Indien: 170.000 Menschen auf der Flucht

Indien: 170.000 Menschen auf der Flucht
Ethnische Unruhen im Nordosten des Staates sorgen für einen riesigen Flüchtlingsstrom - seit Freitag wurden 35 Personen getötet.

Mindestens 170.000 Menschen sind inzwischen vor seit Tagen anhaltender ethnischer Gewalt im Nordosten Indiens auf der Flucht. Bei den Kämpfen muslimischer Siedler mit Stämmen der Bodo-Volksgemeinschaft seien seit Freitag 35 Menschen getötet worden, sagte ein Vertreter der örtlichen Behörden am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Bei Zusammenstößen zwischen beiden Seiten seien zuletzt in der Nacht auf Mittwoch neun Menschen getötet worden. Ihre Leichen wurden demnach in Reisfeldern und am Straßenrand gefunden.

Die Gewalt hält seit Freitag an. Nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur Press Trust of India waren Schüsse auf zwei muslimische Studentenführer der Auslöser für die Unruhen. Seither wurden Dutzende Häuser niedergebrannt. Mindestens 170.000 Dorfbewohner fanden bisher Zuflucht in Regierungsgebäuden, Schulen und Flüchtlingslagern. Die Militärpräsenz in der Region wurde verstärkt.

Eskalation

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Die Beziehungen zwischen den Bewohnern der Region und den Einwanderern vor allem aus Bangladesch sind seit Jahren angespannt. Die jüngste Welle der Gewalt begann nach Angaben lokaler Behörden am Freitag in der Nacht, als Unbekannte vier Jugendliche im Verwaltungsbezirk Kokrajhar nahe der Grenzen zu Bangladesch und Bhutan töteten.

Aus Rache griffen daraufhin dort lebende Mitglieder der Bodo-Volksgruppe Muslime an, denen sie die Taten zur Last legten. Am Montagnachmittag blockierten nach Polizeiangaben Hunderte teils mit Speeren bewaffnete Menschen Bahngleise und hinderten so einen Expresszug an der Weiterfahrt. Sie verlangten die Aushändigung mehrerer Männer, die im Zusammenhang mit der Tötung der Jugendlichen in Gewahrsam sind.

Die Polizei habe ihren Beamten einen erweiterten Befehl zum Einsatz von Schusswaffen gegeben, teilte sie mit. Die Behörden befürchten ein Übergreifen der Auseinandersetzungen auf benachbarte Regionen.

Der Nordosten Indiens ist nur über ein schmales Landstück mit dem Rest des Landes verbunden. In der Region gab es in den vergangenen Jahrzehnten wiederholt Kämpfe zwischen ethnischen und separatistischen Gruppen. Einige der größten Rebellengruppierungen der Region führen mittlerweile jedoch Friedensgespräche mit der Regierung. Die muslimischen Siedler sind seit Jahren in Gebietsstreitigkeiten in der entlegenen Region verwickelt.

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