Grasser greift Staatsanwälte an: "Nahe am Amtsmissbrauch"

GRASSER PROZESS: GRASSER / WESS / AINEDTER
Beim einzigen Prozesstag im August versuchte der Ex-Minister die Arbeit der Ermittler zu zerreißen.

Wann war Karl-Heinz Grasser im Jahr 2005 wo und wie lange?

Das ist, vereinfacht gesagt, am 47. Prozess-Tag in der BUWOG-Affäre die zentrale und nicht ganz unumstrittene Frage.

Für die Staatsanwälte Alexander Marchart und Gerald Denk ist eines klar: Grasser war im relevanten Zeitraum nie gemeinsam mit seiner Frau sowie deren Mutter Marina Giori-Lhota in Zug in der Schweiz. Und das ist insofern wichtig, als Grasser erklärt, er habe - aufgeteilt in drei Tranchen - insgesamt eine halbe Million Euro in bar von seiner Schwiegermutter übernommen, auf ein Meinl-Konto einbezahlt – und für Giori-Lhota veranlagt.

Die Staatsanwälte bezweifeln das nicht nur. Sie vermuten gar, Grasser habe alles – von der Übergabe bis zur Bitte, das Geld zu veranlagen – erfunden. Warum? Er wolle verschleiern, dass es sein Geld ist.

Dreh und Angelpunkt der Anklage, und damit ist man bei den Vorgängen an diesem 47. Prozesstag, ist in dem Fall ein „Bewegungsprofil“. Es enthält Flugdaten, die Buchungen von Kreditkarten und soll zeigen, dass Grasser schwindelt.

Nicht von ungefähr hakt der frühere Minister hier ein – und versucht anhand einzelner Einträge zu demonstrieren, dass die Anklage schlampig agiert. Wann immer Grasser über die Staatsanwälte spricht, wird er abschätzig. Denk und Marchart hätten kein Interesse an der Wahrheit, sie würden „einseitig“ argumentieren, seien „nahe am Amtsmissbrauch“. Das Bewegungsprofil? Für Grasser ist es „inferior“ und hat „nicht den Wert des Papiers, auf das es gedruckt ist!“.

Fakt ist: An manchen Stellen hat das Profil offenbar Unschärfen. So sitzt Grasser an einem Juni-Sonntag angeblich im Flugzeug nach Basel, obwohl er tatsächlich in Wien war – der Minister saß live in der Pressestunde im Fernsehen.

Beweist das seine Version der Dinge? Die Antwort darauf ist schwierig. Denn obwohl die Richterin mit Grasser Woche für Woche einzeln durchgeht, obwohl sie Flugdaten und Einträge in Terminkalendern im Detail abgleicht, kann Grasser die wichtigste Frage des Tages nicht beantworten, nämlich: An welchen Wochenenden im Jahr 2005 hat er sie jetzt bekommen, die Barbeträge der Schwiegermutter?

Buwog-Prozess: Tag 47 zur Nachlese

  • |Karl Oberascher

    Guten Morgen

    Wir verkneifen uns jetzt Wortspiele mit "heißes Finale" vor Sommerpause oder so. Kühl und trocken: Guten Morgen am 47. Verhandlungstag im Buwog-Prozess. Heute wieder am Wort: Karl-Heinz Grasser. 

  • |Karl Oberascher

    Seit 19. Juni ist der Hauptangeklagte Grasser am Wort. Nach Grasser sind noch die Einvernahmen von zwei Angeklagten ausständig: Der Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki und der frühere Anwalt von Meischberger, Gerald Toifl, müssen noch befragt werden. Nach Richterin Marion Hohenecker können auch die übrigen Mitglieder des Schöffensenats, die zwei Oberstaatsanwälte, die Privatbeteiligtenvertreter und die Verteidiger Fragen an die Angeklagten stellen.

