Einmal Lehrer, immer Lehrer?

Einmal Lehrer, immer Lehrer?
Für schlechte Pädagogen gibt es keine Exit-Strategien. Eltern schlagen deshalb Umschulungsmöglichkeiten vor.

Ich wäre sehr dafür, würden die Wanderpokale aus dem Schuldienst entlassen werden", sagt Volksschullehrerin Heidrun Stastny. Wanderpokale sind jene Lehrer, die unfähig sind und deswegen von Schule zu Schule weitergereicht werden. "Diese Pädagogen senken die Qualität des Unterrichts", findet Stastny.

Unter den 120.000 Lehrern in Österreich gibt es einige schwarze Schafe. Einen Weg, um sie beruflich anders einzusetzen, ist im derzeitigen Schulsystem nicht möglich. Deshalb zögern auch so viele Direktoren und Schulinspektoren, gegen schlechte Lehrer vorzugehen. Die Lösung: "Es braucht ein Ausstiegsszenario", meint Theodor Saverschel, oberster Vertreter der Elternvereine an höheren Schulen. Und er hat gleich ein solche Lösung für einen Aussteig parat: "Es könnte eine Arbeitsstiftung gegründet werden, wie sie es auch bei großen Firmen wie VOEST, Quelle oder der Post gab und gibt. Lehrer, die ausgebrannt oder ungeeignet sind, werden dort umgeschult." Finanzieren sollten die Stiftung das Ministerium, AMS und Wirtschaft. Saverschel glaubt, dass eine Alternative das Image des Lehrerberufs heben würde. Dann stünden keine "Sesselkleber" mehr in den Klassen.

Auswahl

Christian Morawek, der die Eltern von Pflichtschülern vertritt, wünscht sich ebenso, dass Lehrern "alternative Arbeitsplätze angeboten werden." Weiterer Vorschlag: "Junge Menschen müssen vor und während des Lehramtsstudiums besser beraten und begleitet werden." Ist ein Lehrer dann im Schuldienst, "muss es regelmäßige, verbindliche Mitarbeitergespräche geben. Dass es diese gibt, ist bisher von Lehrervertretern kaum unterstützt worden."

Auch viele Pädagogen wissen, dass Lehrer jahrelang unterrichten, obwohl sie ihr Metier nicht beherrschen. Wie schwierig der Umgang mit unfähigen Lehrern ist, weiß die ehemalige AHS-Direktorin Heidi Schrodt und berichtet aus der Praxis: "Ich kenne Direktorenkollegen, die plötzlich in die Rolle der Angeklagten fielen, weil sie jemanden kündigen wollten, der für den Unterricht nicht geeignet war."

Ungeeignet

Aber wann ist jemand nicht geeignet für den Beruf des Lehrers? Gründe gibt es viele: "Man kann das Unterrichten zwar zu einem gewissen Grad lernen,", meint Schrodt. "Aber oft fehlt die grundsätzliche Eignung. Wenn Unterrichtsziele am Ende eines Schuljahres nicht erreicht werden, heißt das nicht automatisch, dass der Lehrer schlecht ist. Aber wenn er über die Jahre hinweg die Unterrichtsziele nicht erreicht, ist das ein Problem." Schrodt setzt auf eine bessere Lehrerausbildung in der Zukunft : "Das ist einer der wenigen Bereiche, in denen sich künftig einiges ändern könnte."

Ein schlechter Lehrer ist für AHS-Gewerkschafter Eckehard Quin meist jemand, "der nach Jahren der hohen Belastung der Anforderung nicht mehr gewachsen ist." Auch er kritisiert, dass es keine Exit-Strategie für diese Pädagogen gibt. Derzeit gebe es nur zwei Optionen: "Den Lehrer halten und in die Klasse stellen oder ihn rauswerfen. Dann würde er in ein tiefes Loch fallen. Der Dienstgeber hat eine Fürsorgepflicht."

Dass Personalentscheidungen nur vom Direktor getroffen werden, sei auch keine Lösung. Paul Kimberger, Vertreter der Pflichtschullehrer: "Das würde Bewerbungsverfahren an den Schulen mit sich ziehen. Das ist organisatorisch und administrativ unmöglich. Aber ich bin dafür, dass die Schulleiter ein Mitspracherecht bekommen." Bei einer alleinigen Personalhoheit befürchtet er Willkür und Privilegierung. Und: "Schulen auf dem Land oder in Brennpunktzonen wären im Nachteil. Diese bekämen nur schwer Lehrer – vor allem in Mangelfächern wie Informatik", meint Kimbergers Kollege Quin.

"Die Richtigen müssen Pädagogen werden." Davon ist Hauptschullehrer Thomas Krebs überzeugt. "Nur wenn jemand Kinder mag, heißt das nicht automatisch, dass er für den Lehrberuf geschaffen ist. Kinder agieren sehr anspruchsvoll und wachsen heute ganz anders auf." Er stellt fest: "Viele Junglehrer werfen nach ein bis zwei Jahren das Handtuch, weil ihnen nicht klar war, was auf sie zukommt". Sein Vorschlag: ein Schnupperjahr, das vor Eintritt in die pädagogische Hochschule absolviert wird

Tipps: Umgang mit schlechten Lehrern

Sprechen Eltern sollten zuerst mit dem Lehrer, dann mit der Direktion, sprechen. Schulpartner (Schüler, Eltern, Lehrer) informieren, die das im Ausschuss zur Sprache bringen. Parallel dazu Gespräch mit der Schulaufsicht. Dort kann man offizielle Beschwerde einreichen, falls die Direktion nicht tätig geworden ist.

Dokumentieren Immer alle Schritte und Lehrerfehlleistungen schriftlich dokumentieren – in einer Art Tagebuch. Gesprächsprotokolle anfertigen, damit man im Fall des Falles etwas in der Hand hat. Direktoren sind im Rahmen ihres neuen Tätigkeitsprofils dazu verpflichtet, in solchen Konfliktfällen aktiv zu werden.

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