Bundesheer: Worüber sich Soldaten 2016 beschwerten

Österreichische Rekruten.
Verbale Unfreundlichkeiten wie "Zu dumm für alles!" wurden angeprangert. Auch der Grundwehrdiener-Sold sei "deutlich zu niedrig". Insgesamt gingen die Beschwerden aber zurück.

Es mag in Hollywood-Kriegsfilmen gut aussehen, wenn eine Elite-Einheit im Einsatz am Boden dahinrobbt. Wenn einem bei einer Bundesheer-Übung "Robben" befohlen wird, und diese Bewegungsart auf einer mit Kuhmist frisch gedüngten Wiese stattfindet, kommt das nicht bei allen Rekruten gut an.

Auch die Ausdrucksweise beim Österreichischen Bundesheer wurde im Vorjahr als teils unangebracht gemeldet. Verbale Unfreundlichkeiten wie "Zu dumm für alles!", "Schleich dich in dein Kammerl!" und "Ich will dich heute nicht mehr riechen!" wurden ebenso beanstandet wie "aggressives Verhalten im Umgang mit dem Untergebenen durch das Wegschleudern eines Buches".

Weniger Beschwerden

Insgesamt muss aber gesagt werden: Die Beschwerden übers Heer gehen ordentlich zurück. Die Zahl sank von 398 im Jahr 2015 auf 144 Beschwerdeverfahren im Vorjahr, geht aus dem Jahresbericht der parlamentarischen Bundesheer-Kommission hervor, der am Mittwoch präsentiert wurde. Mängel stellten die Parlamentarier etwa bei der Schutzausrüstung der Soldaten und Fahrzeugen fest. Der Sold der Grundwehrdiener sei außerdem viel zu niedrig.

Bundesheer: Worüber sich Soldaten 2016 beschwerten
Beschwerden bei der Heeres-Beschwerdekommission 2000-2015 - Kurvengrafik; Gründe der Beschwerden 2015 - Tortengrafik GRAFIK 0609­16, 88 x 90 mm
2.540 Personen haben die Bundesheerkommission im Vorjahr in Anspruch genommen (2015: 2.795), wobei es vor allem um Beratung und Rechtsauskünfte ging. Das Beschwerdeaufkommen war 2016 das niedrigste in den im Bericht ausgewiesenen vergangenen fünf Jahren: Nach dem Höchststand von 508 Beschwerdeverfahren 2014 waren es 2015 398 Fälle und vergangenes Jahr schließlich nur mehr 144.

Der Großteil der Beanstandungen betraf den Bereich Ausbildung und Dienstbetrieb (42 Prozent), zu gut einem Drittel (35 Prozent) drehten sich die Beschwerden um Personalangelegenheiten. Die Beschwerden reichen von Schikanen bis zu Verfehlungen bei der militärärztlichen Betreuung. 30 Prozent stammten von Grundwehrdienern, 70 Prozent aus dem Kader, wobei Beanstandungen aus allen Hierarchiestufen einlangten.

Wie die Wehrsprecher den Rückgang interpretieren

Dass sich das Beschwerdeaufkommen derart deutlich verringert hat, führte der amtsführende Kommissions-Vorsitzende Michael Hammer (ÖVP) auch darauf zurück, dass mit der "Trendwende" beim Bundesheer-Budget auch "Zukunfts-Mut eingekehrt ist", und "dann beschwert man sich auch nicht über jede Kleinigkeit". Auch FPÖ-Wehrsprecher Reinhard Bösch erkannte eine "Kulturänderung" hin zu einer positiven Einstellung zur Arbeit als Soldat. Bei allen Besuchen der Kommission vor Ort könne man die positive Stimmung wahrnehmen, betonte auch SPÖ-Sicherheitssprecher Otto Pendl. Dass man mittlerweile weniger Beschwerdefälle habe, zeige, "da hat sich viel geändert".

Fehlende Schutzausrüstung

Bei ihren Prüfbesuchen stellten die Parlamentarier dennoch einigen Handlungsbedarf fest: So fehle teils persönliche Schutzausrüstung für die Soldaten wie Kugelschutz oder Stichschutz. Anderes Material ist wiederum schlecht verarbeitet, so reißen der Reißverschluss und die Nähte einer Kampfweste auch schon bei leichter Beanspruchung. Auch sei der Mangel an ungehärteten und auch gehärteten Fahrzeugen (wie Pandur, Dingo, Husar) teils "eklatant".

"Abgenützte" Kasernen

Bundesheer: Worüber sich Soldaten 2016 beschwerten
Desloate Kaserne Hörsching
57 Prozent der Kasernen und Amtsgebäude wiesen "erhebliche Abnützungen" auf. Auch merkte die Kommission an, dass das faktische Einstiegsgehalt zu Beginn einer militärischen Berufslaufbahn wegen fehlender Zulagen im Vergleich zur Polizei "nicht attraktiv" sei. Mit Blick auf die Budgeterhöhung und die damiteinhergehende Beschaffungs- und Infrastrukturoffensive anerkannte die Kommission aber, dass Verbesserungen etwa bei der Ausrüstung bereits eingeleitet worden seien.

Schießen, Sport und Katastrophenhilfe beliebt

Bundesheer: Worüber sich Soldaten 2016 beschwerten
ABD0019_20160413 - WIEN - ÖSTERREICH: Soldaten bei einer Vorführung im Rahmen eines Pressetermines in einer Kaserne in Wien am Mittwoch, 13. April 2016. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER
Ein Schwerpunkt der Kommission blieb die Evaluierung der versprochenen Attraktivierung des Grundwehrdienstes. Diese stoße in der Praxis an Grenzen, heißt es im Bericht. Die Module Schießen und Sport würden aber als abwechslungsreich und interessant beurteilt, hohe Akzeptanz finde auch das Modul Katastrophenhilfe. Kritik gibt es nach wie vor an den Unterkünften, die "beengt, zum Teil abgewohnt und sanierungsbedürftig" seien.

Grundwehrdiener: 300 Euro im Monat zu wenig

Als "deutlich zu niedrig" sieht die Kommission den monatlichen Sold der Grundwehrdiener von knapp über 300 Euro. Man werde sich gemeinsam für eine Erhöhung einsetzen, versprach Pendl. Auf eine konkrete gemeinsame Zahl festlegen wollten sich die Abgeordneten nicht. Während Hammer sich eine Größenordnung um die 500 Euro vorstellen kann, denkt Bösch eher an die Höhe der Mindestsicherung rund um 800 Euro.

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