    Aufregung um neue Unterlagen

    Rund um den Buwog-Prozess sind am vergangenen Wochenende neue Unterlagen an die Öffentlichkeit gelangt. Der Standard und das ORF-Radio zitierten am Samstag aus einem brisant klingenden Mailverkehr vom September 2009, kurz nach Bekanntwerden der Buwog-Affäre. Laut Verteidigern haben die E-Mails nichts mit der Causa zu tun.

    Wie die Medien aus der Korrespondenz zitieren, fragte eine Steuerberaterin den mitangeklagten Steueranwalt Gerald Toifl, ob sie Grassers Depot offenlegen dürfe, woraufhin Toifl antwortete: "Seins nicht, weil dann ist er tot. Aber das von Meischi, und da müssen wir kreativ sein." - "Wie, tot? Wie, kreativ?" - "Mausetot, dann kann er auswandern. Nicht besonders kreativ, Plan steht schon." Mehr dazu hier.

    Welche Relevanz die Ermittlungsakten für den Prozess haben, war zunächst unklar. Grassers Anwalt Manfred Ainedter erklärte gegenüber dem ORF, derzeit die über 1.000 Seiten an Unterlagen zu analysieren, inwieweit hier Dargestelltes aus dem Zusammenhang gerissen oder Entlastendes ausgelassen wurde. Belastendes für ihren Mandanten sehen Grassers Verteidiger nicht.

  • |Karl Oberascher

    Kurz zusammengefasst

    Am 19. Juni ergriff Grasser erstmals das Wort und zeichnete das Bild eines Politstars, der sich wenig um das Tagesgeschäft gekümmert hat - und in seinen privaten Finanz-und Steuerfragen völlig unbedarft ist. Hier habe er sich vollkommen auf seine Berater verlassen.

  • |Karl Oberascher

    Noch eine Vorbemerkung: Der zweitangeklagte Lobbyist Walter Meischberger zog im KURIER eine Zwischenbilanz über den Prozess: "Nach Faktenlage und Prozessverlauf nach 46 Verhandlungstagen wäre für mich alles andere als ein Freispruch eine große Überraschung", sagte er in dem Interview. Sein großer Fehler sei es gewesen, die Buwog-Millionenprovision nicht zu versteuern. Jetzt habe er für die 7,5 Mio. Euro Provision bereits fast vier Millionen Euro Steuern gezahlt. Dem teilgeständigen Hochegger wirft Meischberger "Lügen" vor. 

  • |Karl Oberascher

    Und damit starten wir mit der weiteren Befragung Karl-Heinz Grassers. Und zwar wie abzusehen mit dem weiteren Einvernahmeprotokoll. Wobei Grasser nach eigenen Angaben das Protokoll nicht unterfertigt und "einige Fehler" entdeckt hat, wie er gleich zu Beginn anmerkt. 

  • |Karl Oberascher

    Privatisierung und Kabinettsmitarbeiter

    Er habe keine Beziehung zu dem damaligen Kabinettchef im Verkehrsministerium Willibald Berner gehabt, sagt Grasser. Dieser habe eine falsche Zeugenaussage gemacht: "Es hat diesen Tatplan sicher nicht gegeben. Mit der Skizze kann ich gar nichts anfangen." Zur Erklärung: Die Anklage geht ja davon aus, dass eigentlich schon bei Grassers Antritt als Finanzminister ein "Tatplan" bestand, um von Privatisierungen persönlich zu profitieren. Den "Tatplan" soll der nunmehr Mitangeklagte Peter Hochegger einem gewissen Willibald Berner, dem früheren Kabinettschef im Verkehrsministerium unter Ressortchef Michael Schmid (FPÖ), im Jahr 2000 mitgeteilt haben. Wie Berner am 13. Oktober 2009 als Zeuge aussagte, sei "ein kleiner Kreis von Persönlichkeiten aus der FPÖ überein gekommen", bei den „diversen Privatisierungsprojekten zu partizipieren“. Laut Grasser - wie erwähnt - eine "falsche Zeugenaussage".
  • |Karl Oberascher

    Die in seinen Augen falsche Zeugenaussage Berners erklärt sich Grasser im Übrigen mit Rachegelüsten des ehemaligen Kabinettsmitarbeiters.

