Förderungen: Streit um 700 Millionen Euro

Förderungen: Streit um 700 Millionen Euro
In der Rinderzucht drohen heftige Einbußen bei einer Förderreform.

Im ausgeklügelten österreichischen Fördersystem für die Bauern drohen massive Verschiebungen. Rund 18.000 Euro an Förderungen erhält ein Österreichischer Bauernhof im Durchschnitt, doch nun wackelt das Geld.

Der Grund ist eine längst fällige Umstellung der Betriebsprämie, erklärt Wirtschaftsforscher Franz Sinabell vom WIFO: "Für die Prämien relevant sind Direktzahlungen, die zwischen 2000 und 2002 ausgezahlt wurden." Dies nennt man historisches Modell. Dieses ist für einige Bauern sehr vorteilhaft: "Wenn ein Betrieb damals Stiere hatte und heute Hühner, bekommt er noch immer die höhere Prämie auf der historischen Basis, wenn Auflagen eingehalten werden." Doch weil die produktionsbezogenen Kriterien nicht mehr zeitgemäß sind, muss in ganz Europa nun auf ein Regionen-bezogenes Modell umgestellt werden.

 

Einst gab es Förderungen für Getreide und Ölsaaten sowie Rindfleischproduktion. Obstbauern, Schweinemäster oder Milchbauern bekamen keine. Das könnte sich nun kräftig ändern, so Sinabell: "Derzeit variieren die Prämien zwischen 0 und etwa 600 Euro je Hektar. Sollte künftig jeder Hektar in Österreich gleich viel wert sein, kommt es zu einer Verschiebung der Fördergelder von Osten nach Westen."

Aus der Landwirtschaft heißt es, Bergbauern mit großen Almflächen würden gewinnen. Verlieren könnten Getreidebauern oder Rindermastbetriebe: Bei Letzteren könnte die Hektarprämie von 700 auf 250 Euro abstürzen.

Umverteilung

Schon gab es heftige Diskussionen zwischen den Bundesländer-Vertretern. Schließlich geht es in Summe um mehr als 700 Mio. Euro. Im Landwirtschaftsministerium fürchtet man Verwerfungen und hat einen Diskussionsprozess gestartet: "Unser Ziel ist, dass es nicht zu einer Riesen-Umverteilung kommt", heißt es aus dem Ministerium. Minister Niki Berlakovich ortet noch "großen Diskussionsbedarf", will aber ein Modell mit einer "möglichst hohen Flexibilität, um die Systemumstellung gut bewältigen zu können."

Eine bundesweit einheitliche Prämie lehnt Bauernbund-Direktor Johannes Abentung ab. Er kann sich eine Einteilung der Flächen nach Hauptproduktionsgebieten vorstellen. "Es wird aber auf jeden Fall Verschiebungen geben." Bis zum Sommer soll das Modell stehen.

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