Hohes Haus braucht keine Hampelmänner

Der Kunde ist in der Schule noch nicht König
Wer wie Cap bei der Kontrolle der Regierung kneift, macht sich überflüssig.

Josef Cap stand einmal für Zivilcourage – auch gegenüber mächtigen Parteifreunden. Beim SPÖ-Parteitag Mitte 1983 durchkreuzte er die Hochamt-Inszenierung und nahm den burgenländischen SPÖ-Chef Theodor Kery rotzfrech ins Visier. Cap stellte dem Landesfürsten auf offener Bühne drei hochnotpeinliche Fragen – auf Grundlage einer von profil damals enthüllten Privilegien- und Skandalserie: "Stimmt es, dass du mehr verdienst als der Bundeskanzler? Stimmt es, dass du als Aufsichtsratsvorsitzender verbilligten Strom der BEWAG (Burgenländische Elektrizitätswerke AG) beziehst? Ist es wahr, dass du in deiner Freizeit mit Maschinenpistolen schießt?"

Die Parteiführung strafte den Tabubruch mit der Rückreihung an unwählbare Stelle am Stimmzettel ab. Cap zog dennoch im Triumph ins Hohe Haus ein – dank 63.000 Vorzugsstimmen als "Held der Skandalaufklärung".

Heute ist er SPÖ-Klubchef und treibt jüngst einmal mehr Freund und Feind als gefallener Held zur Weißglut. Josef Cap gibt sich allen Ernstes dafür her, den erfolg­reichsten U-Ausschuss des Parlaments abzudrehen. Als die Grassers, Strassers und Meischbergers dran waren, saß er erste Reihe fußfrei und gab donnernden Applaus.

Weil jetzt die Kerys von heute vor den Ausschuss zitiert werden sollen, behauptet Cap allen Ernstes: Die Causa Inseratenaffäre sei mit Faymanns ORF-Sommergespräch erledigt. Er könne sich nicht vorstellen, dass Abgeordnete kritischere Fragen stellen würden als Armin Wolf. Da kann selbst SPÖ-Parlamentspräsidentin Barbara Prammer nicht anders, als das schlicht "Unsinn" zu nennen. "Mister rote Courage" a. D. ist nun dabei, alle 183 Abgeordneten in Geiselhaft zu nehmen: Als willfährige Hampelmänner ihrer Parteichefs, denen kein Argument zu dumm ist, um sich unversehrt in die Politikerpension zu retten.

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