Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

Alexander Van der Bellen mit Medienvertretern in Tirol
Gemeinsam mit seiner Frau wandert Hofburg-Kandidat Alexander Van der Bellen im Tiroler Kaunertal Richtung zweite Stichwahl.

Die Sonne steigt gerade über den Bergen auf. Vor der urigen Aifneralm begrüßt Alexander Van der Bellen die Journalisten, während seine beiden Mischlingshunde "Chico" und "Kita" sofort auf Kuschelkurs mit den Medienvertretern gehen. An der Seite des Tiroler Präsidentschaftskandidaten steht seine Frau Doris Schmidauer, die damit sofort in den Fokus der Kameras rückt. Gemeinsam haben sie am Mittwochvormittag zu einer Höhenwanderung auf rund 2000 Metern Höhe geladen.

Unten im Kaunertal hat Van der Bellen einen Teil seiner Kindheit verbracht. Nicht weit vom Startpunkt der heutigen Tour wurden im vergangenen Sommer die Sujets für seine Plakate geschossen. Dass er ein Jahr später immer noch im Wahlkampf steckt, hätte Van der Bellen sich freilich nicht gedacht. "So ist das Leben. Es nützt nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen", sagt der 72-Jährige, der sich zuletzt mit Gerüchten aus dem rechten Eck um seine angeblich angeschlagene Gesundheit herumschlagen musste.

Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll
ABD0179_20160803 - FEICHTEN - ÖSTERREICH: ZU APA0337 VOM 3.8.2016 - Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen (m.) und Ehefrau Doris Schmidauer (r.) am Mittwoch, 3. August 2016, anlässlich einer Höhenwanderung im Kaunertal. !!! ACHTUNG SPERRFRIST 3. AUGUST 2016, 18:00 UHR !!!. - FOTO: APA/AMÉLIE CHAPALAIN - ++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK UND REDAKTIONELL ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND ++
Er wirkt tiefenentspannt und erholt. Seit einer Woche ist der Kontrahent von Norbert Hofer (FPÖ) bereits in seiner alten Heimat. Mit der Journalisten-Wanderung gibt Van der Bellen gewisser Maßen den inoffiziellen Startschuss für die dritte Phase des Wahlkampfs um das Amt des Bundespräsidenten.

Und in dem scheint seine bisher mehr als zurückhaltend agierende Frau eine Rolle zu spielen – auch wenn Van der Bellen das so nicht bestätigt: "Wenn es sich ergibt, bin ich froh, dass sie dabei ist. Aber im Prinzip ist es mein Wahlkampf. Und ich will das nicht amerikanisch aufziehen."

Unter Blitzlichtgewitter macht sich das Paar mit seinen Hunden auf den rund dreistündigen Weg. Der schmale Pfad schlängelt sich entlang der Waldgrenze. Immer wieder eröffnen sich neue Panoramen auf die umliegende Bergwelt, in der Van der Bellen so manchen Gipfel erklommen hat, wie er erzählt.

Mit geübtem, ruhigen Schritt zieht der einstige Grünen-Chef dahin und gibt das eine oder andere Interview im Gehen. Bei einer Rast nach einem steilen Anstieg, sitzen Van der Bellen und Doris Schmidauer gemeinsam auf einer Bank. Hinter ihnen hängt Jesus am Kreuz. Darunter prangt ein Schild. Die Botschaft darauf würde wohl eher zu Kandidaten anderer Parteien passen, was durchaus zur Erheiterung beiträgt. "Gott schütze unsere Heimat", steht darauf.

Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

BP-WAHL: HÖHENWANDERUNG MIT PRÄSIDENTSCHAFTSKANDID
Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

BP-WAHL: HÖHENWANDERUNG MIT PRÄSIDENTSCHAFTSKANDID
Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

Wandern mit VdB 3.8.…
Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

BP-WAHL: HÖHENWANDERUNG MIT PRÄSIDENTSCHAFTSKANDID
Van der Bellen: Heimatwahlkampf im Bergidyll

BP-WAHL: HÖHENWANDERUNG MIT PRÄSIDENTSCHAFTSKANDID

Und doch ist es die Heimatverbundenheit, die Van der Bellen hier in Szene setzt. "Das ist die Heimat hier, wo ich diese Offenheit erlebt habe. Wir waren Fremde, als wir hierher gekommen sind", erinnert er an seine Geschichte als Flüchtlingskind. Die Familie musste Estland während des Zweiten Weltkriegs verlassen und landete schließlich im Kaunertal. "Hier ist meine tiefe Überzeugung von Gemeinschaft und Zusammenhalt verwurzelt", sagt Van der Bellen.

Auch das Eintreten für ein gemeinsames Europa mit offenen Grenzen sei im Kaunertal begründet, hinter dessen in Blickweite befindlichem Gletscher Südtirol liegt.

"Es wird Zeit, dass Europa zum Thema wird", sagt Van der Bellen, als das Gespräch am Ziel der Wanderung, der Falkaunsalm, auf den Brexit und seine Folgen kommt. Der Austritt der Briten aus der EU sein ein Alarmzeichen. Hier zeige sich, "was passiert, wenn man in so etwas hineinstolpert oder das Volk hineinstolpern lässt, und was das für einen Schaden anrichtet."

Keine Hysterie

Was die Entwicklungen in der Türkei betrifft, ist für Van der Bellen klar, dass "die Mitgliedschaft für längere Zeit auf Eis liegt." Ungeachtet des Flüchtlingsdeals mit dem Land, dürfe die EU "vor Erdogan nicht in die Knie gehen". Was einen möglichen neuen Flüchtlingsstrom betrifft, gibt es für den Tiroler zwar "irgendwann physische Grenzen". Trotzdem appelliert er: "Tun wir nicht so hysterisch."

Zwei Monate vor der Neuauflage der Stichwahl am 2. Oktober ist der Wahlkampf nun auch thematisch wieder gestartet. Darüber kann auch kein Postkartenidyll in den Tiroler Bergen hinwegtäuschen.

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