"Denen was wegnehmen": Was Düringers Partei will

Roland Düringer hat jetzt eine Partei
Elf Minuten lang spricht Düringer über seine Partei. Eine Analyse.

Nun hat Roland Düringer also eine Partei gegründet. In dem Video, das er vor dem Innenministerium aufgenommen hat, verrät der Kabarettist allerdings nicht sehr viel darüber, wie seine Partei ausgerichtet sein soll. Bereits am Sonntag veröffentlichte er auf seiner Homepage „gueltigestimme.at“ ein ausführlicheres Video, das elf Minuten lang ist und in dem er sein Vorhaben erläutert. Ist man nach diesen elf Minuten schlauer?

00:52: Begonnen hat es mit einer Idee“, sagt Düringer, „wie immer alles mit einer Idee beginnt.“ Er hält einen grünen Leuchtmarker in die Kamera: „Da hat es eine Idee gegeben, dass es diesen Stift gibt.“ (Er hält auch ein Buch, einen Verbandskasten und Kopfhörer in die Kamera) Was ist nun also die Idee hinter der Partei?

1:34:Meine Idee, damit es alle verstehen, ist eine ganz einfache Idee, die sicher schon andere Leute auch hatten, nur mit der Umsetzung hat es nicht geklappt, sonst hätte es die Idee umgesetzt schon gegeben. Meine Idee ist folgende: Bei der nächsten Nationalratswahl allen Nichtwählern, Protestwähler, Weißwählern, alle jenen Menschen, die bei den Angeboten an Parteien kein Angebot für Sie finden, die Möglichkeit zu geben, am Prozess teilzunehmen.“ Die Idee gab es tatsächlich schon, sie ist allerdings auch hundertfach schon umgesetzt: Es ist die Idee jeder Partei, auf dem Stimmzettel zu stehen und ein Angebot für jene zu sein, die sich von den anderen Parteien nicht vertreten fühlen – ob die jetzt SPÖ, FPÖ oder Team Stronach heißen.

2:05: Weil sobald ich hingehe und nur ‚Geht’s scheißn‘ draufschreibe oder nicht hingehe oder eine Kleinpartei (wähle), die nicht einmal ein Prozent ausmacht, stärke ich das System und ich habe es satt, durch unsere Passivität, durch unsere Blödheit auch manchmal den gleichen Fehler zu machen: Wir stärken das, was wir nicht wollen.“ Das mag für Düringer eine neue Erkenntnis sein, der 2012 bereits in einem Interview meinte, er wähle nicht mehr, ist aber eigentlich nichts Neues. Wo der Unterschied zwischen seiner Partei und allen anderen Parteien ist, wenn seine Partei neben allen anderen am Stimmzettel steht, ist auch nicht klar. Wirklich gefährlich ist aber, was er sagt, wenn er über das System spricht: Nämlich nichts anderes als dass er das demokratische System nicht will, das nunmal darin besteht, wählen zu gehen.

2:40-5:00: Düringer spricht über die benötigten 2600 Unterstützungserklärungen, über den Namen der Partei und über ein Buch, das er gerade schreibt.

5:05:Dass jetzt darüber diskutiert und gestritten wird, das ist auch normal. Es gibt den Spruch, viele Köche verderben den Brei. Das kann man so oder so sehen. Wenn es nur eine Schüssel gibt und jeder leert noch was und noch was dazu, ist das schon so. Aber wenn viele viele Köche, wo jeder Fähigkeiten hat, die Aufgabe bekommt, ‚Freunde macht’s einen Brei‘ und dann vielleicht noch sagt, was das Endergebnis von dem Brei sein soll, also ‚Machts einen Dinkelbrei ohne Milch‘, ‚Machts einen Hirsebrei mit Wasser‘ oder was gibt’s noch… ‚Machts einen Buchweizenbrei‘ oder einen Haferbrei mit laktosefreier Milch – ist ja wurscht. Die Aufgabe ist immer ganz klar: Brei machen mit bestimmten Zutaten, dann kann jeder experimentieren“ Vermutlich geht es hier um die Ausrichtung seiner Partei. Eventuell geht es aber auch einfach nur um Brei, das ist wirklich schwer zu sagen.

6:22:Nur das Endergebnis muss ein Brei sein – und zwar kein Einheitsbrei.“ Okay, offenbar geht es um Brei.

6:35:Der Brei ist die Möglichkeit, auf dem Zettel ein Kreuz zu machen. Das ist unser Brei und den müssen wir zusammenkriegen.“ Update: Es geht doch nicht um Brei. Aber vielleicht um Dadaismus.

6:45:Wie wir den zusammenbringen, ist jetzt einmal wurscht, das Ergebnis zählt dann letztendlich.“ Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zu erklären, welcher Brei Düringer vorschwebt, also welche Ausrichtung die Partei haben könnte.

7:15:Ich habe dank dessen, was ich bin, durch die Popularität, auch wenn man mich hasst, man kennt mich, die Möglichkeit, dieses Ding an den Start zu bringen. Verstehts ihr mich?“ Ja, nur: Welches Ding?

7:30: „Deshalb hab ich gesagt, ich bin der Taxler. Also ohne mich ginge es nicht. Ohne Idee ginge es nicht. Ohne euch ginge es auch nicht. Entweder wir machen das miteinander oder wir machen es gar nicht. Gar nicht geht eh nimmer, die Kugel ist, wie man so schön sagt, aus dem Lauf. Wir sind schon unterwegs und es ist alles gut.“ Düringers Partei als Kugel aus einem Lauf, das klingt nicht nach „Alles ist gut“.

8:28: Düringer erklärt, seine Anhänger in seinem Forum sollten nicht beleidigt sein, wenn jemand eine andere Idee hat oder die eigene Idee ablehnt. „Es ist nur eine Meinung. Was ist eine Meinung? Meinung ist eine Gedankenform. Manchmal ist es eine warme Luft, die aus dem Mund rausrinnt, aber letztendlich ist nicht entscheidend, welche Meinungen wir haben.“ Düringer will eine Partei gründen, in der Meinungen nicht entscheidend sind. Was dann?

8:40:Letztendlich ist entscheidend, was wir dann tun. Und ich hoffe, wenn ich mir so manche Meinungen anhöre, dass das, was wir tun werden, letztendlich dann klüger ist, als die ganzen Meinungen, mit denen wir gerade ideenschwanger sind.“ Also: Düringer will was tun, er weiß nicht, was, aber immerhin, dass die Meinungen, die auf dem Tisch sind, nicht das sind, was er tun will.

9:15: „Freunde, wir kriegen das sowieso auf die Reihe, ganz ehrlich, wir haben jetzt im Forum schon fast tausend Leute, wir brauchen 2600 Unterstützungserklärungen, wir müssten schon vollkommene Volltrotteln sein, wenn wir das nicht zusammenbringen. Es kann eigentlich nichts mehr passieren und es wird passieren.“ Was genau? Gute Frage.

9:35:Es geht nicht darum, dass wir dann irgendwas machen im Parlament. Dass wir was besser machen. Nein. Es geht darum, dass wir denen was wegnehmen.“ Die Ausrichtung von Düringers Partei lautet also: Nichts machen, nur „denen“ was wegnehmen. Damit ist wohl alles gesagt.

Kommentare