"Die anderen sind die Jux-Kandidaten"

"Die anderen sind die Jux-Kandidaten"
Keine Partei, kein Budget: Warum Adrien Luxemburg trotzdem für das Amt des Bundespräsidenten kandidieren will.

Er übt sich schon in staatsmännischer Pose. Immer wieder faltet Adrien Luxemburg beim Gespräch die Hände zur sogenannten Merkel-Raute. Der 56-jährige Unternehmensberater und Künstler will als unabhängiger Kandidat in die Hofburg. Obwohl er keine Partei hinter sich hat, kein Budget und in den Medien kaum auftaucht. Diesen Plan teilt er sich mit Ex-Millionenshow-Siegerin El Awadalla, EU-Gegner Robert Marschall und dem pensionierten Richter Martin Wabl, die ebenfalls den "großen" Parteikandidaten von Khol bis Hundstorfer Konkurrenz machen wollen. Nötig sind dafür 6.000 Unterstützungserklärungen, die bis 18. März bei der Bundeswahlbehörde eingebracht werden müssen.

Wie Luxemburg die Österreicher von sich überzeugen möchte, warum er sich nicht als Spaßkandidat versteht und ob er Heinz-Christian Strache angeloben würde, erzählt er im KURIER-Interview.

KURIER: Herr Luxemburg, wie sind Sie auf die Idee gekommen, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren?

Adrien Luxemburg: Ausschlaggebend war die Kandidatur von Irmgard Griss. Diese Frau ist unwählbar. Schließlich sagt sie, dass das Amt oft überschätzt werde. Sie wird einer Bundespräsidentschaft niemals die Bedeutung geben, die ich ihr geben werde. Der Präsident hat eine wichtige Funktion, man darf ihn nicht abschaffen. Wer soll sonst den Kanzler absetzen, wenn er Blödsinn macht?

"Wenn Strache Mist baut, ist er am nächsten Tag wieder weg."

Aber Sie haben weder eine Partei hinter Ihnen, noch ein Budget für einen Wahlkampf

Viele verurteilen mich als Spinner. Auch Freunde haben mich gefragt, ob ich verrückt geworden bin. Einer hat mich sogar einen Monat ignoriert. Nun sagt er aber, wie stolz er auf mich ist, dass ich es durchziehe.

Sie sind also nicht verrückt geworden?

(Lacht) Aber nein, ich bin kein Spinner. Ich habe ja Botschaften und etwas zu sagen. Ich will das Licht andrehen in der Hofburg. Keiner der anderen Kandidaten hat meinen Mut und meine Qualität.

"Der heutige Präsident schweigt zu allem"

Welche Themen wären Ihnen als Bundespräsident ein Anliegen?

Ich würde im Ausland eine Allianz bilden und TTIP anfechten. Die Menschen in Europa werden für dumm verkauft. Obwohl ich nicht gegen die EU bin, werden die Rechte der Bevölkerung teilweise mit Füßen getreten. Hier könnte ich sehr wohl Furore machen und das Land positiv nach außen vertreten. Ich will das Sprachrohr der Bevölkerung sein, nicht das einer Partei. Ich würde dafür Grenzen ausloten, ein streitlustiger Präsident sein, der stark auftritt. Der heutige schweigt ja zu allem.

Sie haben sich selbst den Künstlernamen Luxemburg verpasst. Warum?

Einerseits weil Luxemburg mein Geburtsland ist, aber auch als Hommage an die Widerstandskämpferin Rosa Luxemburg. Außerdem sagen viele, dass es aristokratisch klingt. Es ist ja auch nobel, einen solchen Wahlkampf für das Volk zu machen.

Wie wollen Sie Bekanntheit erlangen?

Leider ist es schwer, als unabhängiger Kandidat die gleichen Chancen zu bekommen. Der ORF beispielsweise berichtet nur über Parteikandidaten und Griss, er verschweigt ganz einfach, dass es noch andere gibt. Warum kann nicht ein Philosoph, ein Mann aus dem Volk, Bundespräsident werden? Das ist eine Katastrophe. Aber mit dem Internet kann ich viel erreichen. Außerdem rede ich mit den Menschen auf der Straße, bekomme da 99,9 Prozent Zustimmung. Ich bin jung, dynamisch, habe Humor und klare Positionen. Die anderen sind die Jux-Kandidaten.

Apropos Jux-Kandidat. In Medien war schon von Ihnen als "Spaßkandidat" zu lesen. Stört Sie das?

Jetzt macht es mir erst richtig Spaß. Ich wünsche mir ja einen Disput, eine Herausforderung. Ich bin ein Präsident mit Humor. Ich will vom Volk aufgestellt werden, einen Wahlkampf praktisch ohne Budget machen.

