Holland will nicht mehr flach sein

Holland will nicht mehr flach sein
Bizarre Idee oder Zukunftsvision? Ein holländischer Journalist will insflache Land einen Berg bauen lassen.

Berg!" So lautete der Titel einer Kolumne des Sportjournalisten Thijs Zonneveld in der Tageszeitung De Pers vor drei Wochen. Scherzhaft schrieb der ehemalige Profiradfahrer, was seiner Meinung nach der Grund ist, warum Holländer kaum Medaillen in Rad- und Wintersport machen: "Das Land ist flach. Langweilig platt. Flach ist nützlich, um Rüben zu züchten, Kühe zu halten oder gerade Straßen zu bauen, aber sportlich ist es eine Katastrophe."

Naherholungsgebiet

In den nächsten Zeilen streute Zonneveld scherzhaft einen Lösungsversuch ein: Warum nicht einfach einen Berg in die flache Provinz Flevoland bauen? Ein Großteil der Niederlande seien künstlich quasi aus dem Meer entstanden, da könne man doch auch noch eine kleine Erhebung bauen. 2000 Meter hoch stellt er sich die Erhebung vor. Immerhin sollen dort Ski- und Radfahrer, Drachenflieger und Bergsteiger ihre Sportstätten finden. Zudem könnte so der Tourismus forciert werden - warum denn ständig nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz auf Urlaub fahren? Und vielleicht kann aus dem Berg sogar Energie und Trinkwasser gewonnen werden.

Zunächst war Zonnevelds Artikel nichts anderes als ein ins journalistische Sommerloch gestreuter Zeitungsscherz. Doch am Tag nach der Veröffentlichung "explodierte" seine Mailbox, erzählt er dem KURIER: "Es haben sich so viele Leute gemeldet, die darüber offenbar schon viel mehr nachgedacht hatten als ich."

Mittlerweile gibt es virtuelle Grafiken und Pläne, wie man das Projekt aufziehen könnte. Heute sieht der Journalist den Berg nicht mehr als Scherz oder Utopie, sondern als Zukunftsvision. Von vielen Seiten kommt Unterstützung: vom Kletter- und Bergsteigerverband, der königlichen Radsport Union und dem holländischen Skiverband. Mehrere Ingenieurbüros haben Pläne gezeichnet. Heute trifft sich Zonneveld erstmals mit Experten, Unterstützern und möglichen Investoren, um über die Realisierbarkeit des niederländischen Berges ("De nederlandse Berg") zu sprechen.

"Ich bin ziemlich sicher, dass ein Berg entstehen wird", entgegnet Zonneveld im KURIER-Gespräch. "Vielleicht keine zwei Kilometer hoch, aber es wird einen geben." Man benötige nur eine Fläche von fünf mal fünf Kilometern, das sei nicht viel.

300 Milliarden Euro

Realisierbar? Ja, sagt Zonneveld. Sein Chef, der Herausgeber des De Pers , machte eine Kampagne aus dem Artikel. Ben Rogmans ist sicher, dass in 30 Jahren der Berg fertig ist. Die Kosten schätzt er auf 50 bis 300 Milliarden Euro. Investoren werden gesucht.

"Völliger Blödsinn", meinen Kritiker. Allein die Umsiedelung der Menschen, die auf dem Gebiet von Flevoland leben, sei nicht realisierbar. Und auch die Finanzierung und die juristische Umsetzung sei utopisch.

Kommentare