Ärztekammerwahl NÖ: Marcus Franz kandidiert für FPÖ

Marcus Franz im Nationalrat.
Marcus Franz war zuvor bereits beim Team Stronach und bei der Volkspartei. Seine Anssichten über Homosexuelle und Frauen verstörten.

Marcus Franz, wilder Nationalratsabgeordneter mit Team-Stronach- und ÖVP-Vergangenheit, dockt bei einer weiteren Gesinnungsgemeinschaft an. Bei der Ärztekammerwahl in Niederösterreich wird er für die FPÖ-Liste "Freiheitliche und Unabhängige Ärzte NÖ (FREIE)" kandidieren, bestätigte er der APA am Freitag. Eine Parteimitgliedschaft strebe er nicht an.

Ziel sei es, der freiheitlichen Liste zum Wiedereinzug in die Vollversammlung der NÖ Ärztekammer zu verhelfen. "Die Freiheitlichen sind in Niederösterreich die einzigen, die etwas für niedergelassene Ärzte tun", begründete er diesen Schritt. Franz, der mit provokanten Äußerungen immer wieder Kritik auf sich gezogen hat, betreibt eine Internistenpraxis in Traiskirchen. Seinen Job als ärztlicher Direktor des Wiener Hartmannspitals hatte er Anfang 2014 verloren.

Franz sieht sich als "Bindeglied" zwischen Parteien

Verwunderung über seine häufigen Wechsel im Parteienspektrum versteht Franz nach eigenen Angaben nicht. Zwischen FPÖ, Team Stronach und ÖVP gebe es viele Schnittmengen, "ich bin da das Bindeglied". Ja, Franz sieht sich und den britischen Staatsmann Winston Churchill auf einer Ebene:

Er tritt als Spitzenkandidat für die Fachärztesektion der Kurie Niedergelassene Ärzte an, die offizielle Präsentation soll am Montag erfolgen. Im Nationalrat dürfte sich dadurch vorerst nichts ändern. "Wir kooperieren, mehr nicht", sagte er.

Franz ist nicht der einzige FPÖ-Kandidat mit nicht-blauer Vergangenheit bei der Kammerwahl. Ebenfalls auf der Liste findet sich Gabriele Von Gimborn, seit 2013 Landtagsabgeordnete für das Team Stronach. Auch ihr Ehemann Walter Von Gimborn kandidiert, und zwar als Spitzenkandidat bei den niedergelassenen Allgemeinmedizinern.

Chronologie: Franz regte auf Twitter auf

Immer wieder sorgte Marcus Franz mit seinen Tweets für Wirbel. Eine kleine Auswahl seiner Ansichten:

- Juni 2014. Franz, zu diesem Zeitpunkt Generalsekretär beim Team Stronach, warnt in einem Tweet vor den Folgen der Homo-Ehe:

"Es gibt ja in Amerika die Fälle, da wollen die Leute ihre Hunde oder Autos heiraten."

- März 2015. Wie sich Franz - damals Team Stronach - selbst beschreibt:

- April 2015. In der Debatte über eine neues Sexualstrafrecht (Stichwort "Po-Grapsch-Paragraph") hält Franz seine Sicht der Dinge nicht zurück:

- April 2016. Franz beschimpft in einem Tweet die Gebärdensprache als "linguistische Prothese". Franz tätigt diese Äußerung im Zusammenhang mit einer Twitter-Konversation über vereinfachte Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geringen Deutschkenntnissen. Auch sein damaliger ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka reagiert darauf und bezeichnet die Aussage als "entbehrlich".

- Juli 2016. Der zu diesem Zeitpunkt fraktionslose Abgeordnete Franz über den Kampf um die Gleichberechtigung von Mann und Frau:

- März 2017. Mit "The daily Franz" betreibt er auch eine eigene Website, wo Franz seine Anssichten zum besten gibt, vor wenigen Tagen etwa zum Weltfrauentag.

"... Es ist also zu befürworten, dass vor allem die Mütter zu Hause bleiben und nicht die Väter. ... Um die Nachteile, die dadurch für berufstätige Mütter entstehen, ausgleichen zu können, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann die Mütter mit höheren Pensionen ausstatten oder über ein Müttergehalt nachdenken. Man kann fordern, dass Kinderlose (Männer wie Frauen) in einen Fonds einzahlen, der durch Karenz- und Mutterschaftszeiten entstehende Einkommensausfälle ausgleicht."

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