Küberl: „18 Jahre mit Herzblut"

Erfolge gab es aber zuhauf. Zu den größten zählt der Steirer zwei Dinge - die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung sowie der Grundversorgung für Asylwerber.
Franz Küberl, seit 1995 Chef der Hilfsorganisation Caritas, hat seinen Rückzug bekanntgegeben.

Egal, ob Pflege, Bildung, Asyl oder Armut: Wenn es darum ging, Benachteiligten in Österreich eine Stimme zu verleihen, war Franz Küberl da. In seiner Funktion als Präsident der Caritas Österreich fungierte er 18 Jahre lang als eine Art Gewissen für die Politik. Am Mittwoch kündigte er via Ö1 an, nicht mehr für das Amt zu kandidieren.

„Die Entscheidung ist in mir seit etwa einem Jahr gereift“, erzählt er im KURIER-Gespräch. „Ich denke, 18 Jahre sind eine sehr gute Zeit für diese wichtige Funktion. Ich habe das seit 1995 mit Herzblut gemacht.“

Dieses Herzblut attestieren Küberl auch zahlreichen Wegbegleitern. „Er hat viel bewegt“, sagt Wiens Caritas-Direktor Michael Landau zum KURIER, der als Nachfolge-Favorit gilt. „Er ist sehr beharrlich im Kampf für benachteiligte Menschen eingetreten, seien es Obdachlose, Flüchtlinge oder Pflegebedürftige“, so Landau.

Lob kam auch vom Wiener Erzbischof, von Hilfsorganisationen und von den Grünen. Für sie alle hat Küberl auch eine wichtige Rolle in der Politik.

Er selbst freut sich im Rückblick über einige soziale Errungenschaften, zu denen er wesentlich beigetragen hat: „Gesellschaftlich und politisch ist uns die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung gelungen, eine vernünftige Unterbringung von Asylwerbern oder viele Initiativen beim Thema Pflege.“ Aber er gibt sich auch bescheiden: „Leider konnten wir nicht allen helfen, denen wir helfen wollten.“

Heftige Debatten

Küberl, geboren 1953 in Graz, war der erste Nicht-Geistliche an der Spitze der Caritas. Er gilt als großer Kommunikator, war „Mann des Jahres“ im Trend, trägt das Silberne Ehrenzeichen der Republik. 2003 stürzte er in einem Hotelzimmer, geriet durch eine Hirnblutung in eine lebensgefährliche Situation, wurde aber rechtzeitig gefunden. Das Evangelium bezeichnete er einst als „linker als Marx“. Ex-Innenminister Ernst Strasser attestierte er aufgrund seiner strengen Asylpolitik „einen Tritt ans Schienbein der Caritas“.

Auch heute sieht Küberl beim Thema Asyl ein riesen Spannungsfeld: „Das Asylwesen ist wahnsinnig schwierig. Die Politik meint, mit komplizierten Voraussetzungen Asyl zurückdrängen zu können. Aber kein noch so schlechtes Asylgesetz kann einen Krieg in Afghanistan verhindern, der Menschen auf der Suche nach Hilfe zu uns treibt.“

Ratschläge will Küberl seinem Nachfolger nicht erteilen. Am 13. November wird dieser aus dem Kreise der neun Caritas-Direktoren gewählt. Caritas-Wien-Chef Landau sieht sich selbst nicht als Favorit: „Jeder der Caritas-Direktoren ist Kandidat.“

Küberl wird weiter Chef der Caritas Steiermark sowie ORF-Stiftungsrat bleiben. Nachsatz: „Und über eine Spur mehr Freizeit wird sich meine Familie sicher auch freuen.“

Küberls Karriere im Rückblick

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