Helmut Elsner auf Rachefeldzug

Die Bawag möchte sich von Elsner die Pensionsabfindung von rund sechs Millionen Euro zurückholen.
Elsners nächste Ziele sind: Eine medizinische Kontrolle zu „bestehen“ und Flöttl als Betrüger hinter Gittern sehen.

Elsner am Apparat. Schreiben Sie nicht immer über mich, schreiben Sie über Flöttl. Der hat die Bank betrogen, das ergibt sich aus dem Gerichtsakt.“ Die schnarrende Stimme kommandiert herum, als wäre der 76-Jährige immer noch Generaldirektor der Bawag. Die viereinhalb Jahre U-Haft und sein angeschlagener Gesundheitszustand sind Helmut Elsner zumindest am Telefon nicht anzumerken. Was ihn antreibt, ist sein Zorn auf den Spekulanten Wolfgang Flöttl, der 1,6 Milliarden Euro der Bank verspekuliert hat. Oder in die eigene Tasche geschleust hat, wovon die Justiz zu keiner Zeit ausgegangen, wovon Helmut Elsner aber überzeugt ist.

Und der dafür bis heute keinen einzigen Tag in Haft saß. Elsners Frau Ruth wartet ungeduldig darauf, dass es einen Haftbefehl für den in New York lebenden Flöttl gibt, der in ein paar Monaten (diesmal ohne Elsner) erneut auf die Anklagebank muss. Aber nichts deutet darauf hin. „Er wird beim Prozess mit seinem Augenaufschlag wieder die Staatsanwältin einlullen“, prophezeit Ruth Elsner.

Seit Helmut Elsner im Sommer vergangenen Jahres wegen Vollzugsuntauglichkeit aus dem Gefängnis entlassen wurde, brütet er in seiner neuen Wohnung auf der Wiener Ringstraße über dem Gerichtsakt. „Ich nütze die wieder gewonnene Freiheit in erster Linie dazu, die dolosen Handlungen Flöttls sowie die Fehlhandlungen Bandion-Ortners (Bawag-Richterin und ehemalige Justizministerin, Anm.) und Krakows (Ankläger und Ex-Kabinettchef, Anm.) nachzuweisen.“

Elsner hat der Staatsanwaltschaft bereits ein Konvolut an Unterlagen übergeben und verlangt die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen sich selbst und alle Mitangeklagten inklusive Flöttl. Dabei werde sich herausstellen, dass Flöttl das Geld nicht veranlagt, sondern veruntreut habe. Es ist anzunehmen, dass Elsner auch bei seinem Zeugenauftritt im zweiten Bawag-Prozess darauf hinaus will.

Spitzfindig

Helmut Elsner auf Rachefeldzug

Von diesem Prozess erwartet er sich eine „Ausdehnung der Anklage gegen Flöttl wegen der Delikte Veruntreuung, Betrug und Täuschung der Justiz durch Vorlage falscher Unterlagen“ sowie „endlich Nachforschungen über den Verbleib der Gelder ohne juristische Spitzfindigkeiten und Vertuschungsversuche wie im Verfahren Nummer eins.“

Davor, Anfang März, muss der bis dahin fast 77-Jährige zu einer medizinischen Kontrolle. Die Richterin Sonja Höpler-Salat hat auf Basis eines Gutachtens zu entscheiden, ob Elsner weiterhin befristet oder vielleicht sogar dauerhaft haftuntauglich ist.

„Ich bin herzkrank, und das wird sich auch nicht mehr ändern“, attestiert sich Elsner im KURIER-Gespräch selbst.

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