    Es habe ein "emotionales Rachepotenzial" gegeben. Berner habe möglicherweise die Nichtverlängerung seines Freundes Ramprecht im Kabinett Grasser rächen wollen.

  • |Karl Oberascher
    In der Tatplan-Skizze von Berner taucht auch der Haider-Pressesprecher Karl-Heinz Petritz und Haider-Assistent Gerry Mikscha auf, so Richterin Hohenecker. Grasser kennt nach eigenen Angaben beide Personen, hatte aber keinen intensiven Kontakt.
  • |Karl Oberascher

    Raubtier

    Wir lesen eine relativ sehr herrliche Aussage von Grasser, in dem er aus einem Mail von Ramprecht zitiert. Darin spricht dieser davon, ein Raubtier zu sein, das nichts mehr zu verlieren habe uns "sehr, sehr unangenehm" werden könne. Man solle doch etwas mit Fingerspitzenstil miteinander umgehen... 

    Ramprecht sei eine falsche Wahl gewesen, sagt Grasser heute. Er habe eine Falschaussage beim Staatsanwalt gemacht, weil sein Job nicht verlängert wurde.

    Grasser holte Ramprecht im Jahr 2000 als Budgetexperten in sein Kabinett, Mitte 2001 wurde der Kärntner zur Bundesbeschaffungs GmbH (BBG) entsandt, deren Geschäftsführer er wird. Im Herbst 2009, also als die Staatsanwaltschaft bereits ermittelte, sagte Ramprecht im „profil“, dass es bei der Buwog-Privatisierung nicht mit rechten Dingen zugegangen sei. Grasser habe sich für die Abwicklung des Verkaufsprozesses ausdrücklich die Investmentbank Lehman Brothers gewünscht. Sein Fazit damals: "Es war ein abgekartetes Spiel."

  • |Karl Oberascher

    Eine Milliarde?

    Wir kommen wieder zum Kern: der Buwog-Privatisierung. "Wem war die Zielmarke für Privatisierung der Bundeswohnungen von 1 Mrd. Euro bekannt?", fragt Hohenecker. Grasser knapp: "Ich habe mehrfach in der Öffentlichkeit Stellung genommen." Er habe den Verkaufspreis nach oben treiben wollen.
  • |Karl Oberascher

    Grasser wiederholt einmal mehr: Die Vergabekommission habe eindeutig eine zweite Vergaberunde bevorzugt - und sich letztlich 7:0 für die Immofinanz ausgesprochen. Es habe für ihn keinen Grund gegeben, sich gegen die Entscheidungen der Experten der Vergabekommission auszusprechen, sagt der Ex-Finanzminister.

  • |Karl Oberascher

    Haider versprach, schnell zu entscheiden

    Er habe dann der Entscheidung der Vergabekommission dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider die Unterlagen geschickt, damit die Kärntner Landesregierung vor dem nächsten Ministerrat über das Vorkaufsrecht für die ESG Wohnungsgesellschaft Villach entscheiden könne, erklärt Grasser. 

    Haider versprach Grasser, schnell zu entscheiden, was letztlich dann auch passierte. Kärnten verzichtete dann ohne weitere Bedingungen auf das Vorkaufsrecht. "Das hat mich überrascht", sagt Grasser. 

  • |Karl Oberascher

    Warum die Zeit drängte? Weil es ein Zinsänderungsrisiko von 30 Mio. Euro gab, wenn man nicht bis zum 15. Juni den Verkauf fixiert hätte, sagt Grasser. Für ihn sei das damals auch ein politisches Risiko gewesen. Übersetzt: 30 Mio. Euro zu verlieren, nur weil die Herren Politiker nicht schnell genug entscheiden, wäre optisch nicht ganz optimal gewesen. 

