DSK: Erstes TV-Interview seit Sexaffäre

DSK: Erstes TV-Interview seit Sexaffäre
Strauss-Kahn sagt seiner Präsidentschaftskandidatur ade und vermutet, in eine "Falle" von Sarkozy-Getreuen getappt zu sein.

War das eine Schwäche? Nein. Das war schlimmer: ein moralischer Fehler, den ich nicht aufhören werde, zu bereuen", gestand Dominique Strauss-Kahn bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Sex-Affäre in New York.

Der gestrauchelte Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds und vormalige Umfragefavorit der französischen SP richtete Sonntagabend in einem Interview während der Hauptnachrichten des französischen TV-Senders TF 1 eine gut einstudierte Reue-Erklärung an seine Frau, seine Freunde und die französische Bevölkerung - ohne allerdings die Fragen um den überstürzten Sexualkontakt mit einer New Yorker Hotelbediensteten, der zu seiner Festnahme geführt hatte, vollends zu klären.

Den Bericht des New Yorker Staatsanwalts, der die Anklage gegen ihn Ende August fallen gelassen hatte, hielt Strauss-Kahn gleich drei mal hoch, um jeden Vergewaltigungsversuch weit von sich zu weisen: "Es gab weder Gewalt noch Zwang." Auch eine "bezahlte Beziehung" sei es nicht gewesen.

Falle

DSK: Erstes TV-Interview seit Sexaffäre

Was war dann für den (laut Staatsanwalt) neun Minuten kurzen, "überstürzten Verkehr" zwischen dem französischen Spitzenpolitiker und dem afrikanischen Stubenmädchen Nafissatou Dialo ausschlaggebend? Strauss-Kahn spricht seinerseits nur von seinem "moralischen Fehler". Er will allerdings bei Diallo eine "finanzielle Motivation" nicht ausschließen - tatsächlich, und das erwähnte Strauss-Kahn auch wieder, hatte sich die Klägerin in einem von den Behörden abgehörten nachträglichen Telefonat mit einem
inhaftierten Freund entsprechend geäußert.

Auch eine "Falle" hält er für möglich, nicht einmal ein "Komplott" will er ausschließen. Er verweist wieder auf den Bericht des Staatsanwalts, aus dem hervorgeht, dass der Anwalt der Klägerin Auskunft über die Bewegungsabläufe im New Yorker Sofitel von der Hoteldirektion erhielt - Informationen, die seinen Verteidigern vorenthalten wurden. Damit verdächtigt Strauss-Kahn die französischen Direktoren dieser Hotelkette, die als Vertraute von Nicolas Sarkozy gelten, sie hätten sich im Auftrag des bürgerlichen Staatschefs gegen ihn verschworen.

Versäumtes Rendez-Vous

Seine eigene Präsidentschaftskandidatur habe er aufgegeben: "Ich habe mein Rendez-Vous mit den Franzosen versäumt. Das alles liegt hinter mir. Auch wenn ich glaube, dass der Sieg der Linken für Frankreich notwendig ist". Bleibt die in Frankreich laufende Voruntersuchung gegen Strauss-Kahn wegen der Klage der Pariser Journalistin Tristane Banon, die ihm einen Vergewaltigungsversuch während eines Interview-Termins vorwirft. "Eine Verleumdung", versicherte gestern Strauss-Kahn.

Am vergangen Montag hatte er aber erstmals bei einer Einvernahme zugegeben, er habe Banon - vergeblich - zu umarmen versucht. Zuvor hatte er jeden körperlichen Annäherungsversuch geleugnet. Banon erklärt hingegen, DSK habe versucht, ihre Hose gewaltsam zu öffnen und erst von ihr gelassen, als sich beide am Boden wälzten.

Allerdings liegt dieser Vorfall acht Jahre zurück. Banon hatte bis zum Ausbruch der Affäre in New York es nicht gewagt, Anzeige zu erstatten. Ihr engster Umkreis, darunter ihre eigene Mutter, habe ihr davon heftig abgeraten, beteuert Banon.

Die Mutter, eine sozialistische Politikerin, die einst mit DSK politisch und privat verkehrte, bestätigt und bereut das heute. Sie wirft DSK einen krankhaften Umgang mit Frauen vor. Ähnlich äußerte sich auch die Vorsitzenden der SPF, Martine Aubry.

Leichtfertigkeit verloren

"Ich habe das Bild, das von meinem Umgang mit Frauen gezeichnet wurde, nicht gerne", erklärte Strauss-Kahn. Schlussbekenntnis des Büßers: "Ich habe das Leid gesehen, das ich angerichtet habe. Ich habe nachgedacht und habe diese Leichtfertigkeit für immer verloren."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Bilder

Kommentare