Alice Schwarzer: "Falsch verstandene Toleranz"

Alice Schwarzer: "Falsch verstandene Toleranz"
Alice Schwarzer debattierte über das "Minenfeld Integration und Frauenrechte".

Sie beginnt mit einem Positiv-Beispiel: Einem geflüchteten Grundschullehrer aus Syrien, der in der Silvesternacht von Köln eine junge Amerikanerin vor den sexuellen Übergriffen des außer Kontrolle geratenen Mobs schützt.

Über Hesham Ahmad Mohammad und seine Geschichte dieser Nacht hat Alice Schwarzer (hier im großen KURIER-Interview vom Sonntag) für die Emma geschrieben. Im ausverkauften Theater in der Josefstadt eröffnet sie Sonntagvormittag damit die Debatte – und unterstreicht damit einen Punkt: Die Attacken von Köln, "das war natürlich nicht ,der Araber’ oder ,der Muslim’ von nebenan". Schwarzers These: "Das war eine besondere Sorte Mann. Die haben sich da zum Frauenklatschen verabredet. Es ist inzwischen bewiesen, dass sich 1000, eher 2000 junge Männer da verabredet haben."

Seit den Vorfällen von Köln ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, wie die Integration so vieler Flüchtlinge aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum gelingen kann. Auch darüber, wie Frauenrechte und Islam zusammen passen.

Alice Schwarzer: "Falsch verstandene Toleranz"

In der Debatte mit Islamwissenschafter Ednan Aslan (Uni Wien) und KURIER-Herausgeber Helmut Brandstätter, moderiert von Puls4-Infochefin Corinna Milborn, beklagte sich Schwarzer auch über "falsch verstandene Toleranz" in Deutschland und Österreich: "Blinde Fremdenliebe ist die andere Seite des blinden Fremdenhasses. Wir lassen diese Menschen im Fremdsein, und im Namen des Fremdseins tolerieren wir Dinge, die wir bei eigenen nicht tolerieren würden. Das ist eine Art der Verachtung."

"Gleichgültigkeit"

Aslan stimmt dem zu: "Es gibt eine gewisse Gleichgültigkeit." Diese führe dazu, dass manche muslimische Organisationen "in Österreich Sachen machen können, die sie nicht einmal in islamischen Ländern machen können". So betreibe die Milli-Görüs-Bewegung "in Wien mehr Kindergärten als in der Türkei".

Alice Schwarzer: "Falsch verstandene Toleranz"

Eine Frage aus dem Publikum: "Wäre es nicht sinnvoll", will eine Dame wissen, "wenn der KURIER auch auf Türkisch schreibt? Vielleicht kann man so Menschen erreichen." Brandstätter verweist darauf, dass es im Herbst eine KURIER-Sonderausgabe für Flüchtlinge gab, in drei Sprachen. Aber: "Wenn du nicht halbwegs ordentlich Deutsch kannst, bist du irgendwann am Rande der Gesellschaft. Wir müssen die Leute zwingen, Deutsch zu lernen."

Alice Schwarzer: "Falsch verstandene Toleranz"

TV-Tipp: In "Pro und Contra Spezial" (Puls4, 22.35 Uhr) diskutiert Alice Schwarzer mit Islamismus-Experten Thomas Schmidinger und Schauspielerin Ruth Brauer-Kvam über Frauenrechte und Islam.

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