  • |Karl Oberascher

    Wir sind bei Protokollseite 70 (von 117) angelangt. Es geht um Details. Einzelverkauf vs. Sammelverkauf mehrerer Wohnungsgesellschaften... Dann um Maastricht-Kriterien usw. "Ich glaube, das ist nicht wirklich relevant", sagt Grasser. Richterin Hohenecker sieht's ähnlich. Nächste Frage: Einweisungsrechte der Republik.  

  • |Karl Oberascher

    Er habe sich damals nicht um das Thema gekümmert. Grundsätzlich, das sagt Grasser auch heute, hätte man Wert darauf gelegt, dass es keine Verschlechterung für die Mieter gebe. Interessanter wird's wieder bei Aktenseite 76: An dieser Stelle im Einvernahmeprotokoll gibt Grasser an, dass er erst 2009 von Meischbergers und Hocheggers Engagement erfahren habe.

  • |Karl Oberascher

    "Ausverkauf der Heimat geht gar nicht"

    ... das soll Haider während im Privatisierungsprozess einmal bezüglich ESG gesagt haben. Letztlich hat er sich ja - ohne Einbeziehung der SPÖ - gegen das Vorkaufsrecht Kärntens ausgesprochen. 

    Grasser erklärt die Hintergründe. Die mehr als 60.000 Mieter seien auch ein politischer Faktor gewesen. SPÖ und Grüne hätten sich in Briefen direkt an diese gewandt. Deshalb, noch einmal, sei es für ihn auch so wichtig gewesen, dass es hier zu keinen Verschlechterungen kommt. 

  • |Karl Oberascher

    Überrascht von Meischis Provision

    Wie hat Grasser reagiert, als er von Meischberger Provision bei Novomatic im Zuge des Ermittlungsverfahren erfahren hat? "Na, ich war in Summe überrascht." . Er habe sich das in konkreten Zahlen nicht vorstellen können. "Das war zu meiner persönlichen Überraschung." 

  • |Karl Oberascher

    Mangelnde Gewissenhaftigkeit kann man Richterin Hohenecker wahrlich nicht vorwerfen. Wir sind inzwischen auf Seite 79 (von 117) des Einvernahmeprotokolls, das hier bereits seit 9.30 Uhr durchgearbeitet wird, angelangt. Aktuelles Frage: "Hat Plech von den 960 Mio. Euro gewuss?" "Nein, sicher nicht." 

  • |Karl Oberascher

    Seeeehr genau

    Zwischengeplänkel: In das verschriftlichte Protokoll hat sich eine Wortwiederholung eingeschlichen. "Da hab ich mir eine Wellenlinie drunter gemacht", sagt Grasser. "Weil so spreche ich nicht."

  • |Karl Oberascher

    Pause

    Und damit verabschieden wir uns in die Vormittagspause. Um 11.15 Uhr geht's weiter. 

  • |Karl Oberascher

     Möglicherweise hat es bei der CA Immo eine undichte Stelle gegeben

    Nur ein Nachtrag noch: Vor der Pause vermutete Grasser die undichte Stelle ("Wer hat die 960 Mio. Euro weitergegeben?") bei der CA-Immo. 

    Eine Person - etwa ein Vorstand, Aufsichtsrat oder Mitarbeiter - hätte theoretisch die Bietersumme der CA Immo weitergeben können, meint Grasser. Sinngemäß: Möglich, dass es ein Zufall war, möglich dass die Info über die 960 Mio. Euro auch hinausgegangen ist.

    Buwog-Basics: Die CA Immo bot 960 Mio. Euro für die Bundeswohnungen, die Immofinanz 961 Mio. Euro.

