Fekter will Steuersystem radikal umbauen

Fekter will Steuersystem radikal umbauen
Die Finanzministerin will einen "integrierten" Tarif. Laut Experten würden davon vor allem Bezieher kleinerer Gehälter profitieren.

Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) will das österreichische Steuersystem radikal vereinfachen. Sie möchte Einkommenssteuer und Sozialversicherungsbeiträge (beides wird vom Bruttolohn abgezogen) in einem Tarif "integrieren" - und damit eine Art "Flat Tax" einführen.

So soll es für jeden Steuerzahler viel einfacher werden, sich selbst auszurechnen, warum er wie viel von seinem Bruttolohn verliert - oder wie viel ihm netto im Börsel bleibt, wenn er eine Lohnerhöhung bekommt.

Derzeit ist das ja für einen Laien kaum möglich. Nicht jeder Euro des eigenen Einkommens wird gleich besteuert. Die ersten 11.000 Euro im Jahr sind steuerfrei. Dann werden von jedem zusätzlich verdienten Euro 36,5 Cent für den Fiskus abgezogen - bis zu einem Einkommen von 25.000 Euro.

Wer noch mehr verdient, muss für das zusätzliche Geld noch mehr Steuer abliefern (bis zu 50 Prozent).

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Aber Achtung: Bevor der Fiskus zuschlägt, wird vom Bruttolohn die Sozialversicherung abgezogen (bis zur Höchstbeitragsgrundlage); und beim 13. und 14. Monatsgehalt ist die Steuerbelastung deutlich geringer als beim "normalen" Monatslohn.
Ziemlich kompliziert also, das Ganze.

Steuerexperte Karl Bruckner würde eine radikale Vereinfachung in Form eines "integrierten Tarifs" begrüßen. Er hat schon ein Modell ausgearbeitet, das Fekter gebrauchen könnte. Es sieht so aus: Die ersten 10.000 Euro Jahreseinkommen gehen brutto für netto ins Börsel; von jedem zusätzlichen Euro gehen 44 Cent an den Staat (für Sozialversicherung und für Einkommenssteuer). Es gibt nur diesen einen Tarif - und keine Höchstbeitragsgrundlage mehr.

Profiteure

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Wer profitiert von so einer Reform? Zunächst einmal Bezieher kleinerer Bruttoeinkommen bis rund 1500 Euro im Monat. Sie zahlen derzeit zwar kaum Steuer, aber die vollen Sozialversicherungsbeiträge, wenn sie mehr als 374 Euro im Monat verdienen (Geringfügigkeitsgrenze).

Die zweite Gruppe, die stark profitiert, sind jene, die zwischen 3500 und 4500 Euro brutto im Monat beziehen. Verlierer sind Bezieher von Einkommen ab 6000 Euro brutto im Monat.

Sie profitieren derzeit davon, dass ab der Höchstbeitragsgrundlage keine
Sozialversicherungsbeiträge mehr zu zahlen sind. Dieses Privileg fällt beim "integrierten Tarif" weg, weil es nur mehr den einen einheitlichen Tarif von 44 Prozent gibt.

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Und was würde sich für den Finanzminister ändern? Bruckner hat ausgerechnet, dass das Steueraufkommen bei seinem Modell um einige Milliarden Euro geringer ausfallen würde. Dafür würde sich der Staat aber bis zu 4500 Finanzbeamte ersparen, weil das System stark vereinfacht wäre. Das brächte 300 bis 400 Millionen Euro pro Jahr fürs Budget.

Unternehmer würden laut Bruckner davon profitieren, dass die Lohnverrechnung "dramatisch vereinfacht" würde. Er findet den integrierten Tarif "fairer und transparenter". Auch Klaus Hübner, Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, wünscht sich den integrierten Tarif: "Das wäre ein radikaler Wurf in Richtung Steuervereinfachung."

Fekters Koalitionspartner SPÖ muss davon noch überzeugt werden. "Dieses Modell hat Für und Wider", sagt Finanzstaatssekretär Andreas Schieder dem KURIER. Es hänge von der konkreten Ausgestaltung ab.

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