Heftige Kontroverse bei Geisel-Tragödie im Irak

Bei der Tragödie um den Oberösterreicher Bert Nussbaumer soll es Ungereimtheiten um Lösegeldforderungen gegeben haben.

Diplomatische Aktivitäten sind nicht immer lustig. Manchmal geht es ums nackte Leben - wie im Fall des Oberösterreichers Bert Nussbaumer, der im Irak entführt und später ermordet wurde.
WikiLeaks liefert zwei Dokumente mit der Klassifizierung "Geheim" über diese Tragödie. Nussbaumer, der als Wachmann einer Sicherheitsfirma im Irak arbeitete, wurde dort am 16. November 2006 gemeinsam mit vier amerikanischen Kollegen verschleppt. Es begann ein Nervenkrieg. Das österreichische Heeresnachrichtenamt stationierte ein Befreiungsteam in Kuwait. Es wurden Indizien gefunden, dass Nussbaumer noch am Leben sei. Doch die Entführer hielten sich bedeckt.

Jetzt stand die Frage im Raum, wie sich Österreich im Falle von Lösegeldforderungen verhalten soll. Die USA lehnen die Zahlung von Lösegeld kategorisch ab. Diesen Standpunkt deponierte laut WikiLeaks auch die damalige US-Botschafterin in Wien, Susan McCraw, am 18. April 2008 bei einer Unterredung mit Kanzler Alfred Gusenbauer.

McCraw zeigte sich über das Schicksal Nussbaumers besorgt und erklärte, dass die USA alles unternehmen würden, um ihn herauszuholen. Im Gegenzug versprach Gusenbauer, dass sich Österreich eventuellen Forderungen der Kidnapper nicht beugen werde.

Lösegeld

Nur eine knappe Woche später gab es ein höchst kontroversielles Gespräch zwischen dem Geschäftsträger der Wiener US-Botschaft, Scott F. Kilner, und dem Gesandten Peter Launsky-Tieffenthal vom Außenministerium. Launsky-Tieffenthal erklärte, dass er von offizieller Stelle in Washington sehr wohl das Einverständnis für die Zahlung von Lösegeld erhalten habe. Demnach habe man dort erklärt, man würde "jede Initiative einer dritten Partei unterstützen, einschließlich Zahlung". Außerdem führte Launsky-Tieffenthal ins Treffen, dass auch die Angehörigen der US-Geiseln die Gruppe mit 150.000 US-Dollar herauskaufen wollen.

Der österreichische Vorstoß missfiel Kilner außerordentlich. Er las wörtlich den Paragraf 7 der National Security Presidental Direktive 12 vor, die besagt, dass kein Lösegeld gezahlt und keine Konzessionen an Entführer gemacht würden.
Im März 2008 wurden die Leichen der Gekidnappten im Irak gefunden. Die Entführer hatten nie Lösegeld verlangt. Dadurch war es letztendlich nicht notwendig, die diplomatische Kontroverse zwischen den USA und Österreich in dieser Frage zu klären.

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