Gewalt-Eskalation: Israel schaltet UNO ein

Nahost: Israel reagiert mit Luftschlägen auf Palästinenser-Angriffe - Friedensaktivist spricht sich für Siedlungsstopp aus.

21 Tote und Dutzende Verletzte – das ist die Bilanz der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen, seit am vergangenen Freitag die Gewalt in der Region neuerlich eskaliert ist. Radikale Palästinenser schießen seither Raketen auf israelisches Territorium – mindestens 130 Geschoße schlugen bis Montag ein. Beide Seiten beschuldigen einander gegenseitig, Auslöser für das Blutvergießen gewesen zu sein. Israel hat den UN-Sicherheitsrat angerufen, um die Attacken auf israelische Zivilisten zu stoppen. Gleichzeitig drohte Premier Benjamin Netanyahu, man werde gegen alle vorgehen, "die uns angreifen".

"Im Vergleich zum Gazastreifen ist die Lage im Westjordanland besser", sagt der israelische Künstler und Friedensaktivist Michael Zupraner zum KURIER, "aber auch hier gibt es Spannungen." Eines der größten Probleme sei, dass den Palästinensern nicht die Möglichkeit gegeben werde, sich selbst zu regieren. Bestenfalls in kleinen, regionalen "Taschen" gebe es eine Autonomie-Verwaltung in Ansätzen, so der 31-Jährige, der auf Einladung des Kreisky-Forums und der Akademie der Bildenden Künste in Wien weilt.

Eines der zentralen Hindernisse für den palästinensisch-israelischen Dialog sei die "ungebremste Siedlungstätigkeit". Nur ein Stopp könne zur Entspannung beitragen. Und Zupraner weiß, wovon er spricht: Im Rahmen eines Projekts (siehe auch unten) verbrachte er zwei Jahre lang in Hebron, wo etwas mehr als 500 jüdische Siedler geschützt von der Armee unter 170.000 Palästinensern leben. "Die Stadt ist, wenn man so will, ein extremes Laboratorium. Hier fokussieren sich alle Probleme der Region: Religiös (es gibt Stätten, die den Juden, Muslimen und Christen heilig sind) und politisch, weil die jüdische Enklave gleichsam symbolhaft für die israelische in der arabischen Welt steht."

Die Siedler von Hebron seien besonders ideologisch und radikal, was er während seiner Tätigkeit am eigenen Leib verspürte: "Ich wohnte in einem palästinensischen Viertel, die Siedler betrachteten mich als Verräter." Sie seien auch deswegen besonders misstrauisch, weil das palästinensische Umfeld ein "feindseliges" sei.

TIPP: Michael Zupraner nimmt am Dienstag, 13. März, an einer Veranstaltung des Kreisky-Forums teil - Armbrustergasse 15, 1190 Wien, 19 Uhr.

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