FPÖ schlittert in Hofburg-Chaos: Stenzel durch Shitstorm verhindert?

„Zu jung“ fühlte sich FPÖ-Vize Norbert Hofer bis dato. Strache soll ihn umgestimmt haben
Nach Protesten ist die FPÖ wieder auf Kandidatensuche. Strache-Vize Hofer trotz Absage erneut im Rennen.

Es erinnert an das, was sich vor wenigen Wochen in der ÖVP abgespielt hat. Auch bei den Blauen läuft die Entscheidung, wer für sie ins Hofburg-Rennen geht, alles andere als glatt. Am Abend sollte in einer Parteisitzung der Kandidat oder die Kandidatin nominiert werden. Bis kurz davor ging es in der Partei drunter und drüber.

Mittwochfrüh hatten sich noch hochrangige Blaue wie der burgenländische FPÖ-Obmann Johann Tschürtz und sein oberösterreichischer Kollege Manfred Haimbuchner öffentlich für Ursula Stenzel ausgesprochen. Die im Wien-Wahlkampf 2015 von der ÖVP zur FPÖ Übergelaufene sei "weltoffen und unabhängig", sagte Tschürtz. "Ich bin davon überzeugt, dass Ursula Stenzel in die Stichwahl kommen wird." Haimbuchner urteilte: "Stenzel hat sich abgewandt von diesem System, ist sicherlich auch eine eher unabhängige Kandidatin. Sie kommt nicht aus dem freiheitlichen Kernlager. Und das hat durchaus eine Symbolik."

FPÖ schlittert in Hofburg-Chaos: Stenzel durch Shitstorm verhindert?
ABD0035_20150901 - WIEN - ÖSTERREICH: Ursula Stenzel und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache während der Pressekonferenz zum Thema "Aus Liebe zu Wien - Zeit für einen Wechsel!" am Dienstag, 01. September 2015, in Wien. - FOTO: APA/HERBERT PFARRHOFER
Tags zuvor hatte ein prominenter Blauer demKURIER bestätigt, dass Stenzel für die FPÖ antritt. Das Kalkül der Befürworter: Mit ihr könnten Wähler außerhalb des klassischen Spektrums erreicht werden, vor allem ÖVP-Mann Andreas Khol würde sie Stimmen wegnehmen. Nicht alle in der Partei sehen das so. Die 70-Jährige sei keine waschechte blaue – und zu wienlastig, argumentieren sie. In den anderen Bundesländern hätte die Partei mit ihr geringe Chancen.

Stenzel-Shitstorm

Parteigänger protestierten – nach Medienberichten über Stenzels Kandidatur – dagegen. Dazu kam öffentlich heftige Kritik daran. Auf der Homepage und dem Twitter-Account von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache äußerten viele Unmut. So stand dort: "Wir sind dabei. Aber wenn es Frau stenzel wird, werden viele weg sein." Oder: "Wenn’s wirklich die Stenzl ist, besser gleich absagen. #totgeburt". Detto: "Ich vertraue euch. Aber ohne die Stenzl" (siehe Faksimile). Ein anderer schrieb: "Taktisch unklug."

FPÖ schlittert in Hofburg-Chaos: Stenzel durch Shitstorm verhindert?
Heinz Christian Strache, Johann Gudenus 26.01.2015, Wien, Hofburg, 94.Jägerball
Und so hieß es am Mittwochnachmittag plötzlich: Stenzel sei doch nicht fix. Norbert Hofer, Parteivize und Dritter Nationalratspräsident, sei nun auch wieder in der Ziehung. Etliche Blaue hatten Hofer von Anfang an als Herausforderer für die anderen Hofburgwerber gewollt; dieser sagte aber ab – mit dem Argument, mit 44 Jahren zu jung für dieses Amt zu sein. Dem KURIER hatte er erst am Dienstag mitgeteilt, dass er nicht zur Verfügung stehe. Gewählt werde aus einem Vierer-Kreis. Das Quartett: Stenzel, Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus, Volksanwalt Peter Fichtenbauer und Bildungssprecher Walter Rosenkranz.

Die Parteispitze hatte Hofer am Mittwoch bekniet, doch anzutreten. Dieser sei nun bereit, sagte ein führender FPÖ-Mann dem KURIER am Nachmittag.

Heftige Debatte

Hofer dementierte das am Rande der Nationalratssitzung – und vor der FPÖ-Zusammenkunft – nicht. Er sagte: "Wenn ich diese Frage beantworten würde, würde ich etwas vorwegnehmen."

Dass die Entscheidung nicht friktionsfrei vonstatten geht, bestätigte er: "Es wird heute noch sehr intensive Gespräche und Beratungen mit den wichtigsten Personen in der Partei geben."

Dass sich der Burgenländer Hofer zierte, liegt nicht nur an seinem Alter. Er ist durch einen Unfall 2003 körperlich gehandicapt; er hat sogar ein Buch darüber geschrieben ("Leben nach der Querschnittlähmung").

Die Blauen waren nicht nur uneins darüber, wen sie für das höchste Amt im Staat aufstellen. Manche meinen, diese Wahl sollte außen vor gelassen werden – weil sie teuer sei und der eigene Kandidat – wer auch immer das sei – keine Chance habe, in die Stichwahl zu kommen.

Auch die ÖVP musste bei ihrem Kandidaten kurzerhand umdisponieren. Der von Landeshauptleuten gepriesene Erwin Pröll sagte ab – und so wurde Seniorenbund-Chef Andreas Khol quasi über Nacht zum Präsidentschaftsanwärter.

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Screenshot Facebook
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