Gefallener Held

Gefallener Held
Wladimir Putin versprach Stabilität, brachte Starre und wurde abgestraft.

Vielleicht ist die absolute Mehrheit, die Russlands Partei der Macht am Sonntag eingefahren hat, ohnehin nur einem herzhaft unfairen Wahlkampf und noch mehr einer „kreativen“ Stimmenauszählung geschuldet. Aber selbst wenn das Ergebnis von knapp 50 Prozent für Einiges Russland stimmen sollte, ist es ein ordentlicher Dämpfer für Wladimir Putin, den Mann, der mehr als zehn Jahre lang der Held der Russen war und der kommenden März wieder in den Kreml gewählt werden will. (Wobei die Partei der Macht gar nicht Putins Partei genannt werden dürfte – schließlich ist Putin nicht Mitglied).

Wie wenig demokratisch das Riesenreich unter dem St. Petersburger Machtmenschen geworden ist, belegt ein wenig wichtiges Detailergebnis. In Tschetschenien, wo ein Milizenführer von Putins Gnaden als Präsident die Menschen schikaniert, erhielt Russlands regierende Partei 99,47 Prozent. Aber im ganzen Land waren es um 12 Millionen Stimmen oder 20 Prozent weniger als vor vier Jahren.

Ein Wunder eigentlich in einem Land, in dem die Bürger im Staats-TV nichts anderes zu sehen bekamen als das Tandem Putin/Medwedew samt angeblicher Erfolge. Und in dem auch 20 Jahre nach dem Zerfall der UdSSR die echte Opposition nicht im Parlament sitzt, sondern immer wieder in Polizeihaft.

Aber trotz aller verdummender Politpropaganda dämmerte sehr vielen Russen, dass sich die erholsame Stabilität, für die sie Putin nach dem Wodka-taumelnden Jelzin liebten, in eine bleierne Erstarrung verwandelt hat. Und dass Russland nach wie vor nur von Öl- und Gasverkauf lebt und nicht von dem, was seine besten Köpfe erdenken könnten. Denn Denken, das ist von einer feigen Obrigkeit nicht erwünscht.

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