Der Mann mit dem Holzhammer

Max Lercher mit seiner Stellvertreterin Andrea Brunner
Wie tickt der Rote, der Blau zahme Ausländerpolitik vorwirft?

Der Rahmen könnte bodenständiger kaum sein: Ein schmuckloses Gasthaus in der Obersteiermark, auf dem Tisch stehen Bierflaschen, davor hat sich ein vollbärtiger Kapuzenpulliträger erhoben – und zieht in deftigstem Steirisch vom Leder: "Wollt’s, dass ma alle bis 70 arbeiten müssen? Wollt’s, dass 13. und 14. Gehalt abgeschafft werden? Dann wählt’s den Kurz", poltert der junge Mann. Festgehalten ist die Szene in einem dreiminütigen Youtube-Video, aufgenommen Anfang Oktober.

Der Mann im Kapuzenpulli, das ist Max Lercher – neuer Bundesgeschäftsführer der SPÖ. "Der Max packt gern den Holzhammer aus", analysiert ein Vertrauter Lerchers das Video aus dem Wahlkampffinale. Neuerlich ausgepackt hat Lercher diesen am Wochenende und löste damit einen massiven Streit zwischen SPÖ und FPÖ (mit) aus, der nun selbst Kanzler Kurz zu einer ungewohnt scharfen Reaktion bewegte (siehe links). Auf die Aussage von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, dass selbst Bruno Kreisky heute FPÖ wählen würde, konterte Lercher: "Selbst Haider würde heute SPÖ wählen". Der Grund: Lercher ortet in der Ausweitung der Mangelberufsliste für ausländische Fachkräfte "Arbeiterverrat" und warnt vor 150.000 neuen Zuwanderern durch diese Maßnahme. Auch innerhalb der SPÖ eckte die neue SPÖ-Manager damit an.

Doch wie kam Lercher überhaupt zu diesem Job? Parteikennern zufolge hat er SPÖ-Chef Kern diesen Sommer beim Hochwasser-Einsatz – hemdsärmelig und in Gummistiefeln – nachhaltig mit seiner Unbekümmertheit beeindruckt. Daher holte Kern den Busfahrer-Sohn aus der obersteirischen ÖVP-Hochburg Murau in die Löwelstraße, damit er dort – wie als steirischer Parteimanager – die Organisation umbaut. Bei den Roten dockte Lercher schon in Schulzeiten an, organisierte mit der Sozialistischen Jugend Parties und Punk-Konzerte in Murau, später auch Aktionen gegen die FPÖ. Mit Rot-Blau hat er wenig am Hut. Wer fragt, wie der Hobby-Fischer mit dem abgebrochenen Politik-Studium tickt, bekommt vor allem eines zu hören: Nicht abgehoben und klassenkämpferisch sei er, am Stammtisch fühle er sich wohl – "und er kommt dir nicht gleich mit Marx und Engels daher". Kurzum: "Ein klassischer Obersteirer-Sozi halt".

(Klaus Knittelfelder)

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