Fahndung nach Brustimplantat-Hersteller
Der Gründer der französischen Firma PIP, die wegen Billig-Brustimplantaten in die Schlagzeilen geraten ist, steht wegen Trunkenheit am Steuer seit Monaten auf der Fahndungsliste von Interpol. Die Suche nach Jean-Claude Mas habe nichts mit dem Skandal um die Silikonkissen des Unternehmens Poly Implant Prothese (PIP) zu tun, betonte Interpol am Samstag in einer Stellungnahme. Ein Steckbrief - eine sogenannte Red Notice - mit Fotos des 72 Jahre alten Franzosen wurde bereits im Juni auf Antrag Costa Ricas auf der Internetseite der internationalen Polizeibehörde veröffentlicht.
REgierung empfiehlt Entfernung
Frankreich hatte am Freitag angeboten, die Kosten für die Entfernung der PIP-Implante von 30.000 Frauen zu übernehmen. Das französische Gesundheitsministerium empfiehlt eine vorsorgliche Entfernung der Billig-Silikon-Implantate. In der vergangenen Woche waren acht Fälle von Krebserkrankungen bei Frauen bekannt geworden, deren Implantate gerissen waren und sich durch den Körper verbreiteten.
Gesundheitsminister Xavier Bertrand hat nach Angaben der Website der Tageszeitung Le Figaro den 30.000 betroffenen Frauen am Freitag zu einer erneuten Operation geraten, auch wenn die Silikonkissen keine Defekte oder Risse zeigten. Eine derartige staatlich empfohlene Rückruf-Aktion ist im Bereich der Schönheitschirurgie bisher beispiellos. Mehr als 2000 Frauen haben seit März 2010 in Frankreich gegen die PIP-Implantate vor Gericht geklagt. Das Unternehmen ist 2010 in Konkurs gegangen.
In Österreich nur fünf betroffene Frauen
"Den Ärzten kann man keinen Vorwurf machen", sagt der Plastische Chirurg Edvin Turkof: "Die Produkte waren ordnungsgemäß zertifiziert, das Industrie-Gel hätte nicht verwendet werden dürfen." Der TÜV Rheinland, der die PIP-Produkte ursprünglich europaweit zertifiziert hatte, betont, "nachweislich umfassend und fortgesetzt getäuscht worden zu sein".
Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen zu den gefährlichen Brust-Implantaten:
Wurden die Implantate auch in Österreich eingesetzt?
"Sie sollen bei ihrem Arzt den Zustand des Implantats regelmäßig kontrollieren und bei Verdacht auf einen Riss entfernen lassen“, sagt Müllner. In Frankreich raten viele Mediziner zu einer sofortigen Entfernung. „ Es gibt aber noch keine offizielle Empfehlung dafür“, sagt Prim. Thomas Hintringer, Präsident der Gesellschaft für Plastische Chirurgie.
Haben die Behörden früh genug gewarnt?
Ende März 2010 hat die französische Agentur für die Sicherheit von Gesundheitsprodukten die weitere Vermarktung und den Einsatz der PIP-Implantate verboten. Die Grüne Frauensprecherin Judith Schwentner kritisiert, dass daraufhin die österreichischen Behörden vor dem Einsatz der Produkte nur gewarnt, diesen aber nicht untersagt haben. Müllner: „Wir haben sofort reagiert. Nach unserer Warnung wurden in Österreich keine Produkte mehr eingesetzt. “
Sind Billigangebote im Ausland ein Risiko?
„Man sollte gezielt fragen, welche Implantate verwendet werden“, sagt Turkof, „weil die Firmen beteuern, dass die Implantate überall dasselbe kosten. Wenn im Ausland eine OP nur 2500 Euro kostet, dann bleiben nach Abzug der 1000 Euro für die Implantate lediglich 1500 Euro für Spital, OP-Saal, Anästhesist und OP-Honorar“, schreibt Turkof in seinem Buch „Brustvergrößerung“. „Da muss man sich schon überlegen, wie das gehen soll. Im Sinne Ihrer Sicherheit müssen Sie darauf bestehen, dass sie einen Implantatpass bekommen, damit Sie genau wissen, was Ihnen eingesetzt wurde.“ Man dürfe aber Eingriffe im Ausland nicht generell schlecht machen.
Welche Sicherheit haben Patientinnen in Österreich?
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