     

  • |Karl Oberascher

    "Treuhandvereinbarung mit der Schwiegermutter"

    Wir machen weiter mit der berühmten "Treuhandvereinbarung" mit der Schwiegermutter - so (ohne das "berühmt") ist das Einvernahmeprotokoll überschrieben. Mündlich abgeschlossen wurde sie Mitte 2005, tätig wurde Grasser - laut Protokoll - dann erst 2006. Insgesamt wurden 500.000 Euro übergeben.

    Wobei das "Schwiegermuttergeld" in der Hauptverhandlung ja bereits ausführlich besprochen wurde. Grasser verweist dementsprechend jetzt auch auf vorige Aussagen. Kurz zusammengefasst: Bei der ersten Einvernahme hat er das nicht ganz zugeben wollen, dass das Geld eigentlich keine Treuhandvereinbarung war. Er habe das Geld nie als sein Eigentum angesehen. Er hätte auch gar keine große Wahl gehabt, als das Geld an sich zu nehmen. "Du machst das jetzt", soll seine Schwiegermutter damals gesagt haben. 

  • |Karl Oberascher

    Bewegungsprofil: "Inferiore Qualität"

    Mit dem Schwiergermuttergeld hängt auch das aufwendig erstellte Bewegungsprofil Grassers zusammen. Wobei er jetzt so deutlich wie bisher noch nicht in diesem Prozess seine Kritik an diesem äußert. Eine stichprobenartige Überprüfung seinerseits hätte bereits 13 Fehler ergeben. Es handle sich um "inferiore Qualität", das Bewegungsprofil sei "das Papier nicht wert", auf dem es gedruckt sei.

  • |Karl Oberascher

    Detailarbeit

    Wobei: Richterin Hohenecker hat das Profil ja auch überprüft ("Der Vollständigkeit halber gleich das ganze Jahr 2005) - und hätte da jetzt doch noch einige Fragen an Grasser.
  • |Karl Oberascher

    "Schlampige Arbeit"

    Die einzelnen Termine sind aktuell schwer nachzuvollziehen. Grasser meint, die Behörde habe keinen Abgleich mit seinem Terminkalender gemacht. "Sonst wäre man draufgekommen, dass man viele Fehler gemacht hat." "Dann holen wir das jetzt nach", sagt Richterin Hohenecker. Es geht also jetzt um einzelne Termine, die Grasser laut Bewegungsprofil nachgesagt werden - und die dieser so nicht wahrgenommen haben will. Oder umgekehrt: Um Termine in Grassers Kalender, die nicht im Profil der Staatsanwaltschaft - aggregiert aus Kreditkartenrechnungen, Flugdaten usw. - auftauchen. 

    Laut Grasser hätte man also die gesamten Termine aus seinem Kalender ins Bewegungsprofil übertragen müssen. Sonst sei das "eine dermaßen schlampige Arbeit, wie sie im Finanzministerium nie passieren würde." 

  • |Karl Oberascher

    "Wo war denn der Herr Grasser am Freitagabend?"

    Ein Beispiel: Laut Staatsanwaltschaft hat Grasser ein Wochenende in Kitzbühle verbracht (irgendwann im Jahr 2005 - das genaue Datum ist vom Saal aus nicht zu entziffern). In Grassers Terminkalender ist für Freitagabend aber noch ein Termin in Wien eingetragen. Dann hätte die Ermittlungsbehörde, sagt Grasser, doch zumindest folgendes interessieren müssen "Wo war denn der Herr Grasser am Freitagabend?"

  • |Karl Oberascher

    "Inferiore Qualität der Ermittlungsbehörde"

    Oder ein Flug nach Frankfurt, den KHG laut Bewegungsprofil angetreten hat. In den Flugdaten ist nur von einem Mr. Karl Grasser die Rede. Und dabei handle es sich - so Grasser jetzt - wohl um seinen Vater, der tatsächlich so heißt. Nämlich Karl Grasser. Dessen Sohn spricht deshalb jetzt einmal mehr von einer "inferioren Qualität der Ermittlungsbehörde".