Aber haben Sie schon Spenden erhalten? Oder wie bezahlen Sie beispielsweise Ihre Visitenkarten?

Ich habe heute noch nicht auf mein Spendenkonto geschaut, aber es wird nicht viel oben sein. Die Visitenkarten kosten Peanuts, das bezahle ich aus eigener Tasche. Geplant habe ich aber eine Million Flyer mit der Unterstützungserklärung. Dafür brauche ich dringend ein Budget.

Wie wollen Sie das erreichen?

Ich verschicke Newsletter mit meinen Positionen. Auch in Deutschland. Warum soll nicht ein Bayer, wenn er mich schon nicht wählen kann, zumindest spenden? Derzeit organisiere ich mir alles selbst. Und es gibt einzelne Personen, die mich ehrenamtlich unterstützen.

Für eine Kandidatur brauchen Sie aber 6.000 Unterstützungserklärungen.

Das ist ja auch unfair. Die Parteien schicken einfach ihre Soldaten hin und haben sofort die Erklärungen beisammen. Das ist undemokratisch. Ich muss Hunderttausende erreichen, damit überhaupt 6.000 ihre Unterstützung abgeben.

"Ich bin ein Präsident mit Humor."

Aber wie wollen Sie das schaffen? Noch haben Sie ja keine einzige schriftliche Unterstützungserklärung.

Meine Website hat an manchen Tagen Tausende Aufrufe. Wenn ich es hinbekomme, meine Positionen bis ins hinterste Tal in Tirol zu bringen, werde ich auch Bundespräsident. Was ich in Bewegung setze für mehr Demokratie, gegen TTIP, ist eine große Sache. Ich schaffe die Unterstützungen.

Sie kandidieren als unabhängiger Kandidat, sind aber auch einfaches Mitglied der SPÖ und der ÖVP. Außerdem wollten Sie einmal für das Liberale Forum arbeiten. Es wirkt ein wenig so, als ob Sie mal hier, mal dort engagiert sind.

Ich bin kein Fähnchen im Wind, sondern versuche etwas zu bewegen. Keine Partei entspricht genau meinen Positionen. Ich bin weder links- noch rechtsradikal, lasse mich nicht einordnen.

Aber für welche politischen Positionen stehen Sie? Beispielsweise in der Flüchtlingskrise – sind Sie für eine Obergrenze?

Österreich hat eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung, ich kann einen Zusammenbruch des Sozialstaats durch zu viele Flüchtlinge nicht riskieren. Wir können nicht alle nehmen. Aber die Obergrenze gefällt mir nicht, da jedem wirklichen Kriegsflüchtling geholfen werden muss. Was es auf alle Fälle braucht, sind genauere Kontrollen an den Grenzen.

Sie schreiben auf Ihrer Website, dass sie Unternehmensberater sind, aber auch Maler, Autor und Dokumentarfilmer. Warum jetzt noch Bundespräsident?

Ich wurde in meinem Leben immer wieder gezwungen von vorne zu beginnen. Deshalb habe ich schon viele verschiedene Dinge gemacht – ja machen müssen, um nicht zu verhungern. Ich habe Versicherungen verkauft, war Immobilientreuhänder. Ich mache den Bundespräsidenten jetzt nicht, weil es mir noch auf der Liste fehlt, sondern aus Überzeugung.

Sie sind verheiratet. Wäre Ihre Frau gerne First Lady Österreichs?

Wir sind beide aus dem Volk, ganz normale Menschen. Meine Frau will helfen, sich als First Lady einbringen. Nur repräsentieren, auf den Opernball gehen, das wäre nichts für sie.

Abschließend noch die Gretchenfrage, die bisher jeder Kandidat gestellt bekommen hat: Würden Sie als Bundespräsident Heinz-Christian Strache als Kanzler angeloben?

Dafür müsste ich ein persönliches Gespräch mit ihm führen, um ihn kennenzulernen. Aber auch wenn ich ihm einen Regierungsauftrag geben würde: Als Bundespräsident kann ich den Kanzler ja nicht nur angeloben, sondern auch wieder entlassen. Wenn Strache Mist baut, ist er am nächsten Tag wieder weg.

"Die anderen sind die Jux-Kandidaten"

Zur Person:

Adrien Luxemburg (geb. Weber) wurde 1959 in Luxemburg geboren und studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Der österreichische Künstler und Unternehmensberater ist verheiratet und lebt in Wien. Den Künstlernamen Luxemburg verpasste er sich als Hommage an sein Geburtsland und Rosa Luxemburg. Bei der Bundespräsidentenwahl möchte er vor allem Irmgard Griss als unabhängiger Kandidat Konkurrenz machen.

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