FP-Graf will Burschenschafter-Ball retten

FP-Graf will Burschenschafter-Ball retten
Der dritte Nationalratspräsident hat angekündigt, er wolle mit den Gesellschaftern reden und seinen "Einfluss geltend machen".

Der Rauswurf wird zwar erst 2013 schlagend – die Burschenschafter laufen trotzdem weiter Sturm gegen ihre Verbannung aus der Hofburg. Die Betreiber des Kongresszentrums in der Hofburg haben letzte Woche vermeldet, dass sie ab 2013 die Hofburg nicht mehr für den umstrittenen Ball des Wiener Korporationsringes zur Verfügung stellen wollen.

Für Heribert Schiedel, Rechtsextremismus-Experte im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), ist der WKR ein „von Rechtsextremen dominierter Verband schlagender und deutschnationaler Studentenverbindungen in Wien.“ Zum Ball selbst sagt er: „Nur in Österreich können an einem der repräsentativsten Ort der Republik Rechtsextreme und sogar Neofaschisten feiern.“ Die Ball-Absage für 2013 haben Grüne und SPÖ jubelnd zur Kenntnis genommen – aber die FPÖ schäumt.

Parteichef Heinz-Christian Strache, selbst Stammgast auf dem Ball, hat sich über „linkes Mobbing“ beschwert. Oberster blauer Verfechter der fechtenden Gesellschaft ist aber der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf. Er ist selbst „Alter Herr“ der rechtsextremen Wiener Burschenschaft Olympia, die immer wieder Neonazis wie den Deutschen Frank Rennicke als Gäste auf ihre „Bude“ lädt. Laut Graf ist der Rauswurf der Burschenschafter aus der Hofburg „demokratiepolitisch bedenklich“ und nur auf Druck von „linksextremer“ Seite zustande gekommen. Eine FPÖ-nahe Website, betrieben von zwei Mitarbeitern Grafs, ruft gar zu Protestschreiben an die Betreibergesellschaft auf.

Einfluss

Graf hat am Sonntag angekündigt, er wolle mit den Gesellschaftern reden und seinen „Einfluss geltend machen“. Was genau er damit meint, war vorerst nicht in Erfahrung zu bringen, weil er am Montag im Ausland war. Ein Sprecher sagte aber, Graf wolle „in Bälde“ Kontakt zu jenen aufnehmen, die in der Betreibergesellschaft sitzen. Viel dürfte Graf sich aber nicht von den Verhandlungen versprechen, denn zur Austria Presse Agentur sagte er, dass die Eigentümervertreter der Betreiber „allesamt zur feigen Bourgeoisie gehören“ würden.

DÖW-Experte Schiedel dazu: „Dass Graf seine Position zugunsten der Burschenschaften nützt, war ja eine der Befürchtungen im Herbst 2008 (bei seiner Wahl) . Ich hoffe, dass sie sich nicht bewahrheitet.“ Die Betreibergesellschaft des Kongresszentrums wollten Grafs Ansage nicht kommentieren: Die Gesellschafter hätten einstimmig entschieden, mehr sei nicht dazu zu sagen, so Geschäftsführerin Renate Danler zum KURIER. Zu den Gesellschaftern gehören neben den Casinos Austria mehrere Tourismusbetriebe. Dass der WKR ausgeladen wurde, geht aber auf die Initiative der Casinos zurück – und auf den wachsenden Widerstand: Im Jänner 2011 hatte die Polizei noch Gegendemonstrationen untersagt, heuer haben sich aber SPÖ, Grüne, ÖGB, IKG und kirchliche Gruppen hinter die Proteste gestellt – das war für die Betreiber offenbar Grund genug, nicht mehr mit dem WKR zusammenzuarbeiten.

Ein Mal wird der Ball noch in der Hofburg stattfinden – für 2012 gebe es rechtsgültige Verträge, sagt Danler. Die Veranstalter haben verkündet, dass sie nicht von sich aus auf die Location verzichten wollen. Dass der Ball ausgerechnet am 27. Jänner, am Auschwitz-Gedenktag, steigt, sei purer Zufall: Man feiere jedes Jahr am letzten Freitag im Jänner.

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