Schlechte Bildungspolitik vertreibt die Wähler

Mit Bildungspolitik kann man Wahlen verlieren
Inklusion, Lehrermangel, Gesamtschule: Was die Eltern in Österreich und Deutschland aufregt.

Nach einem politischen Erdrutsch wie bei den Landtagswahlen im deutschen Nordrhein-Westfalen (NRW) stellt sich die Frage, warum die Wähler die rot-grüne Regierung abgestraft haben. Bei der Nachwahlbefragung stellte sich heraus, dass das Thema Bildung wahlentscheidend war. Interessant: Es ging um dieselben Probleme, die Eltern in Österreich beschäftigen und die zu Wahlkampfthemen werden könnten.

Fakt ist: Bei den Ausgaben pro Schüler sowie bei der Kinderbetreuung unter drei Jahren zählt das Bundesland zu den deutschen Schlusslichtern, ebenso bei den Bildungsstandards wie PISA.

Sturm laufen viele Eltern gegen die flächendeckende Inklusion von Schülern mit Beeinträchtigungen, die in NRW bereits umgesetzt wurde. Mit nur einem Lehrer in der Klasse sei ein Unterricht, der auf alle Kinder eingeht, völlig unmöglich. In Medien und Lehrerforen beklagen sich Pädagogen, dass alle unter der Situation leiden. Statt Kinder mit Behinderungen zu fördern, würden sie beschäftigt, indem man sie Mandalas ausmalen lässt.

In Österreich ist ein sehr ähnliches Konzept in Vorbereitung, wie der KURIER berichtete. Sonderschulen sollen zwar nicht komplett abgeschafft werden, Ziel ist aber, möglichst viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Regelklassen zu integrieren. Auch in Österreich soll nur zeitweise ein Teamlehrer den Unterricht mitgestalten.

Das ist nicht das Einzige, was die Eltern in Deutschland und in Österreich ärgert.

Deutschkenntnisse: Verschärft hat sich die Situation in den Klassen durch die große Anzahl von Kindern ohne Deutschkenntnisse, die 2015 im Zuge der Flüchtlingskrise ins Land kamen. Viele Schüler können dem Regelunterricht noch nicht folgen.

Lehrermangel: Weil es zu wenige Lehrer gibt, fällt der Unterricht häufig aus und die Kinder werden auf andere Klassen aufgeteilt. Ein Grund des Lehrermangels: Die Volksschullehrerausbildung wurde verlängert und der Nachschub fehlt. In Fächern wie Physik mangelt es an Fachlehrern.

Nachmittagsbetreuung: Hierfür fehlen geeignete Pädagogen und Räume fehlen.

Gesamtschule: Eltern fürchten, dass das Niveau sinkt. Es gibt zwar Gymnasien, doch die sollen in NRW auch Haupt- und Realschulabschlüsse anbieten. Eltern und Lehrer befürchten, dass ihre Schulen schleichend in Gesamtschulen umgewandelt werden. In Österreich soll die Gesamtschule via Modellregion eingeführt werden.

Kindergarten: 26 Kinder in einer Gruppe mit zwei Betreuern. Elementarpädagogik ist so nicht möglich.

Die NRW-Wahl zeigt also, dass sich Eltern genau ansehen, welche Bildungsangebote Parteien machen. Und in der Wahlzelle rechnen sie ab.

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