neuen Klubobmanns. 1997 folgte der zwischenzeitliche Ausstieg aus der Politik. Kern wechselte in den Verbund, Bures holte ihn 2010 zu den ÖBB.

Profiliert in der Flüchtlingskrise

Galten die Bundesbahnen davor über Jahre als Krisenzone, hat Kern diese Ära beendet. Die Zahlen passen wieder, die Massen-Frühpensionierungen sind eingestellt, der Zentralbahnhof wurde rechtzeitig und innerhalb des Kostenrahmens fertig und auch Konflikte mit der streitbaren Eisenbahner-Gewerkschaft sind zumindest nach außen nicht sichtbar. Gefallen auch beim linken Flügel der SPÖ, dem Kern eher nicht zuzuordnen ist, erlangte er mit der unbürokratischen Abwicklung des Flüchtlingsstroms im vergangenen Jahr.

Der 50-Jährige ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater von drei Söhnen und einer Tochter. Kern ist ein Sportfan: Selbst Läufer und Mountainbiker, gilt seine fußballerische Leidenschaft der Wiener Austria, in deren Kuratorium er auch sitzt.

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