Bundespräsidenten-Wahl: Lugner tritt an

Baulöwe Richard Lugner macht ernst und tritt als Kandidat zur BP-Wahl an.
Es handelt sich um den zweiten Anlauf des Baumeisters für das höchste Amt im Staate.

Mit 83 will es Richard Lugner noch einmal wissen, diesmal politisch. "Wir treten an", sagte der Baumeister am Mittwoch zur APA. Damit bewirbt sich der Societylöwe nach 1998 zum zweiten Mal für das Amt des Bundespräsidenten, diesmal mit Ehefrau Cathy an seiner Seite. Als erste Hürde muss er nun 6.000 Unterschriften sammeln. Details will er am Donnerstag in einer Pressekonferenz in der Lugner City vorstellen.

Bei seinem ersten Antreten 1998 konnten sich 9,91 Prozent einen Bundespräsidenten Lugner vorstellen. Dieses Ergebnis nochmals zu erreichen oder gar in die Hofburg einzuziehen, dürfte schwierig werden.

Mitte Jänner hatte Lugner erstmals öffentlich mit einer Kandidatur geliebäugelt, am Rande der Präsentation seines diesjährigen Opernball-Stargasts. Ende Jänner tauchte dann ein skurriles Youtube-Video auf, in dem der Baumeister wirkt, als bereite er sich auf eine Wahlkampfrede vor. Durch die einfache Machart und eine unfreiwillige Komik wurde der Acht-Minuten-Clip zu einem viralen Hit.

Kandidatur als "Kasperl"

Das Video blieb nicht Lugners einzige eigenwillige Annäherung an eine Kandidatur. So ließ der Chef der Lugner City auch eine Karikatur veröffentlichen, die ihn als Kasperl im Kreise der aussichtsreichsten Kandidaten zeigt. Diese sind ebenfalls als Figuren aus dem "Kasperltheater" dargestellt. Lugner schaltete sogar Zeitungsinserate mit diesem Sujet.

Lugner gab Umfrage in Auftrag

Ausschlaggebend für sein Antreten sei eine von ihm beim "Humaninstitut" in Auftrag gegebene Umfrage gewesen, erklärte Lugner. Den Ergebnissen zufolge komme er dabei bereits auf zehn Prozent, und liege nur drei Prozentpunkte hinter ÖVP-Kandidat Andreas Khol und fünf Prozentpunkte hinter der unabhängigen Bewerberin Irmgard Griss, so der 83-Jährige. An der Spitze der "Humaninstitut"-Umfrage liegt laut Lugner der ehemalige Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen mit 27 Prozent, gefolgt von SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer mit 18 und Norbert Hofer (FPÖ) mit 17 Prozent.

1998 trat der bis dahin vor allem als Baumeister und Society-Löwe bekannte Lugner bei der Bundespräsidenten-Wahl an. Die Voraussetzungen waren günstig. Bei Thomas Klestils Wiederwahl hatte die SPÖ auf einen Gegenkandidaten verzichtet und die evangelische Superintendentin Gertraud Knoll (ebenso wie die Grünen) nur halbherzig unterstützt. Ansonsten fanden sich nur noch Heide Schmidt, damals für das LIF, und der "Neutrale" Karl Walter Nowak am Wahlvorschlag, da auch die Freiheitlichen keinen Hofburg-Anwärter ins Rennen schickten.

Lugner nützte seine Chance. Nicht weniger als 413.066 Österreicher, das entsprach 9,91 Prozent, konnten sich einen Bundes-"Mörtel" vorstellen. Die Wahlkampagne hatte er unter anderem mit dem Slogan "Erfolgreich aus eigener Kraft" bestritten, bebildert mit dem Kandidaten und einem Ziegelstein.

Bundespräsidenten-Wahl: Lugner tritt an
ZU APA II-TEXT Bundespräsident Thomas Klestil (l.) begrüßt Präsidentschaftskandidat Richard Lugner heute abend im Innenministerium. APA-Photo: Barbara Gindl

Parteipolitik

Beflügelt von diesem Prestige-Erfolg wollte Lugner mit neuem Elan auch in die Parteipolitik Einzug finden. Für die Nationalratswahl gründete er in einem Bier-Heurigen in Wien-Favoriten die Partei "Die Unabhängigen". Doch schon zu Beginn lief es holprig, als Lugner Abgeordnete zu ködern versuchte, ihm mit ihren Stimmen das Sammeln von Unterstützungserklärungen zu ersparen.

Der Grüne Andreas Wabl behauptete, Lugner habe ihm dafür 150.000 Schilling (10.900 Euro) angeboten. Lugner sprach von einem Scherz, der Imageschaden blieb. Schließlich fischte der Baumeister dann drei vormalige Freiheitliche, die sich für die "Unabhängigen" einspannen ließen, unter anderem den Vater der mittlerweile aus der Society-Berichterstattung bekannten Larissa Marolt, Hotelier Heinz Anton Marolt.