  • |Karl Oberascher

    Ohne Reaktion

    Und wie reagieren die beiden Staatsanwälte Alexander Marchart und Gerald Denk auf diese massiven Vorwürfe? Gar nicht. Regungslos lauschen die beiden Grassers Ausführungen zur "inferioren Leistung" der Ermittlungsbehörde zu. Fragerecht kommt noch.

  • |Karl Oberascher

    Dafür lobt Grasser die Genauigkeit von Richterin Hohenecker, mit der sie jetzt das Bewegungsprofil mit ihm durchgeht. Ihre Reaktion: "Eigentlich sollte ich gar nicht mehr ermitteln."

  • |Karl Oberascher

    Warum geht Richterin Hohenecker das Bewegungsprofil überhaupt so genau mit Grasser durch? Von ganz vorne: Grassers Frau Fiona hatte eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, dass das Geld von ihrer Mutter stamme und in ihrem Beisein in der Schweiz an Grasser übergeben worden sei. Das Bewegungsprofil, das die Staatsanwaltschaft erstellt hat, und wonach es laut Anklage unmöglich ist, dass er das Geld von seiner Schwiegermutter im Beisein seiner Frau im von ihm angegebenen Zeitraum in der Schweiz erhalten habe, seien aber falsch, betont Grasser.

  • |Karl Oberascher

    Ostern und Österreich

    Und noch ein Detail, auf das Richterin Hohenecker bei der Durchsicht des Kalenders aufmerksam geworden ist. Nur weil dort "Österreich" stehe, heißt das nicht, dass Grasser auch in Österreich war... Erklärung: Der Kalender hat bei Feiertagen automatisch "Österreich" eingefügt, mutmaßt die Richterin. "Ihre Theorie ist für mich absolut nachvollziehbar", sagt Grasser. Wenn da drinnen "Österreich" stehe, sei dies womöglich kein Rückschluss auf seinen Aufenthaltsort. Zu Ostern sei er aber traditionell in Kärnten. Hohenecker: "Gut, dann haben wir Ostern jetzt abgehakt."

  • |Karl Oberascher

    Zug, Flug, Zug

    Grasser zu Schwiegermutter-Geldübergaben: Niemand kann genau sagen, wann es war. Weder seine Schwiegermutter, Frau noch er könnten sich an die genauen Termine erinnern, sagt Grasser. Es liegen 13 Jahre zurück. Ort der Übergabe war jedenfalls Zug - das Domizil der Schwiegermutter. 

    Aktuell geht's aber um die Frage, ob Grasser von Mailand nach München mit dem Auto gefahren, oder dorthin geflogen ist, wie im Bewegungsprofil erfasst. Grasser kann die Frage nicht genau beantworten, leitet aber ab: Nachdem es sich um ein Wochenende handelt, gehe er nicht davon aus, dass er in Mailand seine Frau getroffen habe. Diese würde große Städte eher meiden. "Aber ich kann mich nicht konkret daran erinnern." 

  • |Karl Oberascher

    Wie reist ein Finanzminister?

    Grassers Reisegewohnheiten, zusammengefasst: Er fährt nicht gerne lang mit dem Auto, eigentlich auch nicht Zug. Eine Autofahrt von Mailand nach München? Unwahrscheinlich. Ein Flug von Klagenfurt nach Wien? Schon eher. Feiertage und Wochenenden (auch schon mal ab Donnerstag) werden für Ausflüge genutzt. Mit seiner Frau. Die mag jedoch lieber Ausflüge in die Natur, große Städte eher nicht. Immer wieder Wochenenden in der Schweiz, aber auch in Italien. 

  • |Karl Oberascher

    "Top secret": Geburtstag mit Schüssel

    Off topic: 5.6.2005 - Grasser ist hier laut Terminkalender bei "Geb. HBK Hofburg". Der Termin ist mit "top secret" vermerkt.

