Gefräßiger Boulevard

Helmut Brandstätter
Die Politik büßt für ihre Medienpolitik. Neue Orientierung ist nötig.

Diese Regierung lässt aber auch keine Chance aus, sich noch unbeliebter zu machen. Da gelingt ein finanziell wirklich günstiger Vertrag für Dienstwagen mit dem bayrischen Autobauer BMW, aber der wird so ungeschickt kommuniziert, dass in den Boulevardzeitungen wieder nur überbleibt: Die da oben lassen sich in fetten Limousinen herumkutschieren.
Die Politiker sind natürlich selbst schuld. Seit Jahren schieben sie Millionen Steuergeld zu den Boulevardzeitungen, Gratiszeitungen ohne Regierungsinserate und Unterstützung der Stadt Wien sind in dieser Form kaum vorstellbar. Der Boulevard frisst seine Kinder, diese Wahrheit gilt auch für Politiker.

Ein Journalist der Kronen-Zeitung hat kürzlich auf dem Social-Media-Dienst twitter geschrieben: „Wenn’s mich nicht gäbe, hätten Bundeskanzler und Vizekanzler überhaupt keine Orientierung mehr.“

Traurige Zustände sind das. Diese Regierung wird den Ruf, dem Boulevard hörig zu sein, nur dann loswerden, wenn sie sich zu den Fehlern der Vergangenheit bekennt und die Angst vor den schlichten Schreibern ablegt. Es schadet auch einem Bundeskanzler nicht, wenn er eingesteht, dass seine Medienpolitik falsch war. Er würde sogar Selbstbewusstsein beweisen.

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