Family-Coach: Schwierige Kinder-Fragen

Family-Coach: Schwierige Kinder-Fragen
"Ist das mein neuer Papa?" In den Ferien können Kinder mit ihren Eltern über die Themen reden, die sie immer beschäftigen.

Die Familie wandert gemütlich über die Alm, man liegt am Strand oder baumelt in der Hängematte. Und dann plötzlich das: "Papa, werden eigentlich alle Penisse gleich groß?"
"Im Urlaub sind die Eltern entspannt genug, dass die Kinder ihnen Fragen stellen, die sie schon länger beschäftigen", weiß KURIER Family-Coach Martina Leibovici-Mühlberger.

Schließlich ist für die großen Fragen des (Kinder)Lebens im Alltag oft keine Zeit.
Wichtig dabei: "Niemals die Kinder abwimmeln. Und nicht einfach sagen: ,Das weiß ich nicht'", warnt die Beraterin. Es gibt ja sehr unterschiedliche Arten von Kinderfragen, auf die unterschiedlich reagiert werden muss. Ein Überblick.

Die Wissensfragen: "Woher weiß man, wie das Wetter wird?"
Sobald Kinder aus der reinen Warum-Phase hinauswachsen und die Eltern mit anspruchsvolleren Fragen zu belagern, kommen Erwachsene an ihre Grenzen. "Mein Vierjähriger hat mich gefragt: 'Was passiert eigentlich, wenn das Wasser zu Eis wird?", erzählt Leibovici-Mühlberger. "Ich habe Medizin studiert und Physikprüfungen abgelegt. Aber als ich irgendetwas von kleinsten Teilchen erzählt habe, war klar, dass ich es nicht sinnvoll erklären kann." Ihr Tipp für diese - häufige - Situation: "Sagen Sie dem Kind: ,Das ist eine gute Frage, die ich dir nicht genau beantworten kann. Suchen wir uns die Antwort in einem Buch oder eher noch im Internet heraus.' So lernen die Kinder auch, sinnvoll mit Recherchen im Netz umzugehen." Google ist da oft der beste Freund überforderter Eltern. Oder verweisen Sie auf jemanden mit einer besonderen Fachkompetenz, der es - bald - erklären kann.

Die schrägen "Gute-Frage-Fragen": "Wer hat denn die ABC-Tasten gemischt?"
Der Unterschied zu den klassischen Wissensfragen ist, dass man auch als Erwachsener nicht weiß, wo man eine solche Antwort suchen soll. Da hilft auch Google nicht weiter. Das Kind soll ruhig wissen, dass Sie selbst sich diese originelle Frage noch nie so gestellt haben und es nicht wissen. Gehen Sie gemeinsam auf die Suche nach einer Antwort. Lassen Sie gemeinsam ihre Fantasie spielen und überlegen Sie sich zusammen lustige Antworten. Diese Lösung hat fast historischen Charakter: In den Zeiten der ersten Schreibmaschinen wurden die am häufigsten verwendeten Buchstaben weit auseinander gesetzt, damit sich die Buchstabenhebel beim ständigen Gebrauch nicht verklemmen. So wurde es dann als Norm festgesetzt. Englische Tastaturen sind daher auch anders als deutschsprachige.

Die Aufklärungs-Fragen: "Werden alle Penisse gleich groß?"
Woher weiß man, ob das Kind alt genug für anzügliche Themen ist? "Diese Fragen kommen immer früher. Aber ich kann Eltern beruhigen: Wenn das Kind danach fragt, ist es der richtige Zeitpunkt", erklärt Leibovici-Mühlberger. "Wie das Kind die Frage formuliert, zeigt, wie sie zu beantworten ist. Es ist ein Unterschied, ob ein Zehnjähriger nach Penisgrößen fragt oder eine Dreizehnjährige darüber reden will, dass ihr Freund sie geküsst hat." Wichtig ist, dass Eltern unverkrampft und offen über Sexualität sprechen. Für das Kind ist es ja nichts Anrüchiges.

Die philosphischen Fragen: "Wo ist Oma, jetzt wo sie tot ist?"
Die Liste ist lang: Was ist gerecht? Wieso hat man manchmal Angst? Was ist Verliebtsein? Interessanterweise kommen viele Bücher, die sich mit philosophischen Kinderfragen beschäftigen, aus der Heimat des Existenzialismus: Frankreich. Das Buch "Ich. Was ist das? aus der Reihe "Philosophieren mit neugierigen Kindern" wurde heuer sogar zu den besten Kinderwissenschaftsbüchern Österreichs gewählt und Schulen zur Verfügung gestellt. Auch "Wichtige Kinderfragen" wurde aus dem französischen übersetzt und bietet als Antwort "Wo ist man, bevor man auf die Welt kommt?" oder "Was ist Denken?" ausgewählte Zitate bekannter Philosophen.

Die sozialen Fragen: "Ist das jetzt mein neuer Papa?"

"Gerade im Urlaub zeigen sich neue Familien-Konstellationen intensiver als oft im Alltag, wenn etwa ein neuer Lebenspartner erstmals mitreist. Das Kind stellt solche Fragen, um sich besser orientieren zu können", so Leibovici-Mühlberger. "Das sind Themen, die Kinder vielleicht schon länger beschäftigen. Eltern müssen aufpassen, nicht ihre eigenen Wünsche in die Antwort hineinzulegen. Selbst wenn sie natürlich wollen, dass der neue Partner in der Familie akzeptiert wird."

Andersrum: Die Elternfragen
Manchmal würden auch Eltern gerne ihren Kindern heikle Fragen stellen wie "Was ist jetzt eigentlich mit deinem Freund?" Familienberaterin Leibovici-Mühlberger rät davon ab: "Pubertierende wollen ihre Autonomie und dazu gehört, dass sie nichts preisgeben", weiß sie. "Dann muss man eine Atmosphäre schaffen, in der solche Gespräche entstehen können. Einen Eiskaffee an der Pool-Bar trinken gehen. Jugendliche wollen gerne reflektieren und es mit Eltern besprechen. Aber nur wenn es gerade passt - und das entscheiden sie selbst."

Family-Coach-Telefonsprechstunde:
Montag, 13 bis 15 Uhr,
01/526 57 60

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