    "Da kann es sich ja nur um den Geburtstag des Herrn Bundeskanzler handeln", sagt Grasser. Wolfgang Schüssel hat damals wohl reingefeiert - sein Geburtstag ist am 7. Juni. Grasser war damals aber nicht dabei, sagt er. An den Geburtstag könne er sich jedenfalls nicht erinnern. Er hätte sich damals wahrscheinlich vertreten lassen. 

     

  • |Karl Oberascher

    Privatjets reißen Lücken

    Wir haben inzwischen eine neue Erklärung für die Lücken im Bewegungsprofil der Staatsanwaltschaft gehört. Was Privatflüge betrifft, hätten die Ermittlungsbehörden auch andere Bedarfsfluglinien anfragen sollen, und eben nicht nur Tyrolean Jet Service, sagt Grasser. 

  • |Karl Oberascher

    Mit der SchwieMu auf Urlaub

    Was wir außerdem erfahren: Mitte Juni 2005 flog Grasser mit seiner Schwiegermutter auch auf Urlaub - und zwar nach Sardinien. Kleiner Schönheitsfehler: Man sei gemeinsam von Innsbruck nach Olbia geflogen und nicht - wie im Bewegungsprofil - getrennt, sagt der Ex-Finanzminister.
  • |Karl Oberascher

    Genauer Zeitpunkt?

    Was die Geldübergabe, den eigentlichen Grund für dieses ganze Bewegungsprofil, betrifft kann sich Grasser partout nicht mehr daran erinnern, wann genau diese stattgefunden hat. "Ist eine Übergabe vor dem 1.1.2005 möglich?", fragt Richterin Hohenecker nach. "Nur damit ich weiß, ob ich die anderen Wochenenden auch noch überprüfen soll." "Nein." Immerhin das kann Grasser mit Sicherheit sagen. 

    Fix ist: Die ersten Bareinzahlungen des "Schwiegermuttergeldes" erfolgten am 14. und 15. Juli. Grasser hatte als "Finanzminister aber andere Prioritäten", als das Geld, das er ja in bar erhalten hatte - Stichwort: Geldkoffer - sofort einzuzahlen, sagt er jetzt. Es könne also durchaus möglich sein, dass er das Geld bar in einen Safe sperrte. 

  • |Karl Oberascher

    "Es interessiert mich nicht..."

    "Es interessiert mich nicht, was sie an Flugbewegungen recherchieren" - auch dieser Satz gelangte im Rahmen der Berichterstattung zur Causa Buwog zu bescheidener Berühmtheit. Grasser erklärt jetzt, dass das nur nachvollziehbar sei, hätte er doch auch jetzt bewiesen, wie zahlreich die Fehler im Bewegungsprofil sind und wie schlampig die Staatsanwaltschaft hier gearbeitet hätte. 

  • |Karl Oberascher

    Mittagspause

    Und damit verabschieden wir uns vorerst in die Mittagspause. Um 14.00 Uhr geht's mit Grassers Reisegewohnheiten weiter... 

  • |Karl Oberascher

    Zurück im Jahr 2005

    Da sind wir wieder. Zurück aus der Mittagspause, zurück im Jahr 2005. Richterin Hohenecker setzte die Befragung von Karl-Heinz Grasser fort. 2005 strengte Grasser auch ein Verfahren gegen die Verlagsgruppe News an - offenbar wegen Bilder mit seiner jetzigen Frau Fiona, die die beiden an einem Wochenende in Paris zeigen. Konkret am 13. März 2005. Hier stimmt das Bewegungsprofil, der Rückflug ist dort verzeichnet, nur der Hinflug nicht, was mehrere Ableitungen zulässt. 

  • |Karl Oberascher

    Also: Nur weil Flüge unvollständig im Bewegungsprofil abgebildet sind heißt das nicht, dass sie nicht stattgefunden hätten. Und umgekehrt. 

