Gilad Shalit: 1941 Tage, die alles veränderten

Gilad Shalit: 1941 Tage, die alles veränderten
Shalit hat über fünf Jahre Isolationshaft hinter sich.

Wer ist Gilad Shalit? Niemand kann diese Frage heute ehrlich beantworten. "Ich weiß, dass der Sohn, der zurückkehrt, nicht der Sohn ist, wie wir ihn gekannt haben", wusste seine Mutter Aviva schon, als sich die Geiselnahme im Juni 2009 zum dritten Mal jährte.
Jetzt hat er über fünf Jahre Isolationshaft hinter sich. Kein Mensch bleibt da derselbe. Drei Botschaften erhielt die Familie, schriftlich, eine Tonaufzeichnung und ein Video. Kein Vermittler, kein Vertreter des Roten Kreuzes durfte ihn sehen.

An einer Hand dürfte die Zahl seiner direkten Wächter zu zählen sein. Je weniger, desto geringer die Chancen, aufgespürt zu werden. Desto geringer aber auch die Chance auf Licht, frische Luft. Selbst die Drahtzieher der Entführung dürften kaum wissen, wo genau der 25-Jährige versteckt wird. Israels Geheimdienst weiß wohl mehr. Genug jedenfalls, um eine Befreiung mit militärischen Mitteln auszuschließen.

Feindschaft

Keine Straße in Israel, wo nicht irgendwo Shalits Kopf als Graffiti zu sehen ist. Sein schüchternes Lächeln, die verrutschte Brille, hochgezogene Schultern - ein sympathischer Nerd. Mit elf Jahren schrieb er als Schulaufsatz das Märchen "Vom Hai und dem Fisch". Über eine unmögliche Freundschaft, die eigentlich eine Feindschaft werden sollte. Was Feindschaft ist, wird für den 25-Jährigen heute Erfahrung und nicht Märchen sein.

An öffentlichen Plätzen, in Zeitungen, im Internet werden die Tage seiner Geiselhaft gezählt: Sollte die Freilassung klappen, wären es 1941. Gleichaltrige stehen mitten im Studium oder am Anfang einer Berufskarriere. In aller Welt ist die Eingabe "Gilad Shalit" ein Trending Topic. Der Träger des Namens dürfte Facebook nicht einmal dem Namen nach kennen. Dabei hat ihn dieses Network in aller Welt bekannt gemacht und für die Unterstützung durch Millionen gesorgt.

Der Garten vor seinem Elternhaus in Galiläa ist verwildert. Niemand schnitt die Äste, die bis zum Boden hängen: "Das ist Gilads Arbeit." Eine Familie, die Achtung einfordert. Lange hielten sich die Angehörigen zurück, ließen "die Verantwortlichen" arbeiten. Erst als Gelegenheiten immer wieder ungenutzt verstrichen, ergriffen sie die Initiative. Bis hin zum Zelt vor dem Wohnsitz des Premiers, wo sie bei jedem Wetter aushielten und mahnten: "Gilad lebt noch."

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