Auch Regieren will gelernt sein: Sobotka coacht neue VP-Minister

Sobotka und Kurz
Vom Kabinettschef bis zum Pressesprecher: Team von Kurz koordiniert alles für die Quereinsteiger.

Der Begleiter jedes Regierungswechsels heißt Chaos hinter den Kulissen. Innerhalb weniger Stunden muss jeder neue Minister sein komplettes Team zusammenstellen: Da wird hektisch ein Kabinettschef für die Ressortübergabe gesucht. Detto braucht es rasch ein Pressesprecherteam, das die ersten Antrittsinterviews und Fototermine koordiniert.

Ganz anders läuft das beim Ministerteam in Türkis ab. Auch das zählt zum neuen Stil: Sobald die Ministerliste offiziell war, landeten postwendend die ersten Studiofotos der Regierungsriege in den Zeitungsredaktionen. Für jeden Minister stand bereits ein Pressesprecher in den Startlöchern. Detto war die Suche nach dem Kabinettschef schon abgehakt. So professionell wie der Wahlkampf war, wird nun auch die Organisation von Kurz’ Ministerriege auf die Beine gestellt. "Auch das zeigt, dass Kurz eine politische Koryphäe ist", schwärmt ein ÖVP-Grande.

Ministerteams fixiert

Die einen nennen es professionell, die anderen eine Art von Bevormundung, da die neuen Ressortchefs ihr Team einfach vor die Nase gesetzt bekommen. Doch vielleicht braucht es diese Disziplin, denn immerhin sind unter den neun ÖVP-Regierungsmitgliedern nur drei echte Politik-Profis: Kanzler Sebastian Kurz, seine Vertraute Elisabeth Köstinger und der neue Kulturminister Gernot Blümel. Die restlichen neun sind zwar kompetente Quereinsteiger aus Wirtschaft und Wissenschaft, die aber noch nie permanent im medialen Rampenlicht standen.

Einer, der das Regierungsteam verlässt, soll nun in der Startphase "die Ministerbegleitung der Neuen übernehmen", heißt es aus der ÖVP. Es ist Wolfgang Sobotka, der am Mittwoch zum ersten Nationalratspräsidenten gewählt werden soll. Ein Haudegen, der das politische Repertoire – vom Angriffsmanöver bis zur Findung von Kompromissen – perfekt beherrscht.

Angeblich erhielten die neuen Ressortchefs schon eine schnelle Einführung, wie "Regieren funktioniert". "Einige Ministerkandidaten standen schon lange fest, auch wenn sie nicht in die Öffentlichkeit gelangten." Neben dem Minister-Schnellkurs, wurde ihnen auch das Leitbild näher gebracht.

Handys nicht abgeben

Ein delikates Detail am Rande: Wenn die Ressortübergaben stattfinden, dann soll den roten Ministern empfohlen worden sein, dass sie ihre Diensthandys kaufen und nicht im Ministerium abgeben sollen.

Offenbar herrscht in der SPÖ die Angst, dass die Daten von den Smartphones wiederhergestellt werden, damit die türkis-blaue Koalition an brisante innerparteiliche Informationen der roten Ex-Minister kommt.

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