Drama um Jungfamilie

Drama um Jungfamilie
Gerhard Schleifer, 24, starb bei einem Stromunfall. Seine Freundin erwartet Drillinge. Die Gemeinde will helfen.

Die Verena und den Gerhard hat es nur als Einheit gegeben. Du hast sie nirgends alleine gesehen, überall sind sie im Doppelpack aufgetreten. Für das Mädl war mein Sohn die erste große Liebe", erzählt Friedrich Schleifer mit trauriger Stimme. In dem Tiroler Dorf nannten das junge Paar deshalb auch alle "die Gerds". Am 16. September wurde ihre Einheit brutal auseinandergerissen.

Der 24-jährige Elektriker geriet bei Arbeiten an einer Steuerungsanlage auf dem Stubaier Gletscher in einen Stromkreis und war sofort tot. Zurück blieb seine 22-jährige Freundin Verena Reinisch, die im März Drillinge erwartet. Schleifer hatte sich sehr auf den Nachwuchs gefreut. In der Woche seines Todes verkündete der werdende Vater seinen Freunden bei einer Theaterprobe stolz die frohe Botschaft: "Es wird zwar zach werden, gleich mit dreien, aber es ist wunderbar." Im Arm halten wird der junge Mann seine Kinder aber nie.

Dennoch schöpft die Familie im Stubaital gerade aus der Schwangerschaft Kraft und Trost. "Mit den Enkeln kommt eine neue Aufgabe auf uns zu. Das zeigt uns, dass das Leben doch irgendwie weitergeht", meint Friedrich Schleifer. "Der Gerhard war unser Sonnenschein, doch jetzt ist das Wichtigste, Verena zu unterstützen. Sie hat sich ja in allem auf den Gerhard verlassen. Er hat sich um alles gekümmert."

Spenden

Helfen will der werdenden Mutter auch die Heimatgemeinde, in der das Paar zuletzt lebte. Manfred Leitgeb, Bürgermeister von Mieders, startete jetzt einen Spendenaufruf. Dabei soll es aber nicht um einen "Schnellschuss" gehen, sondern um nachhaltige Unterstützung. "Bei einer Naturkatastrophe kannst du dem Betroffenen einen einmaligen Geldbetrag geben, und er beseitigt die Schäden. Aber bei einer solchen Tragödie muss das Schritt für Schritt gehen. Es braucht Hilfe über Jahre - die Kinder wachsen ja", erklärt Leitgeb.

Die Gemeinde wird selbst einen Beitrag aus dem Sozialbudget für in Not geratene Mitbürger leisten und das gespendete Geld entsprechend weiterleiten. Mit der Caritas kann etwa eine Familienhilfe gestellt werden. "Wenn die Normalität wieder eintritt, soll Verena wenigstens finanziell abgesichert sein", sagt Leitgeb.
Doch von einer solchen Normalität sind Familie und Freunde noch weit entfernt. "Mit dem Gerhard konntest du nicht streiten. Der hatte immer ein Lächeln auf den Lippen und einen Spruch parat", beschreibt Martin Wegscheider seinen Freund.
Als ehrgeiziger Feuerwehrmann, passionierter Laien-Schauspieler und Schriftführer der Jungbauern gestaltete der Elektriker das Dorfleben mit. Dementsprechend tief sitzt der Schock im Tal. "Am Tag des Unglücks war es im Ort total still. Du hast die gedrückte Stimmung förmlich gespürt", erinnert sich Wegscheider und betont: "Auch wenn es bis zur Geburt noch dauert, Verena ist überfordert und braucht Unterstützung." Erfreuliches hat sich schon getan. "Eine Familie aus dem Zillertal gibt ihren Drillings-Kinderwagen her", freut sich Leitgeb.

SPENDENKONTO: Gemeinde Mieders - Spendenkonto Schleifer, Kto.-Nr. 100020149, Blz.: 36275

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