Bundespräsidenten-Wahl: Lugner tritt an
-ZU APA II- Ein Wahlplakat der Partei "Die Unabhängigen" von Richard Lugner , heute Mittag - einen Tag nach den Nationalratswahlen 1999. APA-Photo: Harald Schneider

Letztes Aufflackern von "DU"

Dem Wahlerfolg waren diese Turbulenzen nicht gerade zuträglich. 46.943 Stimmen bzw. ein Prozent und damit deutlich weniger als bei der Bundespräsidenten-Wahl fuhr Lugner mit seinem Team ein. Ein letztes Aufflackern von "DU" gab es einige Monate später bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl, wo man unter der 1-Prozent-Marke blieb.

Seit damals kam der Name Lugner in der Politik nur noch einmal vor. Richards damalige Ehefrau Christina galt als Wunschkandidatin des freiheitlichen Kurzzeit-Chefs Mathias Reichhold für die Nationalratswahl 2002. Interne Widerstände folgten, Reichhold gab gesundheitsbedingt auf, Christina Lugner musste sich weiter aufs Society-Parkett konzentrieren.

Richard Lugner, geboren am 11. Oktober 1932 in Wien, ist in fünfter Ehe verheiratet und hat vier Kinder (zwei Söhne, zwei Töchter) aus drei Verbindungen. Er ist gelernter Baumeister, Chef der Lugner-City und Darsteller diverser "Lugner"-Doku Soaps.

Der Aufstieg des gebürtigen Wieners begann in den 1960er-Jahren, als er sich mit einer damals noch kleinen Firma auf die Renovierung von Alt-Bauten spezialisierte. Seinen Durchbruch markierte die Errichtung von Wiens größter Moschee sowie die Arbeit am Stadttempel der jüdischen Kultusgemeinde.

Sein eigenes Denkmal setzte sich der rasch mit dem Spitznamen "Mörtel" versehene Baumeister mit der Lugner-City in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus. Von seinem Einkaufszentrum aus dirigiert Lugner mittlerweile seit Jahrzehnten sein öffentliches Leben, sei es seinen Kampf für die Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten, Wahlkampf-Auftritte aller Parteien und auch seine vielfältigen Society-Aktivitäten.

Lugners Gefährtinnen

Was geschäftlich für Lugner seine City, ist society-technisch für ihn der Opernball. Mittlerweile seit Jahrzehnten lädt der Baumeister Stars und Sternchen aus aller Welt in seine Loge, stets begleitet von jeder Menge medialem Getöse. Die Gästeschar war dabei durchaus bunt, von echten Weltstars wie Harry Belafonte, Sophia Loren oder Andie MacDowell bis hin zur Hotel-Erbin Paris Hilton und der Berlusconi-Geliebten Ruby Rubacuori.

Bundespräsidenten-Wahl: Lugner tritt an
ABD0121_20160204 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) Schauspielerin Brooke Shields, Richard Lugner und Cathy Lugner am Donnerstag, 4. Februar 2016, während eines Fototermins vor Beginn des Opernballes 2016 im Grand Hotel in Wien. - FOTO: APA/HERBERT P. OCZERET
Männer an Lugners Seite sind auch auf Society-Events eher die Ausnahme. Seine Schwäche für Frauen ist ebenso bekannt wie jene für Austern mit Ketchup. Lugner lebt derzeit in fünfter Ehe mit einer 26-jährigen Deutschen namens Cathy zusammen, einem ehemaligen Playboy-Model. Spezielle Eigenart des vierfachen Vaters ist, dass seine Gefährtinnen mit tierischen Spitznamen geschmückt werden - von Mausi über Kolibri bis (aktuell) Spatzi reichte der Erfindungsschatz Lugners.

Doku-Soaps auf ATV

Wenn der Baumeister etwas liebt, ist es die Öffentlichkeit. Lugner ist kein Star, der sich rar macht. Ganz im Gegenteil gab er sich für Doku-Soaps auf ATV (und später RTL2) her und scheute sich dabei auch nicht, seinem aufbrausenden Temperament geschuldete Streitigkeiten vor allem mit Ex-Frau Christina oder der derzeitigen Gemahlin Cathy vor dem staunenden Fernseh-Publikum auszubreiten.

Auch wenn sein skurril anmutendes Bewerbungsvideo für die Hofburg anderes vermuten ließe, will Lugner in den kommenden Wochen wieder eine ernstere Partie geben, die des als Unternehmer gestählten Politikers. Ob es diese Macher-Qualitäten waren oder doch mehr humoristische Protestwahl, dass Lugner im Jahr 1998 bei der Wiederwahl Thomas Klestils fast zehn Prozent bekam, ist schwer zu beurteilen. Ein Jahr später, als er sich mit Ehefrau Christina und der neuen Partei "Die Unabhängigen" in die Nationalratswahl wagte, war der "Lugner-Effekt" jedenfalls wieder verpufft. DU musste sich mit einem Prozent der Stimmen zufrieden geben.

Als Hofnarr bei "Wir sind Kaiser"

Der Macht angenähert hat sich Lugner seither nur in der ORF-Comedy "Wir sind Kaiser", wo er eine Art Hofnarr spielt, eine Rolle, mit der Lugner kein Problem hat. Denn wie er selbst vor einigen Jahren sagte: "Auch der Kasperl zu sein ist eine Form von Erfolg."

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