Der Zocker-Skandal trägt rouge

Gabi Burgstaller und die SPÖ müssen die Niederlage längst geahnt haben.
Natürlich pflegen Wahlen mitunter anders auszugehen, als Umfragen es bisweilen prognostizieren.
Doch der Trend, wonach die SPÖ weitaus dramatischer verlieren wird als die Volkspartei, der war in Salzburg seit Wochen spür- und messbar.
Bereits am 21. April hatte Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer die Salzburger Volkspartei in einer für den KURIER erstellten OGM-Studie bei 32 und die SPÖ bei nur 29 Prozent. „Wir sind als einziges Institut in der Grundfrage, wer Erster wird, richtig gelegen. Alle anderen haben ein Kopf-an-Kopf-Rennen prophezeit“, sagte Bachmayer gestern.

Denn insbesondere bei SPÖ und ÖVP sind die einzelnen Wahlmotive durchaus erstaunlich.
Roter Niedergang
So wurde SPÖ-Parteichefin Gabi Burgstaller zwar böse abgestraft. Fragt man die roten Wähler aber spontan nach ihren Gründen für die Wahlentscheidung, so findet sich Burgstaller immer noch unter den drei wichtigsten Motiven, überhaupt SPÖ zu wählen.
„In keiner anderen Partei war der Spitzenkandidat unter den wichtigsten Gründen für die Wahlentscheidung“, sagt Meinungsforscher Peter Hajek (Public Opinion Strategies) zum KURIER. „Die SPÖ konnte sich de facto nur noch auf die Person Burgstaller stützen. Ansonsten wurde sie nur aus Tradition und als geringstes Übel gewählt. Ein klares Signal für den Niedergang.“
Was die ÖVP angeht, so bestätigen die von den Wählern genannten Wahlmotive Wilfried Haslauers offensive Strategie (Distanz zur Landeshauptfrau, Neuwahl-Forderung, etc.).
„Haslauer hat rasch einen Schlussstrich gezogen, Burgstaller und der SPÖ die Schuld am Finanzdesaster gegeben – und dafür letztlich recht bekommen“, sagt Hajek. Acht Prozent sagen, der Finanzskandal sei ihr Motiv für eine ÖVP-Stimme gewesen, weitere 13 Prozent sagen, die ÖVP habe einfach die Wirtschaftskompetenz.
Wer war schuld
So ist auch zu erklären, warum Wilfried Haslauer bei der direkten Frage nach den Schuldigen beim Finanzdesaster weit hinter Burgstaller, ihrem damaligen Kronprinzen David Brenner oder auch Sektionschef Paulus zu liegen kommt (Grafik).
Bei den Freiheitlichen ist interessant, wofür sie nicht gewählt wurden: „Im Unterschied zu anderen Wahlgängen war das Ausländer-Thema diesmal nicht das entscheidende Motiv für ein Kreuzerl bei den Blauen“, sagt Analyst Hajek.
Die Grünen haben vor allem von ihrer Arbeit im regionalen Untersuchungsausschuss profitiert, das Team Stronach wurde als „parteipolitischer Blitzableiter“ (Hajek) gewählt – jeder Zweite entschied sich aus Protest für die neue Bewegung, oder aber , weil er oder sie von anderen Parteien enttäuscht ist.
Vergleichsweise erwartbar sind die Motive derer, die am gestrigen Sonntag nicht zur Wahl gegangen sind: 33 Prozent der Nichtwähler erklärten, sie seien aus „Protest“ nicht dabei, 18 Prozent haben erklärt, sie seien mit allen Parteien unzufrieden, die sich der Wahl stellen.
Wider Schwarz-Rot
Eine deutliche Absage erteilten die Salzburger am gestrigen Sonntag der Großen Koalition: 40 Prozent der Befragten wünschen weder eine ÖVP-geführte noch eine SPÖ-geführte Landesregierung. Und bei der Frage nach der gewünschten Koalitionsform stimmen gerade einmal 11 Prozent für eine SPÖ-ÖVP-geführte Regierung. „Die Große Koalition ist emotional tot“, sagt Hajek.
Klarer Gewinner sind bei der Frage nach möglichen Koalitionen die Grünen. Denn die beliebteste aller Regierungsformen ist für die Salzburger mit 21 Prozent Zustimmung eine schwarz-grüne Regierung, dicht gefolgt von der Variante Rot-Grün (19 Prozent ). Schwarz-Blau und Rot-Blau sind mit neun bzw. fünf Prozent Zustimmung weitgehend unbeliebt.

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