5,1 Millionen Katholiken: Weniger Austritte, mehr Eintritte

Kirche am Steinhof von Otto Wagner
Zahl der Gläubigen ist in Österreich stabil. Dompfarrer Faber über Wieder-Eintrittsgründe und Papst Franziskus' Wirkung.

Vorbei die Zeit, da einzelne Missbrauchsfälle in Österreich zu Rücktritten von Hans Hermann Groër (Wiener Erzbischof) oder Kurt Krenn (Wiener Weihbischof) führten und zu zahllosen Austritten aus der römisch-katholischen Kirche. Vorbei die Zeit, da sich ob internationaler Skandale in Irland oder Deutschland Katholiken auch hierzulande in Scharen von der Kirche abwandten.

Mit 5,16 Millionen Menschen ist die Zahl der sich zum Glauben Bekennenden 2016 im Vergleich zum Vorjahr annähernd stabil geblieben. Das entspricht einem österreichweiten Minus von 0,99 Prozent. Die Zahl der Austritte sank von 2015 auf 2016 um drei Prozent auf 54.886 Austritten. Zum Vergleich: 2010, nach von Missbrauchsvorwürfen geprägten Jahren, traten 85.960 Österreicher aus der Kirche aus.

5,1 Millionen Katholiken: Weniger Austritte, mehr Eintritte

Grund für die stabile, teils positive Entwicklung – die Diözesen Feldkirch und Eisenstadt können sich über 2,8 respektive 2,5 Prozent mehr Einritte freuen, während die Diözese Wien ein Minus von 5,9 Prozent ausweist – ist nicht nur dem Verhältnis von Ein- zu Austritten geschuldet. Getaufte wirken sich auf die Statistik aus wie Sterbefälle sowie die Zu- und Wegzüge. Nicht außer Acht zu lassen sind jene ehemaligen Katholiken, die ob Tauf- oder Firmpatenschaften sowie der eigenen Hochzeit wieder in die Kirche eintreten. Toni Faber, Dompfarrer zu St. Stephan, kann sich 2016 über 100 wiedereingetretene Katholiken freuen – und kennt aus zahlreichen Gesprächen deren Beweggründe. "In den letzten Monaten hat die verstärkte Präsenz der muslimischen Religion vermehrt Menschen dazu bewogen, den Weg zurück zur Kirche zu finden", sagt Faber im KURIER-Gespräch. Dabei seien nicht die öffentlich kritisierten Ausformungen des islamischen Glaubens wie das Kopftuch ein Wiedereintrittsgrund. "Viele Muslime zeigen, wie wichtig Familie ist, wie viel Halt der Glaube schenken kann, wie erfüllend Traditionen wie der Ramadan (Fastenzeit) sein können. Das Vorleben einer anderen Religion kann zu einer Rückbesinnung zum eigenen Glauben führen", sagt Faber. Zudem habe Papst Franziskus kraft seiner Persönlichkeit und seines Wirkens eine Anziehungskraft, die sich natürlich auch auf die Kirche auswirke.

5,1 Millionen Katholiken: Weniger Austritte, mehr Eintritte
Interview mit Dompfarrer Toni Faber am 11.03.2016 in Wien.

2016 machten 567 Katholiken in Österreich von ihrem Recht auf Widerruf Gebrauch. Das heißt: Sie wollten aus der Kirche austreten, blieben aber nach einem Gespräch mit kirchlichen Verantwortlichen. Die Kirchenstatistik weist für 2015 zudem mehr Priester (3944) und Ordensmänner (2010) als 2014 aus. Die Zahl der Ordensfrauen sank in diesem Zeitraum hingegen von 4073 auf 3882.

Neben einer ausgeglichenen Bilanz konnte sich die Kirche 2015 über 445 Millionen Euro aus Kirchenbeiträgen (Plus zehn Millionen) freuen.

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