Streit und Chaos in Stronachs Truppe

BILD zu OTS -
Der Parteichef ist in Kanada – und in seiner Truppe hagelt es Vorwürfe gegen seinen Wunsch-Klubchef Walter Laki.

Wahrheit, Transparenz, Fairness: Die von Frank Stronach gepredigten Werte stellen seine niederösterreichische Truppe derzeit auf eine harte Probe. Der Parteigründer ist seit 5. März wieder in Kanada; und sein Team droht ins Chaos zu taumeln.

Zunächst lief für Stronach alles glatt: 9,84 Prozent, fünf Mandate und ein Regierungssitz – so die Bilanz am Abend des 3. März. Tags darauf gab der 81-jährige Spitzenkandidat klare Aufträge: Die Nationalratsabgeordnete Elisabeth Kaufmann-Bruckberger sollte Landesrätin werden. Den Ex-Rechnungshofprüfer Walter Laki bestimmte Stronach zum Klubobmann. Und diese Entscheidung lässt nun die Wogen hochgehen.

Zunächst besitzt Laki kein Landtagsmandat. Der Listen-Achte soll zwar Stronachs Platz bekommen, weil der ja darauf verzichten will. Die entsprechende Erklärung gibt es jedoch bis jetzt nur per eMail – und das ist nicht rechtsgültig. Die Führungsriege betraute in Stronachs Abwesenheit Ernest Gabmann jr. – er war Listen-Zweiter – mit der „interimistischen“ Führung des Klubs.

Geht es nach den Bezirksfunktionären, soll Gabmann weiter Klubobmann sein. Dem KURIER liegen brisante eMails vor, die belegen, dass Laki für Stronach zum Problem wird: „Dr. Laki hat praktisch keine Unterstützung in unserer Gruppe der Bezirkskoordinatoren, wir haben letzte Woche fast einstimmig beschlossen, dass wir gegen ihn sind“, heißt es in einem Schreiben an die Parteizentrale. Lakis Bestellung sei nicht fair, sagt ein Teammitglied. Gabmann habe fast 2800 Vorzugsstimmen erhalten. „Der andere nur 70. Da ist die Sache klar.“ Ein anderes Teammitglied schreibt an Laki, sein Versuch, zu seiner Pension ein zusätzliches Einkommen zu lukrieren, sei „letztklassig“.

Grapsch-Vorwürfe

Darüber hinaus ist Stronachs 61-jähriger Wunschkandidat mit Sexismus-Vorwürfen konfrontiert. In einem anonymen Schreiben werden ihm „sexistische Äußerungen und Handlungen“ vorgeworfen. Er sei bei einer Parteiveranstaltung in Tulln „handgreiflich und ordinär“ geworden.

Für Laki eine „Intrige sondergleichen“. Er sei bei besagter Veranstaltung „fotografierend“ unterwegs gewesen, habe also „gar keine Hand frei“ gehabt. Ob er Klubobmann werde? „Es gibt unterschriebene Beschlüsse. Und die werden sich nicht ändern.“

Die Verwirrung ist damit komplett. Dafür könnte auch Stronach selbst gesorgt haben. Er dürfte bestimmte Posten gleich mehreren Personen zugesagt haben. Das beweist auch ein Schreiben von Walter Laki mit dem Vermerk „Vertraulich!!!!!“ Darin sah sich Laki zu Höherem berufen: „Frank hat mir von sich aus den Landesrat angeboten und mir am Wahltag um 20.49 zum Landesrat telefonisch gratuliert.“

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