  • |Karl Oberascher

    Zusätzlich zum Bewegungsprofil gibt es eben rund um den Zeitraum der angeblichen Bargeldübergabe zahlreiche Medienberichte zum Privatleben von Grasser. Damals hatte nämlich gerade seine Beziehung zu seiner jetzigen Frau, der Swarovski-Kristallerbin Fiona Pacifico Griffini-Grasser, begonnen. Selbst die deutsche Bild-Zeitung berichtete über seine mehrmaligen Ausflüge mit seiner Frau nach Capri.

  • |Karl Oberascher

    Schwiegermuttergeld: "Woher soll's denn sonst sein?"

    Grasser holt einmal mehr zur Kritik an den Behörden aus. Lange Rede, kurzer Sinn: Diese hätten sein Bewegungsprofil mit seinem beruflichen Kalender abgleichen sollen, ganz einfach. 

    Außerdem, zum Thema Schwiegermuttergeld: "Woher soll's denn sonst sein?" Wenn ein Ermittlungsbeamter 13 Jahre lang darauf keine Antwort geben könne, dann frage er sich das schon.

    Zur Erklärung: Der Vorwurf ist ja vor allem, dass sich das Geld später auf dem Konto der Briefkastengesellschaft Mandarin - eingerichtet von Grassers Vermögensberater Norbert Wicki - mit Geld aus der Buwog-Provision vermischte. 

  • |Karl Oberascher
    Seine Frau bestätigt, dass das Geld von ihrer Mutter stamme. Auch andere Zeugen würden dies bestätigen. Die Staatsanwaltschaft würde seit Jahren zu seinen Lasten spekulieren, kritisiert der Ex-Finanzminister. "Mir fehlt jedes Vertrauen zu dieser Ermittlungsbehörde."

  • |Karl Oberascher

    10.000 Euro zum Heiraten

    Und jetzt wieder etwas weniger emotional: Er habe außerdem 10.000 Euro von seinen Eltern zur Hochzeit bekommen, sagt Grasser. Dies habe er als "sehr großzügig empfunden".

  • |Karl Oberascher

    Wobei sich das Hochzeitsgeld offenbar eher gering ausmacht. Über die Jahre hätte er eine Million Euro von den Eltern, quasi als vorgezogenes Erbe erhalten. "Es war dem langfristigen Vermögensaufbau gewidmet", sagt Grasser. Er habe das Geld auch für die Wohnungen in Wien verwendet. Es sei aber nicht mit den 500.000 Euro der Schwiegermutter vergleichbar.

  • |Karl Oberascher

    Das war's aber auch schon wieder zur finanziellen Gebarung der Familie Grasser. Weiter geht's mit dem Kleinklein aus Grassers Bewegungsprofil. 

  • |Karl Oberascher

    Möglich ist alles, aber fix ist...

    Es wäre natürlich auch möglich, dass seine Frau das Geld in Zug aufbewahrt hätte und dann erst später ihm gegeben habe. Den genauen Übergabezeitpunkt wisse er nunmal nicht mehr. Es gäbe da eben mehrere Möglichkeiten...  

  • |Karl Oberascher

    Bis ins kleinste Detail...

    Zurück zum Bewegungsprofil: Es geht nach wie vor um Details - und Grasser weist akribisch auf jede noch so kleine Ungenauigkeit hin. So wurden offenbar zwei Flüge von Zürich nach Mailand und dann Wien falsch dargestellt. Diese habe nämlich nicht an einem Tag stattgefunden, sondern Grasser verbrachte laut seinem Terminkalender eine Nacht in Mailand. 

  • |Karl Oberascher

    "Was sagt das Bewegungsprofil?"

    Update: Der Termin, an dem das Schwiegermuttergeld übergeben wurde, konnte noch immer nicht identifiziert werden. Und egal wie akribisch hier Terminkalender und Bewegungsprofil abgeglichen werden ("Was sagt das Bewegungsprofil?", fragt Grasser immer wieder von seinem Terminkalender aufblickend), er wird ihm wohl auch nicht mehr einfallen. 

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