Die Melkkühe für Anwälte und Berater

Die Telekom gab in den letzten fünf Jahren 202 Millionen Euro für Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Consulter aus, die Hypo löhnte 195 Millionen.

E in Vorstand soll managen. Nicht dauernd Beratungsaufträge verteilen und sich dann dahinter verstecken." Seit Jahren kritisiert Anlegerschützer Wilhelm Rasinger die Beratungskosten der teilstaatlichen, börsenotierten Telekom Austria. Und fühlt sich permanent "mit Wischiwaschi-Antworten abgespeist". Das wird ihm bei der nächsten Hauptversammlung am 23. Mai vermutlich wieder so ergehen.

Telekom-Chef Hannes Ametsreiter führt die Tradition seiner Vorgänger Boris Nemsic und Heinz Sundt – beide Beschuldigte in der Kursmanipulationsaffäre – fort. Im Geschäftsbericht 2011 finden sich unter "Rechts- und sonstiger Beratungsaufwand" 40,235 Millionen Euro. Für Anwälte, Consulter für Übernahmen, Management und IT sowie Wirtschaftsprüfer. Seit 2007 cashten Berater aller Art von der Telekom die üppige Summe von 202 Millionen Euro (siehe Grafik) .

Drei Millionen entfielen auf das von Ametsreiter initiierte Screening der Skandal-Vergangenheit (Ex-Lobbyist Hochegger usw.) mithilfe von Deloitte. Die Kosten für die von Aufsichtsratspräsident Markus Beyrer, Chef der Staatsholding ÖIAG (mit 28 Prozent größter Aktionär) angeordnete neue Task-Force unter der Leitung der deutschen BDO sind noch nicht berücksichtigt. " Handelsüblich" seien die Honorare, gerade einmal 0,9 Prozent des Konzernumsatzes, wiegelt die Telekom ab. Man habe im Vorjahr schließlich Mobilfunk und Festnetz integriert, drei Akquisitionen abgeschlossen und (erfolglos) für die Telekom Srbija geboten. Jene 17 Millionen Euro, die zudem für Rechtsstreitigkeiten rückgestellt sind, beträfen nicht die Korruptionskiste.

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Die Honorare für die Anwaltstruppe CHSH könnten Edith Hlawati, Partnerin der Kanzlei, ihren Job als Vizepräsidentin des Telekom-Aufsichtsrates kosten. 2011 stellte CHSH der Telekom 753.000 Euro in Rechnung. Seit Hlawati im Aufsichtsrat sitzt, summierten sich die Honorare auf nunmehr 7,13 Millionen Euro. Zwar hat sich Hlawati im Vorjahr verpflichtet, innerhalb der Sozietät nicht mehr am Gewinn aus den Telekom-Umsätzen beteiligt zu sein, was sie aber nicht vor Aktionärskritik schützt. "Frau Hlawati fehlt die kritische Distanz zu Berateraufträgen. Sie muss sich endlich entscheiden, ob sie im Aufsichtsrat bleibt oder ob ihre Kanzlei weiter als Rechtsberater tätig ist", moniert Rasinger. Die Entscheidung könnte der Wirtschaftsanwältin abgenommen werden. Der neue Telekom-Großaktionär Ronny Pecik beansprucht zwei Aufsichtsratsmandate für sich und hat Hlawati bereits auf seiner Abschuss-Liste.

Prächtig verdienen Juristen und Berater auch an der notverstaatlichten Skandalbank Hypo Alpe-Adria. 26 Millionen Euro verteilte Bank-Chef Gottwald Kranebitter, vormals Wirtschaftsprüfer und selbst Hypo-Gutachter, im Vorjahr. Davon zwei Drittel für Rechtsberatung, den Rest für Organisatorisches. Die Kosten für die seit 2010 werkende CSI sind da noch nicht dabei. Die belaufen sich bis Ende 2011 auf 22 Millionen. 17 Millionen konnte sich die Bank wenigstens vom jugoslawischen Ex-General Vladimir Zagorec zurückholen. 12 Millionen sind noch für die CSI rückgestellt, die wird die Hypo auch brauchen. Für zwei große Schadenersatzprozesse: 48 Millionen werden aus dem Deal mit den Vorzugsaktien rückgefordert, 50 Millionen für den dubiosen Verkauf der Consultants (Balkan-Immobilien). Die Bank sei eben ein Sonderfall, "Aufklärung kostet. Und die Alt-Eigentümer haben jahrelang expandiert, aber die Strukturen nicht konsolidiert", sagt Hypo-Sprecher Nikola Donig.

Die Melkkühe für Anwälte und Berater

Früher war die Hypo noch großzügiger gegenüber diversen Beratern. Ex-Chef Tilo Berlin verbrauchte 2007 und 2008 insgesamt 86 Millionen Euro. 2009 trieb der damalige Kurzzeit-Chef Franz Pinkl die Beratungskosten auf sagenhafte 61 Millionen Euro. Zur Erinnerung: Pinkl ist jener großartige Manager, der zuvor die Volksbanken AG (ÖVAG) ruiniert hatte und dann bei der Hypo mit 2,9 Millionen Euro verabschiedet wurde.

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