"Fehlentwicklung in der Gesundheitsreform"

"Fehlentwicklung in der Gesundheitsreform"
Ärztekammer-Präsident Wechselberger wünscht sich einen Minister "mit Visionen". Die Zusammenlegung von Sozial- und Gesundheitsressort sei eine "Variante".

Die Ärztekammer (ÖÄK) wünscht sich als kommenden Gesundheitsminister einen "visionären Träger" von Zukunftsgedanken. "Wir wollen einen kompetenten Partner, der uns hört", wünschte sich Präsident Artur Wechselberger am Sonntag in der ORF-Pressestunde. Eine mögliche Zusammenlegung von Gesundheits- und Sozialressort ist für ihn "eine Variante", selbst Minister will der ÖÄK-Präsident nicht werden.

Noch vor der Wahl hatte Wechselberger ein eigenes Gesundheitsministerium auch in der nächsten Regierung gefordert. Die Gesundheit der Österreicher müsse es wert sein, diese Agenden auch künftig in einem eigenen Ressort zu betreuen, hatte er betont. Vor der Wahl gab es Spekulationen darüber, die Gesundheit etwa dem Sozialministerium zuzuordnen, ganz einfach um der Vereinbarung genüge zu tun, die Regierung um zwei Köpfe zu verkleinern.

"Es ist sehr schön, ein Interessensvertreter zu sein"

"Nein, das möchte ich nicht, es ist sehr schön, Interessensvertreter zu sein", winkte Wechselberger bei der Frage ab, ob er selbst das Gesundheitsressort leiten wolle. Ohnehin sei die Funktion angesichts der partnerschaftlichen Aufteilung des Gesundheitssystem beschränkt: "Der Gesundheitsminister ist im besten Fall ein Koordinator." Die Frage, ob der derzeitige Minister Alois Stöger im Amt bleiben soll, beantwortete der ÖÄK-Präsident nicht.

Versorgung im Vordergrund

Unverändert sind die Standpunkte der Ärztekammer bei aktuellen Themen: Der niedergelassene Bereich sei "ausgehungert", mit der Gesundheitsreform sei man nach wie vor unzufrieden. "Eine Gesundheitsreform, die funktioniert, muss die Versorgung im Vordergrund haben", findet Wechselberger. Beim Thema Gruppenpraxen sieht er weiters zu viele Hürden, in Nebenbeschäftigungen von Ärzten sieht die Kammer kein Problem. "Was wir brauchen in Österreich, das ist Freiheit, eine Aufbruchsstimmung", wünscht er sich.

Auch die Durchführung der Qualitätskontrolle durch eine Tochtergesellschaft der Ärztekammer verteidigte Wechselberger. Im Beirat würden 65 Prozent Experten sitzen, "die nichts mit der ÖAK zu tun haben". Die Interessensvertretung entlaste die Öffentlichkeit "von der Bürde, so viele riesige Kontrollen durchzuführen". Sollten Mängel in einer Praxis behoben worden sein, müsse diese auch weiter betrieben werden können: "Wir leben in einem Rechtsstaat."

Landärztemangel

Weiter als Problem sieht Wechselberger den Landärztemangel, hier könnten Umstrukturierungen, etwa bei den Bereitschaftsdienst-Sprengeln, helfen. Im derzeitigen Problemfall des AKH Wien - Stichwort Dienstregelungen - hofft der ÖÄK-Präsident wiederum, dass sich die Situation "einspielen wird".

Generell sieht der Interessensvertreter einen Umbruch im Berufsstand, welcher zunehmend "weiblich und jung" werde.

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