Armin Wolf versus Faymann: Ein Kampf-Interview

Armin Wolf versus Faymann: Ein Kampf-Interview
Beim Sommergespräch gab es ein paar Farbtupfer, aber ansonsten wenig Neuigkeiten über den Bundeskanzler.

Der erste Punkt ging an Faymann. "Warum ist das Vertrauen in Feuerwehrleute und Ärzte besonders hoch und das in Politiker besonders niedrig?", fragte Armin Wolf. "Das kann ich Ihnen sagen: Stellen Sie sich vor, Feuerwehrleute oder Ärztekollegen in einem Spital würden so übereinander reden wie Politiker, wie es dann um deren Image bestellt wäre", antwortete Faymann. Womit der Kanzler nicht Unrecht hat: Es gibt wohl keine Branche, die sich selbst so schlecht macht wie die Politik. Das war der Einstieg.

Der anschließende, in die Sommergespräche 2012  integrierte Film über die Jugend der fünf Parteichefs förderte ein paar unbekannte Facetten aus dem Vorleben des Kanzlers zutage: Faymann jobbte nach der Matura als Taxifahrer, kam in diversen Studien über Anfangs-Prüfungen nicht hinaus und hatte seine erste Wohnung in Wien-Liesing – in einem Vorstadt-Bezirk, über den er bis heute nicht hinausgekommen ist.

Abgesehen von diesen Farbtupfern förderte das einstündige Sommergespräch keine Neuigkeit zu Tage. Dem wirtschaftlichen Stillstand, dem unmittelbar bevorstehenden Urteil in Deutschland über den Euro-Rettungsschirm, dem Scheideweg in der Eurozone zwischen Zerbrechen und Abgeben von nationaler Souveränität – all dem blieben nur wenige Minuten am Ende. Faymann hatte sich in der Live-Sendung darüber beschwert, Wolf beschied ihm: "Die Themen suche ich aus." – "Das finde ich traurig, wichtigen Themen so wenig Zeit zu widmen", sagte Faymann.

Die Sendung glich eher einem Streitgespräch als einen Interview. Wobei es Wolf gelang, die Nervosität des Kanzlers in der Inseraten-Affäre sichtbar zu machen (siehe Politik von innen). Zu den Ermittlungen der Justiz wegen umstrittener ÖBB-Inserate in der Krone, die offensichtlich im Auftrag Faymanns bzw. seines Mitarbeiters Ostermayer erfolgten, meinte Faymann: "Irgendwann wird das Verfahren eingestellt werden. Davon bin ich überzeugt."

Zum Untersuchungs-Ausschuss sagte der Kanzler: "Wenn die Abgeordneten mich einladen, dann komme ich und stehe  Rede und Antwort." Dass die SPÖ  genau diese  Ladung Faymanns vor den U-Ausschuss verhindert, stellte der Kanzler treuherzig in Abrede: "Ich übe keinen Einfluss auf die Abgeordneten aus."

Am Ende las Wolf dem Kanzler noch die Stellungnahme eines ungenannten Experten zur Wehrdebatte vor:  Der Zivildienst würde ohne Wehrpflicht um 200 Millionen mehr kosten als jetzt; die nötigen 10.000 Leute für einen Katastropheneinsatz würde man mit einem Berufsheer nicht zustande bringen. Faymann tippte, dass Armeechef Entacher der Urheber dieser Aussagen sei. Falsch. Es war Verteidigungsminister Darabos vor dem SPÖ-Schwenk. . .

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