800.000 Besucher bei Heeresschau am Feiertag
Leistungsschau, Massenangelobung, Tag der offenen Tür und ein breites Kulturangebot - die Feiern zum österreichischen Nationalfeiertag sind ein Besuchermagnet - wenn auch offenbar weniger anziehend als vergangenes Jahr. Berichte über den Spardruck beim Heer und kaltes, ungemütliches Herbstwetter - nicht gerade die besten Voraussetzungen für die Leistungsschau. Immerhin insgesamt gut 800.000 Besucher über die vergangenen Tage vermeldete das Heer dann aber doch (2013 war es rund eine Million gewesen).
Das Motto der Schau war "Unser Heer sorgt für Ihre Sicherheit". Angesichts der Einsparungen gibt es aber heuer weniger Panzer und Hubschrauber zu besichtigen, auch das Eurofighter-Modell ("Mock-up") wurde nicht angefordert. Einigen der Besucher fiel es durchaus auf, dass heuer auf verkleinerter Fläche weniger ausgestellt wurde. "Es fehlt Etliches", merkte ein älterer Herr an, der es als "bodenlose Frechheit" bezeichnete, dass das Heer derart unterfinanziert sei. Trotz der Einsparungen gab es aber auch Neues zu sehen, darunter das Zeltsystem "Colpro (Collective Protection)". Dessen Besonderheit ist die ABC-Sicherheit, eingesetzt wird es vorwiegend bei Auslandseinsätzen.
Politiker laden ein
Die Österreicher kamen aber auch gern zum Tag der offenen Tür: Die Österreicher konnten ab 9.00 Uhr im Parlament, später auch einige Ministerien besuchen. Auch das Bundeskanzleramt öffnete seine Pforten, ebenso wie die die Präsidentschaftskanzlei. Während sich bei Kanzler Faymann sämtliche große Kulturinstitutionen der Republik eingefunden hatten, feierte Bundespräsident Fischer mit Militärmusik und Streichquartett.
Zu Beginn der Feierlichkeiten standen am Sonntag aber traditionell die Kranzniederlegungen in der Krypta und im Weiheraum am Wiener Burgtor. Zunächst gedachte Bundespräsident Heinz Fischer mit Verteidigungsminister Gerald Klug und Generalstabschef Othmar Commenda der toten Soldaten und im NS-Regime Getöteten. Kurz darauf folgte die Kranzniederlegung der Bundesregierung mit Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner an der Spitze.
"Aus Vergangenheit gelernt"
Fischer und Faymann bekannten sich in ihren Reden zum Bundesheer, gingen aber nicht auf die aktuelle Situation ein. Das Österreichische Bundesheer sei kein Kriegsheer und werde es hoffentlich nie sein müssen, meinte Faymann. Die Bevölkerung wisse nicht nur am Nationalfeiertag ganz genau, welchen Schutz das Bundesheer gewährleiste, versicherte der Kanzler, der den Soldaten für ihre Arbeit "in nicht einfachen Zeiten" dankte.
Heer ist "unentbehrlich"
Der 26. Oktober 1955 sei mit dem Beschluss des Neutralitätsgesetzes eine "Weichenstellung" gewesen, betonte Bundespräsident Fischer. Auch ein neues Kapitel in der Geschichte des Bundesheers habe damit begonnen. Seine Hauptaufgabe seien der Erhalt des Friedens und der sicheren Grenzen, der Schutz der Menschen und der Neutralität.
Auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hatte zuvor gemeint, das Bundesheer habe "ganz wesentliche und entscheidende Aufgaben" und es stehe "völlig außer Zweifel", dass es "unentbehrlich" sei. Nach dem Gelöbnis der rund 900 Rekruten, darunter eine Frau, erklangen die Bundeshymne und die Europahymne.
Der Nationalfeiertag in Bildern:
Die Oppositionsparteien haben den Nationalfeiertag am Sonntag zum Anlass genommen, um ihre Positionen zur Neutralität und zum Bundesheer zu bekräftigen und auch um die Bundesregierung zu kritisieren. Die FPÖ etwa sprach ein "klares Bekenntnis" zur Neutralität aus und die Grünen verwiesen auf Österreichs "Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen".
Neutrale und Bündnisfreie haben in Zeiten von Krisen und Kriegen eine wichtige Rolle als Vermittler, erklärte Grünen-Chefin Eva Glawischnig in einer Aussendung. Österreichs Bundesregierung sei daher aufgerufen, selbst in aussichtsloser Situation zu vermitteln und sich für Friedensverhandlungen als Standort anzubieten. Glawischnig betonte auch die humanitäre Verantwortung: "Neutrale Staaten wie Österreich haben die Verpflichtung, Menschen in Not zu helfen."
FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache betonte die Bedeutung der Neutralität für Österreich, verbunden mit der Souveränität. Beides sieht er allerdings "massiv gefährdet durch das verantwortungslose Handeln" der Bundesregierung. Strache bekannte sich zu einer "umfassenden Landesverteidigung" und kritisierte die finanzielle "Unterdotierung" des Heeres: Dies komme einer "verteidigungspolitischen Bankrotterklärung" gleich.
Auch das Team Stronach übte Kritik an der Regierung und forderte, dass diese Rahmenbedingungen für Unternehmertum und Beschäftigung schafft. "Weg mit der Bürokratiebelastung, runter mit der Steuerlast und runter mit den überhöhten Lohnnebenkosten", erklärte Klubchefin Kathrin Nachbaur. Sie warf der rot-schwarzen Regierung außerdem "Steuergeldverschwendung" vor.
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