Abschiebungs-Idylle: BMI veröffentlicht eigene "Reportage"

Kickl
Ein Text, der von einem Mitarbeiter des Innenministeriums verfasst und als journalistische Reportage bezeichnet wurde, sorgt für Diskussionen in den Sozialen Netzwerken.

"Wie läuft eigentlich eine Abschiebung ab?" - Das wollte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) am Dienstag seinen Facebook-Fans erklären. Dazu postete er einen Link zu einer "Reportage" des Innenministeriums, geschrieben von einem "Journalisten" seines Ressorts.

Der Link führt zu einem Text, verfasst in Ich-Perspektive, von einem Mitarbeiter der Abteilung Kommunikation des Innenministeriums. Beschrieben wird eine Luftabschiebung in den Kosovo und nach Moldawien. Den ersten Abschnitt der " Reportage" bildet die idyllische Schilderung, wie ein Mädchen, das gerade abgeschoben wird, mit einer Polizistin spielt. Es folgen Zahlen und Daten zu den Abschiebungen aus Österreich und der Zusammenarbeit mit FRONTEX. Dann tritt Thomas O. auf. Er ist Mitarbeiter im Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA).

Debatte in Sozialen Medien

Auf die Frage des Autors, wie es dazu komme, dass Menschen aus Österreich abgeschoben werden, antwortet er etwa: "Generell muss man sagen, dass in Österreich niemand ungerechtfertigt abgeschoben wird." Außerdem erkärt der sogenannte BFA-Experte: "In der Presse werden oft Einzelfälle präsentiert und mit diesen eine negative Stimmung erzeugt".

In den Sozialen Netzwerken kam es nach Kickls Posting zu Diskussionen rund um die Fragen "Wer ist Journalist und wer PR-Mitarbeiter?" und "Wo ist die Grenze zwischen Journalismus und der Medienstrategie einer Partei?". Wiederholt wurde kritisiert, dass unter dem Deckmantel des Journalismus Meinungsmache im Sinne der Partei betrieben werde.

Auf seinem Blog beschreibt sich der Autor des Textes übrigens folgendermaßen: "Nach dem Beitritt zur Bundespolizei in Wien bemalt er ein Jahrzehnt lang Leinen und Mauerwände; dann widmet er sich ganz dem Schreiben. An der Hamburger Akademie für Fernstudien belegt er den Lehrgang „Belletrisitik“, gleichzeitig schreibt er den Roman Polygon, der 2005 im pro Literatur Verlag erscheint." Er ist auch Vefasser des Beitrages "Nirgendwo ein Fremder" in der Anthologie "Polizisten weinen nicht“.

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