FPÖ schlittert in Hofburg-Chaos: Stenzel durch Shitstorm verhindert?
Es erinnert an das, was sich vor wenigen Wochen in der ÖVP abgespielt hat. Auch bei den Blauen läuft die Entscheidung, wer für sie ins Hofburg-Rennen geht, alles andere als glatt. Am Abend sollte in einer Parteisitzung der Kandidat oder die Kandidatin nominiert werden. Bis kurz davor ging es in der Partei drunter und drüber.
Mittwochfrüh hatten sich noch hochrangige Blaue wie der burgenländische FPÖ-Obmann Johann Tschürtz und sein oberösterreichischer Kollege Manfred Haimbuchner öffentlich für Ursula Stenzel ausgesprochen. Die im Wien-Wahlkampf 2015 von der ÖVP zur FPÖ Übergelaufene sei "weltoffen und unabhängig", sagte Tschürtz. "Ich bin davon überzeugt, dass Ursula Stenzel in die Stichwahl kommen wird." Haimbuchner urteilte: "Stenzel hat sich abgewandt von diesem System, ist sicherlich auch eine eher unabhängige Kandidatin. Sie kommt nicht aus dem freiheitlichen Kernlager. Und das hat durchaus eine Symbolik."
Stenzel-Shitstorm
Parteigänger protestierten – nach Medienberichten über Stenzels Kandidatur – dagegen. Dazu kam öffentlich heftige Kritik daran. Auf der Homepage und dem Twitter-Account von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache äußerten viele Unmut. So stand dort: "Wir sind dabei. Aber wenn es Frau stenzel wird, werden viele weg sein." Oder: "Wenn’s wirklich die Stenzl ist, besser gleich absagen. #totgeburt". Detto: "Ich vertraue euch. Aber ohne die Stenzl" (siehe Faksimile). Ein anderer schrieb: "Taktisch unklug."
Die Parteispitze hatte Hofer am Mittwoch bekniet, doch anzutreten. Dieser sei nun bereit, sagte ein führender FPÖ-Mann dem KURIER am Nachmittag.
Heftige Debatte
Hofer dementierte das am Rande der Nationalratssitzung – und vor der FPÖ-Zusammenkunft – nicht. Er sagte: "Wenn ich diese Frage beantworten würde, würde ich etwas vorwegnehmen."
Dass die Entscheidung nicht friktionsfrei vonstatten geht, bestätigte er: "Es wird heute noch sehr intensive Gespräche und Beratungen mit den wichtigsten Personen in der Partei geben."
Dass sich der Burgenländer Hofer zierte, liegt nicht nur an seinem Alter. Er ist durch einen Unfall 2003 körperlich gehandicapt; er hat sogar ein Buch darüber geschrieben ("Leben nach der Querschnittlähmung").
Die Blauen waren nicht nur uneins darüber, wen sie für das höchste Amt im Staat aufstellen. Manche meinen, diese Wahl sollte außen vor gelassen werden – weil sie teuer sei und der eigene Kandidat – wer auch immer das sei – keine Chance habe, in die Stichwahl zu kommen.
Auch die ÖVP musste bei ihrem Kandidaten kurzerhand umdisponieren. Der von Landeshauptleuten gepriesene Erwin Pröll sagte ab – und so wurde Seniorenbund-Chef Andreas Khol quasi über Nacht zum Präsidentschaftsanwärter.
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