2016 war für Mehrheit "ein gutes Jahr" – größte Sorgen haben Junge

Die persönliche und politische Bilanz der Österreicher fällt durch Überraschungen auf.

Ob Brexit, Terroranschläge, Türkeikrise oder die anhaltend hohe Arbeitslosenrate und niedrige Wachstumsprognosen: "Das Jahr 2016 war von Emotionen – vor allem von Ängsten – dominiert", sagt OGM-Meinungsforscherin Karin Cvrtila.

Eine Mehrheit von 54 Prozent sagt aber in der jüngsten OGM-KURIER-Umfrage für sich persönlich: 2016 war "ein gutes Jahr". Schon etwas nüchterner bilanzieren die unter Dreißigjährigen: Nur 48 Prozent erachten die vergangenen Monate in wirtschaftlicher und beruflicher Hinsicht als gut, bei den über Fünfzigjährigen schlägt bei 59 Prozent das Pendel Richtung positiv aus. "Ältere und Pensionisten haben weniger begründete wie unbegründete Ängste, weil sie schon im Berufsleben waren, etwas geschaffen haben und nicht mehr so viel beweisen müssen. Je jünger die Menschen sind, desto sorgenvoller sind sie" , resümiert OGM-Expertin Cvrtila.

2016 war für Mehrheit "ein gutes Jahr" – größte Sorgen haben Junge

Blaue sehen schwarz

Die positivste Jahresbilanz ziehen ÖVP-Wähler. Für 62 Prozent war es ein gutes Jahr – der höchste Wert im Parteienvergleich, gefolgt von SPÖ- (59 Prozent) und Neos-Wählern (52 Prozent). "Freiheitliche und Grüne gelten generell als sorgenvoller und kritischer als besser situierte ÖVP-Wähler", erklärt Cvrtila das Gefälle. Und wie sieht das Zeugnis aus, das die Österreicher ihren Politikern zu Jahresende ausstellen? Geht es nach der KURIER-OGM-Umfrage konnte der Newcomer und Kanzler die Österreicher am meisten von sich überzeugen. Auf fast die Hälfte der Befragten hat der SPÖ-Chef einen guten Eindruck gemacht. "Christian Kern konnte den Bonus des ,Neuen‘ umsetzen. Dafür verantwortlich ist sicher sein rhetorisches Können", sagt OGM-Meinungsforscherin Karin Cvrtila. Kern sei es zudem gelungen, "das Gefühl des ,Ich will etwas bewegen‘ zu vermitteln". Diese Chance ist Grünen-Chefin Eva Glawischnig im fast einjährigen Hofburg-Wahlkampf ihres Vorgängers Alexander Van der Bellen verwehrt geblieben. Während der Ex-Grünen-Chef und designierte Bundespräsident bei 47 Prozent der Befragten einen guten Eindruck hinterlassen hat, rangiert Glawischnig mit 24 Prozent auf dem letzten Platz. "Sie hatte ein schwieriges Jahr, weil ihr und der Partei nichts anderes übrig blieb, als sich zurückzunehmen, um Van der Bellens Wahlkampf nicht zu gefährden. Die Grünen hatten wenig Möglichkeit, sich zu profilieren", sagt Cvrtila.

Strache vor Mitterlehner

Profitiert hat Hofburg-Kandidat Norbert Hofer, der mit 39 Prozent auf Platz drei liegt. "Er gilt im Gegensatz zum lauten Parteichef Strache als das freundliche Gesicht der Freiheitlichen", analysiert die Meinungsforscherin. "Erstaunlich abgeschlagen" ist für Cvrtila der ÖVP-Chef. Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ist hinter FPÖ-Chef Strache platziert. "Dies ist wahrscheinlich den internen Konflikten und ständigen Neuwahl- sowie Nachfolgerdiskussionen – Stichwort Sebastian Kurz – geschuldet."

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