Bangen nach Trump-Sieg um Zukunft des Klimaabkommens
Die Wahl Donald Trumps erschüttert viele Delgierte beim 22. UNO-Klimagipfel in Marrakesch. Trump ist der einzige (designierte) Staatschef der westlichen Welt, der die Klimaerwärmung einen "Schwachsinn" ("Bullshit") und "Schwindel" ("Hoax") nennt. "Spekuliert wird derzeit, dass eine Trump-Regierung zwar nicht aus dem Klimaschutz-Abkommen von Paris aussteigen wird, weil das rechtlich sehr schwierig ist. Die USA könnten jedoch einfach keine neuen Klimaschutzmaßnahmen ergreifen und den ,Clean Power Plan‘ von Präsident Obama beenden", befürchtet Monika Langthaler, Europadirektorin der Umwelt-NGO R20.
Langthaler reist mit einer Wirtschaftsdelegation von 25 heimischen Umwelttech-Firmen nach Marrakesch, um Werbung für Österreichs Know-how zu machen. Denn derzeit liegt sehr viel Geld für grüne Investments bereit.
Die Umsetzung des Pariser Klimavertrags ist keine politische Angelegenheit allein: „Es ist eine Chance für die heimischen Unternehmen, dass die Klimaziele nur mit der Wirtschaft erreicht werden können“, stellte Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaftsorganisation der WKÖ, fest. Nicht zuletzt deshalb stellen sich heimische Firmen auf der UN-Klimakonferenz in Marokko vor.
Neue Geschäftschancen
Es ist eine Premiere, dass 25 Unternehmen unter der Federführung der Wirtschaftskammer in Marrakesch ihr Know-How präsentieren. Denn es gilt eine nicht zu unterschätzende Geschäftschance zu nutzen, die der Kampf gegen den Klimawandel bietet, und die sich Green Climate Fonds (GCF) nennt. Aus diesem Fond sollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar (90,7 Mrd. Euro) für Klimaschutzprojekte in Schwellen- und Entwicklungsländer fließen.
Heimische Unternehmen könnten beim Partizipieren jedoch das Nachsehen haben, da Österreich mit 34,8 Millionen Dollar einen - etwa im Vergleich mit Deutschland mit über einer Milliarde Dollar - bisher eher kleinen Betrag zugesagt hat.
„Mit dem bisher zugesagten Beitrag werden wir Schwierigkeiten haben, uns bei der GCF zu akkreditieren“, ist sich Langthaler sicher. „Der Zug zum GCF ist aber noch nicht abgefahren“, stellte hingegen Koren fest - ein größeres Engagement wäre aber auch aus seiner Sicht notwendig.
So kann Österreich bisher etwa noch keine GCF-Abwicklungsstelle aufweisen, während Deutschland mit gleich drei Institutionen vertreten ist, unter anderem mit der Deutschen Bank. „Es wäre ganz wichtig, dass es auch bei uns eine Stelle gibt, die die heimischen Unternehmen berät“, so Langthaler.
Operativ ist der GCF der UN längst tätig und hat zuletzt im Juli neun Anträge zur Unterstützung von Projekten im Volumen von mehr als 250 Millionen Dollar (rund 200 Millionen Euro) bewilligt. Das zeigt wiederum, dass die Gelder derzeit noch nicht vollständig genützt werden, so Langthaler, denn eigentlich wären drei Milliarden Dollar bereitgestanden. Doch politische wie auch infrastrukturelle Hürden sorgen dafür, dass viele Projekte erst gar nicht realisiert werden. Mit der Unterstützung einer Abwicklungsstelle könnten diese Hürden aber genommen werden.
Der grünen Wirtschaft in Österreich wäre jedenfalls wohlgedient, käme sie an die GCF-Gelder, denn der Fonds gewährt nicht nur Kredite für diverse Klimaprojekte, sondern finanziert diese mit Zuschüssen zum Teil auch mit. Und der Teil der österreichischen Firmen, der sich im Bereich Umwelttechnik und Erneuerbare engagiert, gehört im Kontext der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu den weitaus dynamischsten. Ein Umsatzplus von 18,3 Prozent innerhalb fünf Jahren kann er vorweisen, bietet 31.000 Personen direkt und inklusive Dienstleistern und Zulieferern sogar 200.000 Personen eine Arbeitsstelle, rechnete Koren vor. Und mit einer Exportquote von 70 Prozent liegt die grüne Branche ebenfalls weit über dem Schnitt. „Die Erneuerbaren sind global der prioritäre Bereich“, so der Experte, „und es gilt daher, österreichische Unternehmen an die weltweite Nachfrage heranzuführen.“
Gefragtes Know-how aus Österreich
An Konkurrenzfähigkeit mangle es jedenfalls nicht, denn viele kleine und mittlere Unternehmen sind in Nischenbereichen tätig, etwa in der Solarsteuerungstechnologie oder in der gebäudeintegrierten Photovoltaik, und sind so keine direkte Konkurrenz zu den großen globalen Playern wie China. Der Bedarf ist ebenfalls vorhanden, denn die „Energie-Armut in vielen Entwicklungsländern ist immer noch enorm“, stellte die Oesterreichische Entwicklungsbank AG (OeEB) am Donnerstag in einer Aussendung fest. Und ohne privates Engagement sei die Lücke nicht zu schließen, so die OeEB-Vorstände Andrea Hagmann und Michael Wancata zu den Herausforderungen für die Entwicklungsfinanzierung vor dem Hintergrund der UN-Weltklimakonferenz.
Weltweiter Energiehunger
Eine Milliarde Menschen habe keinen Anschluss ans Stromnetz. Der Energiebedarf steigen in Schwellen- und Entwicklungsländern am meisten. „Hier von vornherein auf Erneuerbare Energien zu setzen, ist unabdingbar. Nur so kann ein nachhaltiges Wachstum erzielt werden, das Klimaschutz und Entwicklung unter einen Hut bringt“, so die OeEB-Vorstände. Die OeEB finanzierte voriges Jahr Projekte im Bereich Erneuerbare Energie und Energie-Effizienz in Höhe von 84 Mio. Euro. Über 40 Prozent des Portfolios der Entwicklungsbank trage zum Klimaschutz bei.
(BerG/APA)
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